Plutokratie
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Die Plutokratie (griech.: πλουτοκρατία plutokratía, von πλουτος Plutos = „Reichtum“ und κρατείν kratín = „herrschen“) ist eine Staatsform, in der die Herrschaft durch Vermögen legitimiert wird, also die Herrschaft des Geldes (auch „Geldadel“ genannt). Politische Rechte werden anhand des Einkommens vergeben (z. B. über das Zensuswahlrecht). Die Plutokratie ist eine Unterform der Oligarchie.
In einem plutokratischen System sind Ämter in der Regel nur den Besitzenden zugänglich. Es existiert ein Zensuswahlrecht, das Besitzlose von den politischen Bürgerrechten ausschließt und in der politische Macht hauptsächlich zum Nutzen der Machtinhaber ausgeübt wird. Damit ist verbunden, dass die finanzielle Macht Einzelner oder Unternehmen die verfassungsmäßige Ordnung eines Staates umgeht und eigennützig den Staat manipuliert.
Die Plutokratie lässt sich mit dem Zensuswahlrecht von 1791 in Frankreich oder dem Dreiklassenwahlrecht in Preußen vergleichen.
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[Bearbeiten] Kampfbegriff der Nationalsozialisten
Im Nationalsozialismus war Plutokratie der Begriff, der unter dem Zuge der Kapitalismuskritik zulässig war. Insbesondere wurde er durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels häufig zur Diffamierung der Juden benutzt, da unterstellt wurde, gewisse einflussreiche Juden würden ihren finanziellen Einfluss dazu ausnutzen, Entscheidungsträger zu manipulieren. Dadurch sollte Abneigung und Hass geschürt werden.
[Bearbeiten] Plutokratie in der Gegenwart
In heutiger Zeit erkennen einige Politikwissenschaftler auch im System der USA plutokratische Züge. Begründet wird dies mit der Struktur der Rekrutierung politischer Eliten, die häufig eng verknüpft sind mit wirtschaftlichen Führungsschichten. Teilweise wird diese Macht zudem durch einflussreiche Massenmedien gestützt, wie im Fall der neokonservativen Weltanschauung etwa durch Rupert Murdoch. Die Verwendung des Begriffes Plutokratie in Bezug auf die USA ist umstritten, da er im Nationalsozialismus als Kampfbegriff gegen die angelsächsischen Länder verwendet wurde.
Marxisten bezeichnen nicht nur die USA, sondern prinzipiell alle kapitalistischen Staaten als plutokratische Oligarchien – also als eine Herrschaft einer reichen Minderheit (Kapitalisten) über eine arme Mehrheit (Arbeiter).
Aber auch in Russland, einem ehemaligen sozialistischen Land, gibt es den Geldadel. Auch China ist eines der ungleichsten Länder der Welt bei der Reichtumsverteilung. Das durchschnittliche Einkommen der unteren 20 Prozent der Bevölkerung beträgt weniger als ein Zwanzigstel des Einkommens der oberen 20 Prozent. In Südafrika, einem Land mit großen internen Ungleichheiten, hat der Geldadel ebenso einen großen Einfluss auf die Politik.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Plutokratie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |