Schiesser
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Die Firma Schiesser ist der führende deutsche Hersteller von Unterwäsche. Das Unternehmen wurde 1875 gegründet und beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter an mehreren Standorten, davon rund 800 in Deutschland. Es gehört zur HestaTex-Gruppe.
[Bearbeiten] Geschichte
Gegründet wurde die Firma Schiesser im Jahr 1875 von dem Schweizer Fabrikanten Jacques Schiesser in Radolfzell. Er hatte vorher eine Weberei im Thurgau betrieben; die Gründe für den Standortwechsel sind nicht bekannt. Der erste Produktionsraum befand sich im Tanzsaal eines Gasthauses, doch schon 1876 folgte der Umzug in eine eigene Fabrikhalle. Hergestellt wurde bereits damals Unterwäsche, so genannte Trikotagen. 1880 hat das Unternehmen 280 Mitarbeiter. Schiesser gründet Filialen in Stockach (1890), Bukarest (1894) und Engen (1896) und exportiert seine Wäsche ins Ausland, bis nach Fernost. Um 1900 hat der Betrieb schon 600 Angestellte; der Exportanteil liegt bei 80 Prozent. Auf der Pariser Weltausstellung 1901 erhält Schiesser den „Grand Prix“ für mehrere Patente, unter anderem für eine „Abhärtungswäsche“ aus Leinen.
Als der Firmengründer 1913 stirbt, hat Schiesser über 1000 Mitarbeiter und ist bereits weltweit bekannt. Nach Beginn des 1. Weltkrieges wird für das Heer produziert, der Exportabsatz bricht ein. Auf Grund des akuten Rohstoffmangels experimentiert man mit Fasern aus Brennnesseln und aus Papier. 1916 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In den 1920er Jahren bekommt auch Schiesser die Folgen der Inflation und der Weltwirtschaftskrise zu spüren und muss Teile des Werkes schließen. 1932 droht sogar der Konkurs. Mit Beginn des 2. Weltkrieges muss erneut die Produktion umgestellt werden auf „Kriegsproduktion“.
Die Firma Schiesser betreibt seit 1893 in Steibis im Allgäu ein Erholungsheim für Mitarbeiter.
Ab 1950 kommt es zu einem erneuten Aufschwung, der Jahresumsatz beträgt 13 Millionen Mark; das Unternehmen beschäftigt wieder 1000 Mitarbeiter. Ab 1959 kommen stetig weitere Zweigwerke im In- und Ausland hinzu. 1975 wird der Jahresumsatz mit 437 Millionen Mark angegeben. Nach der Wiedervereinigung werden Standorte in Sachsen und in Tschechien eröffnet, der Umsatz steigt auf 555 Millionen Mark. 1996 beschäftigt Schiesser weltweit etwa 7000 Mitarbeiter, doch dann wurde auch das Wäscheunternehmen von einer wirtschaftlichen Krise erfasst und griff zu drastischen Rationalisierungsmaßnahmen. 2004 wurde die Produktion komplett nach Tschechien und Griechenland verlagert, was den Verlust von rund 1000 Arbeitsplätzen in der Region am Bodensee bedeutete. Den Umsatz gab das Unternehmen für 2004 mit über 200 Millionen Euro an.
[Bearbeiten] Produkte
Schiesser gehörte zu den Unterwäsche-Fabrikanten der ersten Stunde, denn erst mit der Industrialisierung kam die Massenfertigung von Bekleidung auf. Dem Unternehmen wird auch eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Unterhose für Männer zugeschrieben, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein üblich wurde. 1923 wird die Qualität Feinripp eingeführt, 1937 folgt Mako-Porös, 1951 schließlich die Fertigung von Doppelripp. Die Modelle entsprechen dem jeweils üblichen Zeitgeschmack, der lange Zeit von Prüderie geprägt war.
Zum 130-jährigen Bestehen des Unternehmens brachte Schiesser eine Wäscheserie im Retro-Look auf den Markt, nach dem Vorbild von Modellen aus den 1920er, 1930er und 1950er Jahren, die unerwartet erfolgreich ist und nur im gehobenen Wäschehandel erhältlich ist.
Neben der eigenen „Hausmarke“ produziert Schiesser auch Unterwäsche für Marken wie Tommy Hilfiger, Boss, Mexx, Seidensticker, Wolff, Strelson, Ralph Lauren und Jacques Britt. Seit Ende 2006 produziert Schiesser nicht mehr für Tommy Hilfiger.