Santa Maria del Popolo (Rom)
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Die Kirche Santa Maria del Popolo (lat. Sanctae Mariae de Populo) befindet sich an der Piazza del Popolo in Rom in der Nähe der Porta del Popolo. Sie gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die erste Kapelle an der Stelle wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts in der Zeit des Papstes Paschalis II. gebaut. Nach einer Legende sollte an derselben Stelle der Kaiser Nero begraben worden sein. Im 13. Jahrhundert wurde sie von Gregor IX. zum Rang einer Kirche erhoben.
Die gegenwärtig existierende Kirche wurde in den Jahren 1472 bis 1480 nach den Entwürfen des Architekten Baccio Pontelli in der Form einer Basilika mit drei Schiffen gebaut. In den Jahren 1655 bis 1660 wurde sie nach den Entwürfen von Gian Lorenzo Bernini umgestaltet.
Das Altarbild wurde in den Jahren 1533 bis 1534 von Sebastiano del Piombo erschaffen.
Die Kirche ist seit dem 13. April 1587 eine der römischen Titelkirchen der römisch-katholischen Kirche und seit dem 24. März 2006 dem ehemaligen Sekretär von Papst Johannes Paul II., dem jetzigen Erzbischof von Krakau, Stanisław Kardinal Dziwisz, zugeordnet.
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[Bearbeiten] Die Kapellen der Kirche
Als besonders sehenswert gelten:
- Die Cerasi-Kapelle, in der sich die Bilder Caravaggios Kreuzigung des Petrus (Crocefissione di San Pietro) und Bekehrung des Paulus (Conversione di San Paolo) aus den Jahren 1600 bis 1602 befinden.
- Die Chigi-Kapelle (Capella Chigi) aus den Jahren 1513 bis 1515, die nach den Entwürfen Raffaels errichtet wurde. Im Inneren der mit rotem Marmor ausgekleideten Kapelle befindet sich u.a. die Statue Habakuk und der Engel von Bernini aus dem Jahr 1661 sowie das Grabmal des päpstlichen Bankiers Agostino Chigi († 10. April 1520), das zu dessen Lebzeiten geschaffen wurde (Raffael und Agostini Chigi waren befreundet) Im gleichen Grab befindet sich auch dessen Bruder Antonio Chigi. Dieses Grabmal war Raffaels einziges entworfenes Grabmal. Die Kapelle enthält Elementen, die für eine Kirche völlig atypisch sind wie z.B. zwei große Pyramiden mit astrologischen Symbolen, Sterne an der Kuppeldecke und Plaketten mit Ellipsen.
- Die Costa-Kapelle mit den Fresken Pinturicchios aus dem Jahr 1489.
- Die Cybo-Kapelle, die in den Jahren 1681 bis 1686 von Carlo Fontana gebaut wurde. Sie zählt zu den am aufwändigsten gestalteten Kapellen der Stadt.
- Die Rovere-Kapelle mit dem Grabmal der Kardinäle Cristoforo Rovere und Domenico Rovere von Andrea Bregno (1418-1503).
- Die Capella Maggiore, die das Grabmal des Kardinals Ascanio Maria Sforza enthält. Es ist das erste dreiachsige Triumphbogengrabmal, dass in Rom errichtet wurde und stellte alle bisherigen Monumente in den Schatten. Errichtet wurde es von dem Bildhauer Andrea Sansovino im Auftrag von Papst Julius II.. Das Grabmal ist der Stein gewordene Ausdruck der Realpolitik von Julius II. Obwohl er sich in Gegnerschaft zu dem Kardinal aus der Sforza-Familie befand, benötigte er die Sforza-Familie jedoch als wichtige Bündnispartner in seinem Kampf gegen die französischen Truppen in Norditalien. Mit der großzügigen Geste, mit der er dem Kardinal das Grab stiftete, dokumentierte er, dass er die Familie Sforza als Herrscher über Mailand anerkannte und wollte sich auf diese Weise ihre Bündnistreue sichern.
[Bearbeiten] Santa Maria del Popolo - Stifterkirche der Päpste
Santa Maria del Popolo ist eine ungewöhnlich reich ausgestattete Kirche. Die Augustinerkirche gewann für die Päpste seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung als Zentrum geistlicher und weltlicher Repräsentation. Zu den Päpsten, die diese Kirche besonders förderten, zählen Sixtus IV., Innozenz VIII. und Alexander VI.. Der Kunsthistoriker Philipp Zitzlsperger hat in seinem Aufsatz über Kardinal Ascanio Maria Sforza auch beschrieben, dass das Stiftungswesen in Zusammenhang mit Santa Maria del Popolo während ihrer Herrschaft nicht nur ein Gradmesser für das Verhältnis zwischen Stifter und dem Augustinerkonvent war, sondern auch ein Gradmesser für das Verhältnis zwischen Stifter und Papst. Neben päpstlichen Zuwendungen erfuhr das Augustinerkloster von Santa Maria del Popolo auch Stiftungen aus den Kassen anderer römischer Eliten. Nach den Untersuchungen von Zitzlsperger war jedoch das klienteläre Verhältnis zur Papstfraktion entscheidend für ein Engagement in Santa Maria del Popolo. Schenkungen an die Kirche waren Zukunftsinvestitionen, die nur dann getätigt wurden, wenn davon eine Rendite wie beispielsweise ein päpstliches Wohlwollen zu erwarten war. Das lässt sich auch den Spendeverhalten von Vannozza de'Catanei belegen, die die Mätresse von Alexander VI. und die Mutter von Cesare und Lucrezia Borgia war. Während des Pontifikats von Alexander VI. zählte sie zu den großzügigen Stifterinnen dieser Kirche. Mit der Wahl von Julius II., der der italienischen della Rovere-Familie angehörte, endete dies abrupt. Die Wahl des Papstes dominierte den Förderkreis dieser Kirche. Für Historiker kann daher heute aus dem Spendeverhalten und den Kreisen, aus denen die Spenden flossen, auf klienteläre Bindung zum Papst geschlossen werden.
[Bearbeiten] Trivia
Im Augustinerkloster neben der Kirche wohnte in den Jahren 1510 bis 1511 Martin Luther.
Die Chigi-Kapelle in der Kirche ist einer der vier Altäre der Wissenschaft im Roman Illuminati von Dan Brown.
[Bearbeiten] Literatur
- Heinz-Joachim Fischer, "Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt", DuMont Buchverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 261-263
- Anton Henze, "Kunstführer Rom", Philipp Reclam GmbH, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 231-234
- Zitzlsperger, Philipp: Deus dedit, Deus abstulit. Kardinal Ascanio Maria Sforza kämpft ums Überleben seiner Familie in: Die Jagd nach dem roten Hut, hrsg. von Arne Karsten. Göttingen 2004, S. 13-28, ISBN 3-525-36277-3.
- Zitzlsperger schildert in seinem Aufsatz nicht nur, wie es zu dem Grabmal des Kardinals Ascanio Maria Sforza kam, sondern geht auch darauf ein, welche Rolle Santa Maria del Popolo für die Päpste spielte.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 41° 54' 41" N, 12° 28' 35" O