Bodensee
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Bodensee (Begriffsklärung). |
Bodensee | |
---|---|
Satellitenaufnahme. Im Osten der größere Obersee mit dem nordwestlichen „Finger“ des Überlinger Sees. Rechts unten das Delta des Alpenrheins. Im Westen der kleinere Untersee. Links am Bildrand der Hochrhein. Zwischen Obersee und Untersee der etwa vier Kilometer lange Seerhein. | |
Daten | |
Lage | Koordinaten: 47° 38’ N,9° 22' O47° 38’ N,9° 22' O |
Fläche | Obersee: 473 km², Untersee: 63 km², zusammen 536 km² (ohne Seerhein) [1] |
maximale Tiefe | 254 m |
durchschnittliche Tiefe | 90 m |
Zuflüsse | Obersee: Alpenrhein (Hauptzufluss), Alter Rhein, Goldach, Steinach, Stockacher Aach, Seefelder Aach, Rotach, Schussen, Argen, Leiblach, Bregenzer Ach. Untersee: Seerhein (Hauptzufluss), Radolfzeller Aach |
Abflüsse | Obersee: Seerhein. Untersee: Hochrhein |
Höhe über NN | 395,23 m |
Größere Städte am Ufer | Obersee: Bregenz, Rorschach, Arbon, Romanshorn, Kreuzlingen, Konstanz, Überlingen, Meersburg, Friedrichshafen, Lindau. Untersee: Steckborn, Stein am Rhein, Radolfzell |
Größere Städte in der Nähe | Obersee: Dornbirn, St. Gallen, Stockach, Markdorf, Tettnang. Untersee: Singen |
Besonderheiten | Im Obersee keine anerkannte Grenzziehung zwischen den Anrainerstaaten. |
Unter der Bezeichnung Bodensee fasst man die drei Gewässereinheiten Obersee, Untersee und Seerhein zusammen. Es handelt sich also um zwei selbständige Seen (Stillgewässer) und einen Fluss (Fließgewässer).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
[Bearbeiten] Allgemeines
Der Bodensee liegt im nördlichen Alpenvorland, zentral im alemannischen Dialektraum. Die Uferlänge beider Seen beträgt 273 km. Der Bodensee ist, wenn man Obersee und Untersee zusammenrechnet, mit 536 km² nach dem Plattensee (594 km²) und dem Genfersee (582 km²) flächenmäßig der drittgrößte See Mitteleuropas, gemessen am Wasservolumen (50 km³) nach dem Genfersee (89 km³) der zweitgrößte See.
Die Fläche des Obersees beträgt 473 km². Er erstreckt sich zwischen Bregenz und Bodman-Ludwigshafen über 63,3 km, die maximale Breite beträgt 14 km (zwischen Friedrichshafen und Romanshorn), an seiner tiefsten Stelle zwischen Fischbach und Uttwil misst er 254 m. Der nordwestliche, fingerförmige Arm des Obersees heißt Überlinger See. Die drei kleinen Buchten des Vorarlberger Ufers haben Eigennamen: vor Bregenz liegt die Bregenzer Bucht, vor Hard und Fussach die Fussacher Bucht und westlich davon der Wetterwinkel. Östlich von Konstanz liegt der Konstanzer Trichter.
Der Untersee ist 63 km² groß. Seine bekanntesten Buchten sind der Gnadensee im Nordosten und der Zellersee im Nordwesten. Manchmal wird für den Südteil der Ausdruck „Rheinsee“ gebraucht. [2]
[Bearbeiten] Namensgeschichte
Seit der römischen Ära sind Bezeichnungen für den Obersee und für den Untersee überliefert. Bei antiken Autoren wird der Untersee Lacus Acronius genannt, der Obersee Lacus Brigantinus (nach den keltischen Brigantiern), Lacus Venetus (Pomponius Mela) oder Lacus Constantinus (nach dem Kastell Constantia, von dem auch Konstanz seinen Namen hat). Im Mittelalter kam die Bezeichnung Lacus Bodamicus auf. Die meisten europäischen Sprachen verblieben aber bei Lacus Constantinus (frz. Lac de Constance, engl. Lake Constance, ital. Lago di Costanza, port. Lago de Constança, span. Lago de Constanza). Lacus Bodamicus setzte sich im Deutschen (Bodensee) und im Niederländischen (Bodenmeer) durch. Wann und warum sich die Bezeichnung „Bodensee“ auch auf den Untersee (und den Seerhein) übertragen hat, ist offen.
Die Bezeichnung „Bodensee“ leitet sich vermutlich vom Ortsnamen Bodman ab. Dieser am Westende des Überlinger Sees gelegene Ort war im Mittelalter für eine gewisse Zeit als fränkische Königspfalz, alemannischer Herzogssitz und Münzstätte von überregionaler Bedeutung, wodurch der Name auf den See übertragen worden sein könnte (See, an dem Bodman liegt - Bodman-See). Vergleiche auch den Namen des Bodanrück, der Höhenzug zwischen Überlinger See und Untersee, und die Geschichte der Familie Bodman.
Die Bezeichnung „Schwäbisches Meer“ haben Autoren der Aufklärung von antiken Autoren, möglicherweise Tacitus, übernommen. Letztere hatten jedoch die Ostsee als Mare Suebicum bezeichnet, in einer Zeit, als die Römer von ihnen so genannte Sueben auch in der Nähe der Ostsee verorteten. Die Autoren der Frühneuzeit orientierten sich vermutlich am damals existierenden Schwäbischen Reichskreis, der auch Gebiete am Nordufer des Bodensees beinhaltete (vgl. Oberschwaben). Bei den Bewohnern des Bodenseebeckens selbst ist dieser Ausdruck kaum geläufig bzw. wird kaum verwendet. Die Region liegt nicht im schwäbischen, sondern im nieder- und hochalemannischen Dialektraum.
[Bearbeiten] Entstehung
Der Bodenseebecken wurde wesentlich während der Würm-Eiszeit durch den aus dem alpinen Rheintal austretenden Rheingletscher geformt, in dessen fluvioglazial erodiertem Zungenbecken der heutige Bodensee liegt. Dieser kann insofern als würmglazial bezeichnet werden.
[Bearbeiten] Zuflüsse
Hauptzufluss des Obersees ist der Alpenrhein, Ausfluss des Obersees ist der Seerhein, der wiederum Hauptzufluss des Untersees ist. Ausfluss des Untersees ist der Hochrhein. Der Alpenrhein und der Seerhein vermischen sich nur bedingt mit den Seewässern und durchströmen die Seen in meist gleichbleibenden Bahnen. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Zuflüsse (236). Die wichtigsten Nebenzuflüsse des Obersees sind Bregenzer Ach, Leiblach, Argen, Schussen, Rotach, Seefelder Aach, Stockacher Aach, Aach (bei Arbon), Steinach, Goldach und Alter Rhein. Wichtigster Nebenzufluss des Untersees ist die Radolfzeller Aach.
[Bearbeiten] Inseln
Die größten Inseln im Obersee sind Mainau und Lindau, die größte Insel im Untersee und beider Seen ist Reichenau.
Auf der Insel Insel Reichenau liegen die drei Hauptweiler der Gemeinde Reichenau. Die Untersee-Insel gehört aufgrund der drei früh- und hochmittelalterlichen Kirchen zum Welterbe der UNESCO. Sie ist auch durch intensiv betriebenen Gemüsebau bekannt.
Die Insel Mainau liegt im Südosten des Überlinger Sees. Ihre Besitzer, die Familie Bernadotte, haben die Insel als touristisches Ausflugsziel eingerichtet und hierfür botanische Anlagen und Tiergehege geschaffen.
Auf der Insel Lindau ganz im Osten des Obersees befindet sich sowohl die Altstadt als auch der Hauptbahnhof der gleichnamigen Stadt Lindau.
