Benutzer:Rainer Zenz/Hausschwein
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[Bearbeiten] Geschichte der Schweinezucht
Die Domestizierung des Wildschweins erfolgte etwa 8500 v. Chr unabhängig voneinander mindestens in zwei Kulturräumen: in China und im Vorderen Orient, vermutlich in der Region des fruchtbaren Halbmonds.
In China wird das Hausschwein seitdem ununterbrochen gehalten und Schweinefleisch ist dort die meistgegessene Fleischsorte. Mehr als die Hälfte der Hausschweine weltweit werden heute in China gehalten (489 Millionen). Von Südchina aus verbreitete sich die Schweinezucht innerhalb von weniger als 2000 Jahren nach ihrem Beginn in ganz Südostasien bis nach Polynesien, nicht jedoch bis nach Australien.
Im Vorderen Orient erfolgte die Domestizierung des Schweins gleichzeitig mit oder kurz nach der von Schaf und Ziege und rund 2000 Jahre vor der des Rinds. Zur damaligen Zeit war die Region noch waldreich und bot den Schweinen mit Eichen- und Buchenwäldern einen geeigneten Lebensraum und Nahrung.
Zu den ältesten Fundorten von Knochen halbdomestizierter Schweine gehören die neolithischen Siedlungen von Jericho (Palästina), Jarmo (Irak) und Agrissa-Magulla (Griechenland). Darstellungen von Schweinen als Kleinplastiken und auf Rollsiegeln und Amuletten sind aus dem 5. Jahrtausend aus Iran und dem 4. Jahrtausend aus Mesopotamien erhalten. In altägyptischen Wirtschaftstexten werden Schweine häufig erwähnt, bildliche Darstellung sind jedoch sehr selten. In mehreren anderen Siedlungen im Vorderen Orient fand man große Mengen von Schweineknochen aus der Zeit bis 2000 v. Chr. an Orten, die rituelle Schlachtungen vermuten lassen.
Bis etwa 5000 v. Chr. hatte sich die Schweinezucht auch bis nach Südost- und Mitteleuropa ausgebreitet, während die weitere Verbreitung nach Südwesteuropa langsamer fortschritt. Besonders beliebt wurde Schweinefleisch bei den Griechen und Römern (siehe auch Schweinezucht in der Antike).
In einer Region ihrer ursprünglichen Domestikation ging die Schweinezucht dagegen stark zurück. Vermutete Ursache dafür ist die weitgehende Abholzung der Wälder im Vorderen Orient im Zuge der Ausweitung des Ackerbaus und der damit verbundenen Bevölkerungszunahme und Veränderung des Klimas bis zur Wüstenbildung. Die Hebräer begannen ein halbnomadisches Leben zu führen. Unter solchen Bedingungen wurde die Schweinehaltung zusehends schwieriger, da Schweine mäßige Temperaturen, Schatten und feuchten Boden benötigen und sich auch nicht mehr vorwiegend in den Wäldern ernähren konnten, was sie als Allesfresser zum Nahrungskonkurrenten des Menschen machte. Die vormals intensiv betriebenene Schweinezucht wurde zum Luxus. Ausdruck fand dieser Wandel im Schweinefleischverbot des Judentums und später der Muslime. Dennoch hielt sich die Schweinezucht in kleinerem Umfang bis in nachchristliche Zeit. Bevorzugt wurden aber die an die nun trockenen Lebensbedingungen wesentlich besser angepassten Schafe und Ziegen, die zudem als Wiederkäuer für Menschen ungenießbare Nahrung verwerten sowie Wolle und Milch liefern.
In Europa dagegen blieb das Hausschwein – begünstigt durch den Waldreichtum und das feuchtere Klima – der wichtigste Fleischlieferant. Mit einem Bestand von heute 191 Millionen Tieren ist es nach China der weltweit zweitgrößte Schweinefleischproduzent.
Anders als in Eurasien wurde das Wildschwein in Afrika nicht domestiziert, die dort lebenden Unterarten waren dazu nicht geeignet, ebenso wie in Amerika die dort vorkommenden, nicht näher verwandten Nabelschweine. In Australien gab es durch die frühzeitige Isolation des Kontinents überhaupt keine Schweine. Erst durch die europäischen Kolonisatoren wurden Hausschweine auf diesen Kontinenten angesiedelt, erreichten aber bis heute nicht annähernd die Bedeutung, die sie für die europäische und asiatische Ernährung haben.
[Bearbeiten] Quellen
- Marvin Harris: Wohlgeschmack und Widerwillen (1985). Klett-Cotta, Stuttgart 2005
- Jared Diamond: Arm und Reich. Das Schicksal menschlicher Gesellschaften. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 1998
- Brockhaus Enzyklopädie. F. A. Brockhaus, Mannheim 1992