Olympieion (Athen)
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Das Olympieion (auch Tempel des Olympischen Zeus) in Athen war einer der größten Tempel im antiken Griechenland. Der Bau geht auf das 6. Jahrhundert v. Chr. zurück, wurde aber erst unter dem römischen Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. vollendet. Das Olympieion befindet sich rund 500 m östlich der Akropolis.
[Bearbeiten] Geschichte
Die ältesten ausgegrabenen Baureste an dieser Stelle stammen wohl von einem Tempel aus der ersten Hälfte des 6. Jh.s, der wahrscheinlich unter der Tyrannis des Peisistratos erbaut wurde. Die Peisistratiden, die Söhne des Peisistratos, ließen an seiner Stelle einen riesenhaften Tempel errichten, wohl nach dem Vorbild der kurz vorher begonnenen Dipteroi in Ionien. Nach dem Sturz der Tyrannis blieb der Bau unfertig liegen. Die vorbereiteten Säulentrommeln wurden größtenteils für den Bau der Mauer des Themistokles verwendet. Weiteres Baumaterial wurde wahrscheinlich zum Bau des Vorgängerbaus des Parthenon auf der Akropolis herangezogen. Dass man Material aus einem Heiligtum entfernte, ist ungewöhnlich und legt nahe, dass der Bau eher als Denkmal der Tyrannenherrschaft aufgefasst wurde und nicht als Eigentum des Gottes Zeus. Ein Versuch in spätklassischer Zeit, zumindest den Naos zu vollenden, blieb ebenfalls in den ersten Anfängen stecken.
Erst 174 v. Chr. beauftragte der mächtige und äußerst ambitionierte Seleukidenkönig Antiochos IV. den Baumeister Cossutius damit, einen Tempel auf dem alten Fundament zu errichten. Nach dem Tod des Königs 164 v. Chr.blieb der bereits weit gediehene Bau wieder unvollendet liegen. Nachdem Sulla 86 v. Chr. Athen erobert hatte, ließ er zwei Säulen des Olympieion nach Rom bringen und im Tempel des Iuppiter Capitolinus verbauen. Erst unter Kaiser Hadrian, einem Bewunderer der griechischen Kultur, wurde das Olympieion um 130 n. Chr. unverändert nach dem Plan des Cossutius endgültig fertiggestellt.
Wann und wie genau das Olympieion zerstört wurde, ist unbekannt, wahrscheinlich jedoch durch ein Erdbeben im Mittelalter. Danach wurden die Ruinen als Steinbruch benutzt. Mit archäologischen Ausgrabungen wurde 1889 begonnen.
[Bearbeiten] Architektur
Das Olympieion war nach dem ursprünglichen Plan ein Dipteros mit acht Säulen auf den Schmal- und 21 Säulen auf den Langseiten. Der Naos sollte von insgesamt 108 Säulen umringt werden, jeweils doppelte Reihen auf den Langseiten, sogar dreifache Reihen auf den Schmalseiten. Mit einer Grundfläche von 108 × 41 Metern am Stylobat war der Tempel wohl nicht zufällig fast ebenso lang wie der etwa zur selben Zeit unter dem Tyrannen Polykrates begonnene monumentale Heratempel auf Samos, der größte je errichtete Tempel Griechenlands. (Zum Vergleich: Der knapp 100 Jahre später errichtete Parthenon hatte Stylobatabmessungen von etwa 31 m auf 67 m) Ursprünglich wurde der Bau wohl in dorischer Ordnung geplant und begonnen –- allerdings mit einigen Eigenheiten ionischer Architektur im Grundriß. Als Baumaterial wurde ein poröser Kalkstein verwendet. Von diesem Entwurf wurde kaum mehr als der Stufenbau fertiggestellt.
Das Aussehen der heutigen Ruine ist hingegen geprägt vom etwa 350 Jahre späteren Entwurf aus der Zeit des Hochhellenismus, den erst weitere 300 Jahre später Hadrian fertigstellen ließ. Der Grundriss wurde nur geringfügig verändert, die Säulenzahl auf den Langseiten wurde reduziert auf 20 Säulen in exakt gleichem Abstand. Statt der ursprünglich geplanten dorischen Säulen wurden hingegen nun etwa 17 m hohe korinthische Säulen errichtet, von denen 15 heute noch aufrecht stehen. Als Baumaterial wurde nun Marmor verwendet.
[Bearbeiten] Literatur
- Gottried Gruben: Griechische Tempel und Heiligtümer. 5. Aufl. Hirmer, 2001, ISBN 3-7774-8460-1
- Renate Tölle-Kastenbein: Das Olympieion in Athen. Böhlau, Köln 1994, ISBN 3-412-02794-4.
Koordinaten: 37° 58' 09" N, 23° 44' 01" O