Weitere, kleinere, Inseln im Obersee sind die Dominikanerinsel vor der Altstadt von Konstanz und die Insel Hoy bei Lindau, im Untersee die Insel Werd im Übergang zum Hochrhein, zwei kleine Inseln vor dem Wollmatinger Ried (Triboldingerbohl und Mittlerer Langbohl) und die sogenannte „Liebesinsel“ westlich der Halbinsel Mettnau.
[Bearbeiten] Klima
Das Bodenseeklima ist durch milde Temperaturen gekennzeichnet. Es gilt allerdings aufgrund des ganzjährigen Föhneinflusses, häufigem Nebel im Winterhalbjahr und Schwüle im Sommer als Belastungsklima.
Der Bodensee gilt bei Wassersportlern aufgrund der Gefahr starker Sturmböen bei plötzlichen Wetterwechseln als nicht ungefährliches und anspruchsvolleres Binnenrevier. Gefährlichster Wind ist der Föhn, ein warmer Fallwind aus den Alpen, der sich insbesondere durch das Rheintal auf das Wasser ausbreitet und bei teils orkanartigen Windstärken typische Wellenberge mit mehreren Metern Höhe vor sich hertreibt.
Ähnlich gefährlich sind die für Unkundige völlig überraschend auftretenden Sturmböen bei Sommergewittern, die immer wieder Opfer unter den Wassersportlern fordern. Beim letzten Sturm im Juli 2006 während eines Gewitters wurde eine Wellenhöhe von bis zu 3,50 Meter erreicht. Theoretisch sind auf dem Bodensee Wellenhöhen von 4,50 Meter möglich.
Aus diesen Gründen gibt es ein über alle drei Anrainerländer verknüpftes Sturmwarnsystem: Der Bodensee ist für Sturmwarnungen in drei Warnregionen (West, Mitte, Ost) aufgeteilt. Für jede Region kann eine Starkwind- oder Sturmwarnung ausgegeben werden. Eine Starkwindwarnung erfolgt bei erwarteten Windböen zwischen 25 und 33 Knoten beziehungsweise 6 bis 8 Windstärken nach der Beaufort-Skala. Eine Sturmwarnung kündet die Gefahr von Sturmwinden mit Geschwindigkeiten ab 34 Knoten beziehungsweise 8 Windstärken nach der Beaufort-Skala an. Um diese Warnungen bekannt zu machen, sind rund um den See orangefarbige Blinkscheinwerfer installiert, die bei Starkwindwarnung 40 mal pro Minute und bei Sturmwarnung 90 mal pro Minute blinken. Es kann wegen unterschiedlicher Zuständigkeiten und Einschätzungen durchaus vorkommen, dass am Schweizer Ufer des Obersees die Sturmwarnung einsetzt, am deutschen oder österreichischen Ufer aber noch nicht (und umgekehrt). Die Bodenseeschiffe und die Fähren signalisieren die Sturmwarnung durch einen am Masten hochgezogenen „Sturmballon“.
[Bearbeiten] Pegelstände
Die Pegelstände werden in Konstanz, Romanshorn und Bregenz ermittelt. Sie sind starken jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt. Die jahreszeitlich höchsten Wasserstände entstehen meist im Frühjahr/Sommer nach der Schneeschmelze über 3000 m in den Alpen. Zusätzliche starke Regenfälle im Sommer können den Wasserzufluss noch erhöhen und zu Hochwasser führen. Die absolut höchsten Wasserstände am Pegel Konstanz wurden mit 6,36m am 7. Juli 1817, 5,91m am 18. August 1821 und 5,65m am 24. Mai 1999 gemessen.[3] Das Nadelöhr beim Abfließen des Wassers bei solchen Höchstständen stellt der Rheinfall bei Schaffhausen dar.
Eine Nebenwirkung der starken Zuflüsse aus den Alpen nach Unwettern ist die Einführung von Baumstämmen und anderem Treibgut in den Bodensee, hauptsächlich durch die Flüsse Rhein und Bregenzer Ach. Dann bilden sich Treibgutteppiche und Anlandungen in der Gegend von Wasserburg und in der Bregenzer Bucht, die die Bodenseeschifffahrt ernsthaft behindern.
