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Sachsenring (Rennstrecke) - Wikipedia

Sachsenring (Rennstrecke)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Sachsenring ist eine traditionsreiche Rennstrecke in Hohenstein-Ernstthal bei Chemnitz, Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursprünge

Die Ursprünge des Sachsenrings geht auf das in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts abgehaltene Badberg-Viereck-Rennen zurück, welches erstmals am 26. Mai 1927 stattfand. Nach zwei Auflagen musste die Veranstaltung nach Protesten der Bürgerschaft wegen der zahlreichen Unfälle zunächst ausgesetzt werden.

In den 1930er Jahren jedoch wurde die Rennstrecke zwischen Chemnitz und Zwickau fester Bestandteil des internationalen Rennkalenders und erhielt 1937 den Namen „Sachsenring“. Der 8,7 km lange Straßenkurs führte im Gegenuhrzeigersinn durch Hohenstein-Ernstthal nach Norden, um dann in westlicher Richtung parallel zur A4 Chemnitz-Gera zu verlaufen. Auf der heutigen Bundesstraße 180 ging es nach Süden, um dann in der Queckenberg-Kurve auf die Zielgerade einzumünden.

Im Jahr 1949 belebte man nach der kriegsbedingten Pause die Rennen wieder. Besonderes Highlight war die 1960 auf dem 8,7 km langen Kurs ausgetragene Straßen-Weltmeisterschaft der Rad-Amateure. Ab 1961 erlebte der „alte“ Sachsenring seine Blütezeit, denn bis einschließlich 1972 wurden auf dem Hochgeschwindigkeitskurs Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft ausgetragen. Da bei waren zeitweise auch die einheimischen Zweitakt-Rennmaschinen von MZ aus Zschopau konkurrenzfähig. Die schnellste Rennrunde überhaupt fuhr jedoch der 15-fache Weltmeister Giacomo Agostini (MV-Agusta 500) mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 180 km/h.

Den Lauf bei den 250ern gewann 1971 der (West-)Deutsche Dieter Braun, worauf einige Zuschauer die deutsche Nationalhymne mitsangen. Die rundenlange Anfeuerung von Braun wurde von den Behörden denkbar kritisch zur Kenntnis genommen und führte zu Konsequenzen. Die inoffizielle Begründung waren fehlende Sicherheitsvorkehrungen und gestiegene Kosten.

Nach dem staatlich erzwungenen Ende der WM-Läufe wurde es zunächst etwas ruhiger, doch der Rennbetrieb mit Zwei- und Vierrädern ging mit rein osteuropäischen Teilnehmern weiter und begeisterte im Laufe der Zeit viele Zuschauer. Aufgrund der im Vergleich zu westlichen Motoren relativ geringen Leistungen kam es dabei nicht zu dem starken Anstieg der Fahrleistungen, der bei westlichen Rennstrecken wie etwa dem Nürburgring Umbaumaßnahmen oder gar komplette Schließungen erforderlich machte.

[Bearbeiten] Neuanfang

Im Jahre 1990 brachte das Ende der DDR indirekt das endgültige Aus für die altehrwürdige Naturrennstrecke. Der seit Jahrzehnten quasi unveränderte Stand der Strecke konnte modernen Sicherheitsanforderungen nicht mehr gerecht werden, denn durch das nun verfügbare Material aus dem Westen bzw. dem Fernen Osten stiegen die Geschwindigkeiten. Trotz zweier Bremsschikanen kam es zu tragischen Unfällen. Insbesondere der Rennbetrieb innerhalb der Ortschaft war nicht mehr tragbar, obwohl am Schleizer Dreieck noch einige Jahre an Häusern vorbei gerast wurde und dies bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man nach wie vor üblich ist.

Eine verkürzte Strecke außerorts wurde diskutiert, doch die Umsetzung ließ auf sich warten. Der AMC Sachsenring Hohenstein-Ernstthal sowie der ADAC Sachsen veranstalteten von 1992 bis 1995 Sachsenring-Rennen auf den tschechischen Rennstrecken in Most bzw. Brünn.

1995 wurde das am Start-Ziel-Bereich der alten Rennstrecke gelegene Verkehrssicherheitszentrum mit multifunktionalem Veranstaltungsgelände und (noch nicht permanent verfügbarer) Rennstrecke eröffnet. Nun bot sich wieder die Möglichkeit, Rennsport vor Ort zu betreiben. Das rennsportliche Comeback erfolgte 1996 mit den Veranstaltungen zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) sowie dem ADAC Super Tourenwagen Cup.

Der Omega-förmige Teil der Strecke, der bergab um einen bewaldeten Hügel führt, wurde zwar zum neuen Merkmal des Sachsenrings, aber der Rest des Kurses wurde von einigen Aktiven als zu eng und zu langsam kritisiert, zumal dies kaum an die flüssige alte Strecke erinnerte. Dank kontinuierlicher Verbesserung von Streckenstandard und Infrastruktur gelang 1998 der große Coup: die Motorrad-Weltmeisterschaft MotoGP, die auf dem Hockenheimring und zuletzt auf dem Nürburgring immer weniger Zuschauer anlocken konnte, kehrte nach 26 Jahren auf den Sachsenring zurück. Seither strömen Jahr für Jahr um die 200.000 Zuschauer zum „Ring“, um das Spektakel zu erleben.

