Rothalsgans
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Rothalsgans | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Branta ruficollis | ||||||||||||
Pallas 1769 |
Die Rothalsgans (Branta ruficollis) gehört innerhalb der echten Gänse (Anserini) zu den Meergänsen (Branta). Wie alle Gänse gehört sie zur Familie der Entenvögel (Anserinae). Sie ist eng mit der Ringelgans (Branta bernicla) verwandt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aussehen
Das Gefieder ist schwarz mit deutlich erkennbaren weißen Konturlinien. Wie der Name bereits andeutet, ist die Brust rostrot gefärbt. Auch hier sind die roten Farbfelder durch weiße Zwischenlinien gut voneinander und vom umgebendem Schwarz abgesetzt. Rothalsgänse haben zudem einen kurzen Schnabel und relativ dicken Hals. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich. Beide werden etwa 55 cm lang und 1 bis 1,5 kg schwer.
Die Mauser findet genau zur Brutzeit statt: Dann verlieren die Vögel auf einen Schlag ihre Federn und werden für etwa drei Wochen flugunfähig. Naturgemäß sind sie in dieser Zeit besonders gefährdet.
[Bearbeiten] Ernährung
Rothalsgänse ernähren sich von Gras, insbesondere Queller, heute zunehmend von Weizen und Mais, die Jungvögel auch von Insekten.
[Bearbeiten] Lebensraum
Als Zugvogel zieht die Rothalsgans zwischen ihrem Brutgebiet in der europäischen Arktis, insbesondere dem westlichen Sibirien und ihren Überwinterungsgebieten in Zentralasien, insbesondere Kasachstan, dem Südirak und in Südosteuropa, dort insbesondere an der westlichen Schwarzmeerküste, umher. Seltener kommt sie auch in Westeuropa vor, wo man vereinzelte Tiere oft zusammen mit Ringelgänsen findet.
Hauptüberwinterungsgebiet der Rothalsgans ist der Durankulak-See (nördlich von Kamen Brjag) - westlichen Schwarzmeerküste.
[Bearbeiten] Fortplanzung
Einmal verpaart bleiben Mannchen und Weibchen lebenslang zusammen. Die Brutzeit beginnt in der zweiten Junihälfte und damit für Gänse recht spät. Interessanterweise brüten sie zudem oft in der Nähe von Falkennestern. Ornithologen vermuten, dass beide Beobachtungen zusammenhängen: Die Aufzucht der Brut in der Nähe des Greifvogelnestes schützt ihren Nachwuchs zum einen vor den Raubvögeln selbst, da diese nie in unmittelbarer Nähe ihres Nestes jagen. Zudem vertreiben die Greifvögel vehement mögliche Beutegreifer wie den Polarfuchs aus ihrem Brutgebiet - und damit auch aus dem Brutgebiet der Rothalsgans. Da beispielsweise die Falken erst recht spät mit der Brut beginnen, haben die Rothalsgänse dieses Verhalten "kopiert" und brüten ebenfalls erst später.
Genistet wird gewöhnlich an abgelegenen Stellen mit felsigem Untergrund. Eine vom Weibchen geschaffene Mulde wird dazu mit Gräsern, Flechten und Moosen ausgekleidet und mit speziellen Dunenfedern gepolstert. Die etwa 4 bis 5 hellgrünen Eier werden allein vom Weibchen bebrütet, das während dieser Zeit das Nest nur fur eine kürzere Nahrungssuche verlässt. Wie bei allen Gänsen beteiligt sich das Männchen nicht am Brutgeschäft, bewacht aber das Gelege gegen Fressfeinde und missliebige Artgenossen. Nach etwa 25 Tagen schlüpfen die Jungen, die in kurzer Zeit das Nest verlassen und sich selbständig ernähren können.
[Bearbeiten] Gefährdung
Vermutlich durch den DDT-Einsatz in den 1950er und 1960er Jahren und den damit einhergehendem Rückgang von arktischen Greifvögeln (in deren Schutz die Rothalsgans brütet) sowie eine massive Bejagung war der Bestand dieser Art dramatisch zurückgegangen. Erst ein umfassender Schutz der Art auf dem gesamten Zugweg konnte den Rückgang aufhalten und eine Erholung bewirken. Die Gesamtzahl der Vögel wurde in den 1990er Jahren auf ca. 60.000 Ind. geschätzt, nimmt aber seitdem wieder deutlich ab. Rothalsgänse gelten heute insbesondere durch (illegale) Bejagung in ihren Wintergebieten, aber auch durch die Vernichtung ihres Lebensraumes als gefährdete Vogelart und sind durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen sowie als Art des Anhang I der EU Vogelschutzrichtlinie geschützt.
[Bearbeiten] Literatur
- Bergmann, Hans-Heiner, Helmut Kruckenberg & Volkhard Wille (2006): Wilde Gänse - Reisende zwischen Wildnis und Weideland, G. Braun Verlag, Karlsruhe
- Madsen, J., G. Cracknell & Tony Fox (1999): Goose Populations of the Western Palearctic, Wetlands International, Wageningen.
- Erich Rutschke: Wildgänse, Lebensweise - Schutz - Nutzung, Berlin: Parey, 1997
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Rothalsgans – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Branta ruficollis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: BirdLife International, 2006. Version vom 11. Mai 2006