Die jahreszeitlich niedrigsten Wasserstände treten im Winter, in den Monaten Februar und März, auf, wenn in den Alpen Schnee statt Regen fällt. Die niedrigsten am Pegel Konstanz gemessenen Wasserstände waren 2,26 m am 17. Februar 1858[3] und 2,29 m im Februar 2006. Auf einer Fachtagung am 14. Juli 2006 wurden die möglichen Ursachen der deutlich sinkenden Wasserstände durch Wissenschaftler neu bewertet. So stellten die Forscher seit 1999 eine Absenkung des durchschnittlichen Pegels um 80 Zentimeter fest. Eine der Ursachen für den gesunkenen Bodenseepegel könnte der Klimawandel sein, aber auch Wasserkraft-Staubecken am Alpenrhein könnten den Seepegel beeinflusst haben, so die Forscher.[4] Allerdings muss hier in Betracht gezogen werden, dass 1999 ein Hochwasserjahr war, während im Winter 2005/06 der Wasserstand ungewöhnlich nieder war. Somit sind diese 80 cm die Differenz der durchschnittlichen Pegelstände zweier Extremjahre und daher von eher geringer Aussagekraft. Langfristig gesehen lag der durchschnittliche Wasserstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um 10 cm höher als in der zweiten Hälfte.[5]
[Bearbeiten] Tiefenbereiche
Die Tiefenbereiche des Bodensees sind von der Wasseroberfläche bis zum Seegrund in verschiedene Sektionen aufgeteilt. Vom Ufer aus gesehen sind dies der Hang, bis ca. 3-5 Meter Tiefe, gebildet von der Erosion durch Wellenschlag. Im Winter, bei Tiefwasserstand liegt dieser Bereich mehrheitlich trocken. Bis ca. 20 Meter folgt anschließend die Wysse, von der Farbe Weiß. Durch Wellengang aufgewirbelter Ton und Mergel gibt dem See in diesem Bereich eine weißliche Tönung. Halde wird die steil abfallende Moränenflanke genannt, die bis ca 100 Meter folgt. Ab ca. 150 Meter wird der Seegrund Schweb genannt, die abfallenden Grundsektionen um 200 Meter nennt man Tiefhalde und letztendlich heißt der unterste Seegrund bei rund 250 Meter Tiefer Schweb.
[Bearbeiten] Erdkrümmung
Die Erde ist ein leicht elliptischer, jedoch mehr oder weniger kugelförmiger Planet. Die gewöhnliche Erdkrümmung beträgt auf 10 km Strecke ca. 7,9 m Höhendifferenz, auf 50 km aber schon 196 m. Dies erklärt die Aufwölbung der Oberfläche des Bodensees von rund 80 m und hat zur Folge, dass man auch bei bester Fernsicht die Bodenseeufer aus menschlicher Perspektive in der Länge (Südost-Nordwest-Ausdehnung) nicht sehen kann, es sei denn, man befindet sich in großer Höhe. So ist es nicht möglich, vom Ostufer (z. B. Bregenz) zum Westufer (z. B. Konstanz) zu blicken.
Dazu befindet sich unter dem Bodensee eine stärkere Abweichung zur Tangentialebene, was den Krümmungseffekt noch verstärkt.
[Bearbeiten] Territoriale Zugehörigkeit
Anrainerstaaten sind die Schweiz (Kantone Thurgau, St. Gallen und Schaffhausen), Österreich (Bundesland Vorarlberg) sowie Deutschland (Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern).
Der Seerhein zwischen Konstanz und Kreuzlingen sowie der Untersee sind durch Grenzverträge zwischen Baden und der Schweiz (20. und 31. Oktober 1854 sowie 28. April 1878) und zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz (24. Juni 1878) klar aufgeteilt. Der Überlinger See zählt vollständig zum deutschen Hoheitsgebiet.