Dank dieser beeindruckenden Unterstützung seitens der Zuschauer wurden im Laufe der Jahre umfassende Veränderungen an der Strecke vorgenommen. Erwähnt seien hier eine neue Boxenanlage, der neue Start/Zielturm sowie die geänderte schnellere Streckenführung, die den öffentlichen Verkehr nicht mehr berührt und den Sachsenring somit erstmals zu einer permanenten Rennstrecke macht. Insbesondere der Umbau von 2002, der mit einem sehr schnellen Bergabstück vor der Bergauf-Kurve Queckenberg sowohl an den Streckenabschnitt Fuchsröhre der Nordschleife als auch an den alten Sachsenring erinnert, etablierte den nun 3670 Meter langen Sachsenring endgültig bei Fahrern und Zuschauern.

Obwohl die DTM wegen finanzieller Differenzen in den letzten Jahren nicht zurückkehrte gelang es den örtlichen Veranstaltern bzw. dem ADAC jüngst, die Motorrad-WM am Sachsenring mindestens bis zum Jahr 2011 zu sichern.

Bei aktuellen Veranstaltungen gerade aus dem Hobbybereich stellt sich das strenge Lautstärkelimit immer wieder als Problem dar, sodass viele Events am Sachsenring trotz großem Interesse nicht stattfinden können. Für Veranstaltungen wie MotoGP-Rennen werden Ausnahmegenehmigungen erteilt.

[Bearbeiten] Siegerliste der Motorrad-WM Läufe

Jahr Rennen 50 cm³ 125 cm³ 250 cm³ 350 cm³ 500 cm³ / MotoGP
1961 Grand Prix der DDR East Germany Ernst Degner the United Kingdom Mike Hailwood the Federation of Rhodesia and Nyasaland Gary Hocking the Federation of Rhodesia and Nyasaland Gary Hocking
1962 Grand Prix der DDR the Netherlands Jan Huberts Switzerland within 2to3 Luigi Taveri the Federation of Rhodesia and Nyasaland Jim Redman the Federation of Rhodesia and Nyasaland Jim Redman the United Kingdom Mike Hailwood
1963 Grand Prix der DDR New Zealand Hugh Anderson the United Kingdom Mike Hailwood the United Kingdom Mike Hailwood the United Kingdom Mike Hailwood
1964 Grand Prix der DDR New Zealand Hugh Anderson the United Kingdom Phil Read Rhodesia (1964) Jim Redman the United Kingdom Mike Hailwood
1965 Grand Prix der DDR the United Kingdom Frank Perris Rhodesia (1964) Jim Redman Rhodesia (1964) Jim Redman the United Kingdom Mike Hailwood
1966 Grand Prix der DDR Switzerland within 2to3 Luigi Taveri the United Kingdom Mike Hailwood Italy Giacomo Agostini Czechoslovakia Frantisek Stastny
1967 Grand Prix der DDR the United Kingdom Bill Ivy the United Kingdom Phil Read the United Kingdom Mike Hailwood Italy Giacomo Agostini
1968 Grand Prix der DDR the United Kingdom Phil Read the United Kingdom Bill Ivy Italy Giacomo Agostini Italy Giacomo Agostini
1969 Grand Prix der DDR Angel Nieto the United Kingdom Dave Simmonds Italy Renzo Pasolini Italy Giacomo Agostini Italy Giacomo Agostini
1970 Grand Prix der DDR the Netherlands Aalt Toersen Angel Nieto the United Kingdom Rod Gould Italy Giacomo Agostini Italy Giacomo Agostini
1971 Grand Prix der DDR Angel Nieto Angel Nieto Germany Dieter Braun Italy Giacomo Agostini Italy Giacomo Agostini
1972 Grand Prix der DDR the Netherlands Theo Timmer Sweden Börge Jansson Finland (bordered) Jarno Saarinen the United Kingdom Phil Read Italy Giacomo Agostini
1998 Grand Prix von Deutschland Japan (bordered) Tomomi Manako Japan (bordered) Tetsuya Harada Australia Michael Doohan
1999 Grand Prix von Deutschland Italy Marco Melandri Italy Valentino Rossi the United States Kenny Roberts jr.
2000 Grand Prix von Deutschland Japan (bordered) Youichi Ui France Olivier Jacque Brazil Alex Barros
2001 Grand Prix von Deutschland Italy Simone Sanna Italy Marco Melandri Italy Max Biaggi
2002 Grand Prix von Deutschland France Arnaud Vincent Italy Marco Melandri Italy Valentino Rossi
2003 Grand Prix von Deutschland Italy Stefano Perugini Italy Roberto Rolfo Spain Sete Gibernau
2004 Grand Prix von Deutschland Italy Roberto Locatelli Spain Daniel Pedrosa Italy Max Biaggi
2005 Grand Prix von Deutschland Finland (bordered) Mika Kallio Spain Daniel Pedrosa Italy Valentino Rossi
2006 Grand Prix von Deutschland Italy Mattia Pasini Japan (bordered) Yuki Takahashi Italy Valentino Rossi

[Bearbeiten] Zuschauerzahlen der Motorrad-WM Läufe seit 1998

Jahr Zuschauer Veränderung
gegenüber Vorjahr
1998 142.000  
1999 151.000 + 6,3 %
2000 161.000 + 6,6 %
2001 177.000 + 9,5 %
2002 184.500 + 4,2 %
2003 204.000 + 10,5 %
2004 207.745 + 1,85 %
2005 216.457 + 4,02 %
2006 219.848 + 1,57 %

[Bearbeiten] Literatur

  • Wolfgang Hallmann: Das war der Sachsenring - Geschichte und Gegenwart einer legendären Rennstrecke; Chemnitzer Verlag, Chemnitz; 1996; ISBN 3928678329
  • "75 Jahre Sachsenring - Fahrer einer legendären Rennstrecke"; HB-Werbung und Verlag GmbH & Co. KG, Chemnitz; 2002; ISBN 3-00-008789-3

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 50° 47' 26" N 12° 41' 16" O

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