Ring Christlich-Demokratischer Studenten
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Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist ein bundesweiter Studentenverband mit Sitz in Berlin. Er besteht seit 1951 und ist der größte und älteste politische Studentenverband Deutschlands.
Der RCDS Bundesverband ist der Zusammenschluss von mehr als 100 unabhängigen und selbständigen Gruppen im ganzen Bundesgebiet. Jedes einzelne Mitglied ist Mitglied der Gruppe am Hochschulort und jede Gruppe ist Mitglied im Bundes- und im jeweiligen Landesverband. Die bundesweite Organisation leistet Koordinations- und Servicearbeit sowie Interessenvertretung.
Der RCDS betreibt seit 15 Jahren eine Studienplatztausch- und Praktikantenbörse. Darüber hinaus betreibt er Online-Wohnungs- und Bücherbörsen. Außerdem publiziert er Info-Broschüren zu Themen wie BAföG, Stipendien, Soziales und Uni-Wechsel. Der Bundesvorsitzende des RCDS ist auch Herausgeber der Zeitschrift Civis mit Sonde.
Politisch steht der RCDS der CDU und der CSU nahe. So werden Studiengebühren unter bestimmten Umständen befürwortet und eine Auflösung der ZVS gefordert. Da der RCDS aus über 100 unabhängigen und selbständigen Gruppen besteht, ist eine Zuordnung von zentralen Forderungen äußerst schwierig. Die Politik des RCDS wird nicht von oben bestimmt, sondern hängt von den einzelnen Gruppen ab (Bottom-up-Prinzip). In der Gruppenautonomie liegt zugleich begründet, dass einzelne, ggf. auch vom Bundes- oder den Landesvorständen geforderte, Personalentscheidungen nur mit einem höheren Zeitaufwand umgesetzt werden können.
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European Democrat Students
Europaweit ist der RCDS in European Democrat Students (EDS), der Vereinigung von fast vierzig ihm nahestehenden Studentenverbänden, aktiv. Schwerpunkte seiner europäischen Arbeit sind die gegenseitige Anerkennung der Hochschulabschlüsse, eine gesamteuropäische studentische Interessenvertretung, die soziale Absicherung eines Auslandsstudiums sowie die Chancengleichheit für Hochschulabsolventen in ganz Europa. Daneben unterhält er eine Reihe von bilateralen Kooperationen, in deren Rahmen häufig Partnerorganisationen besucht werden. Im August 2002 organisierte der RCDS-Bundesverband die Summer University des EDS in Berlin und Hamburg.
Ring Christlich-Demokratischer Akademiker (RCDA)
Die Ehemaligen des RCDS sind im Ring Christlich-Demokratischer Akademiker (RCDA) organisiert. Der RCDA-Bundesverband wurde am 10. Oktober 1991 gegründet, einzelne lokale RCDA-Gruppen wie z.B. in Göttingen existieren aber auch schon deutlich länger. Geleitet wird der Verband von einem sechsköpfigen Bundesvorstand.
Kontrovers
In den letzten Jahren geriet der RCDS mehrfach in die Kritik, weil einzelne, auf Ebene der Gruppen aktive Mitglieder zugleich in rechtsextremen oder gar der Neonazi-Szene zugehörigen Organisationen aktiv waren. So wurde 2005 ein CDU-Jungfunktionär mit Neonazi-Vergangenheit für den RCDS in das Kölner Studentenparlament gewählt und arbeitete im Kölner Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) als Referent. [1] In Bochum warb der Fraktionsvorsitzende auf seiner privaten Homepage für die Wochenzeitung Junge Freiheit.[2] Im November 2006 wurde bekannt, dass der Vizevorsitzende des RCDS in Gießen zugleich als Sprecher der als rechtsextrem bezeichneten Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen, Vorsitzender einer Regionalgruppe der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen und Autor in der Jungen Freiheit aktiv war und an Demonstrationen der NPD und Freien Kameradschaften teilnahm.[3] Der Gießener RCDS-Vorstand trat als Konsequenz geschlossen zurück. [4] Der Betroffene selbst ist 2006 auf Wunsch des RCDS ausgetreten.
Der Bundesvorstand des RCDS und die Mitglieder des RCDS haben sich wiederholt eindeutig von rechtsextremen Organisationen distanziert.
RCDS-Vorsitzende seit 1951
- 1951-1952 Fritz Flick
- 1952-1953 Wolfgang Brüggemann
- 1953-1956 Konrad Kraske
- 1956-1958 Wilfried Gaddum
- 1958-1959 Walter Konrad
- 1959-1961 Dieter Ibielski
- 1961-1962 Martin Ratmann
- 1962-1963 Hans-Jürgen Vogt
- 1963-1965 Kurt Struppek
- 1965-1967 Gert Hammer
- 1967-1968 Wulf Schönbohm
- 1968-1970 Uwe-Rainer Simon
- 1970-1974 Gerd Langguth
- 1974-1975 Ulrich Schröder
- 1975-1977 Hans Reckers
- 1977-1978 Friedbert Pflüger
- 1978-1979 Günther Heckelmann
- 1979-1980 Stephan Eisel
- 1980-1981 Stefan Dingerkus
- 1981-1983 Johannes Weberling
- 1983-1985 Franz Dormann
- 1985-1987 Christoph-Matthias Brand
- 1987-1989 Jürgen Hardt
- 1989-1990 Christian Schede
- 1990-1991 Marcel Kaufmann
- 1991-1992 Christian Schneller
- 1992-1993 Eckhard Wälzholz
- 1993-1994 Tamara Zieschang
- 1994-1995 Oliver Röseler
- 1995-1996 Wichard von Heyden
- 1996-1997 Rasmus Tenbergen
- 1997-1998 Oliver Nölken
- 1998-1999 Fabian Magerl
- 1999-2000 Mario Voigt
- 2000-2001 Carsten Schwarz
- 2001-2002 Lars Kasischke
- 2002-2004 Barbara von Wnuk-Lipinski
- 2004-2006 Dorlies Last
- seit 2006 Tim Küsters
Quellen
- ↑ "CDU-Ratsherr im braunen Sumpf". WDR vom 29. November 2005; "Neonazi-Alarm im Asta". UniSPIEGEL vom 19. Dezember 2005.
- ↑ "Union-Nachwuchs spielt rechts". taz vom 19. April 2005
- ↑ UniSPIEGEL vom 22. November 2006: "Ein Rechtsextremist im RCDS-Vorstand"
- ↑ http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,450417,00.html UniSPIEGEL vom 24. November 2006: "RCDS zieht die Reißleine"]
Literatur
- Holger Thuß und Mario Voigt: 50 Jahre RCDS. Fünf Jahrzehnte gelebte Studentenpolitik, Erlangen 2001, ISBN 3-921713-30-7.
- Johannes Weberling: Für Freiheit und Menschenrechte. Der Ring Christlich Demokratischer Studenten 1945-1986, Düsseldorf 1990, ISBN 3-7919-0333-0.