Der Rest des Obersees bleibt vorläufig die einzige Gegend in Europa, wo zwischen den Nachbarstaaten nie Grenzen festgelegt wurden. Hier gibt es unterschiedliche Rechtsaufassungen, die alle auf Gewohnheitsrecht zurückgeführt werden. Die auf Karten oft zu sehende Grenzziehung in Seemitte beruht auf der so genannten Realteilungstheorie, nach der 32 Prozent der Seefläche auf die Schweiz und 9,7 Prozent auf Österreich entfallen würden. Die andere gängige Auffassung ist die Haldentheorie, nach der das Gebiet des Obersees außerhalb des Uferstreifens als Kondominium gemeinschaftliches Hoheitsgebiet aller Anrainer ist.
Klar und unstrittig war und ist, dass auch in einem Bereich in unmittelbarer Ufernähe der entsprechende Staat Hoheitsrechte ausüben kann. Bei kleineren Gewässern ergibt sich daraus zwangsläufig die Realteilung mit einer Grenzziehung in Gewässermitte, was allgemein auch für größere Gewässer praktiziert wird.
Für den Bodensee werden die einzelstaatlichen Rechtsvorschriften der Anrainerstaaten faktisch bereits seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts eng abgestimmt und in der Regel wortgleich erlassen[6]. Darüber hinaus wird durch internationale Bevollmächtigtenkonferenzen und internationale Kommissionen eine einheitliche Anwendung und ggf. auch Fortschreibung sichergestellt. Dies betrifft je nach Gegenstand der Regelungen zum Teil auch die Länder bzw. Kantone.
Nach der im Wesentlichen von der Schweiz getragenen Auffassung, der Realteilungstheorie, widerspricht eine solche Abstimmungspraxis nicht der allgemein üblichen gewohnheitsrechtlichen Realteilung. Andererseits lässt sich aus dieser Praxis auch die insbesondere von Österreich vertretene Auffassung gewohnheitsrechtlich ableiten, dass die Wasserfläche des Obersees mit Ausnahme des Bereiches von weniger als 25 m Tiefe, in diesem Zusammenhang als Hoher See bezeichnet, als Kondominium gemeinschaftlich verwaltetes Hoheitsgebiet aller drei Staaten ist. Diese Auffassung wird wegen ihrer Beschränkung auf die Seefläche innerhalb des als Halde bezeichneten Tiefenbereiches als Haldentheorie bezeichnet. Sie gilt insofern als Erweiterung der so genannten Kondominiumstheorie ohne die exakte Definition des Uferstreifens.[7]
Insgesamt scheint die Haldentheorie gegenüber der Realteilungstheorie langsam an Boden zu gewinnen. So hat das Land Vorarlberg 1984 bei einer Neufassung seiner Verfassung den Hohen See in Artikel 2 explizit als Bestandteil des Landesgebietes festgeschrieben, ergänzt durch die Einschränkung „im Gebiet des Hohen Sees ist die Ausübung von Hoheitsrechten des Landes durch ebensolche Rechte der anderen Uferstaaten beschränkt“. Dies wird von Vorarlberger Seite lediglich als „Klarstellung“ aufgefasst, und offenbar wurde dieser Verfassungsänderung von den anderen Beteiligten nicht widersprochen. Ebenfalls gehen die deutschen Länder von der hier ohne genauere Unterscheidung auch als Kondominiumstheorie bezeichneten Haldentheorie aus. Die Rechtsprechung ist allerdings uneinheitlich, auch deswegen, weil eine Entscheidung zwischen den Theorien in der Praxis wegen der engen Abstimmung der Anrainer nur sehr selten notwendig wird[8].
[Bearbeiten] Geschichte
Die ersten menschlichen Siedlungen, die aus der Jungsteinzeit, zwischen 3000 und 1800 v. Chr., datieren, befanden sich am Überlinger See, an der Konstanzer Bucht und am Obersee. Diese waren Pfahlbauten, deren Überreste am deutschen und Schweizer Ufer gefunden wurden. Bei Unteruhldingen ist ein solches Pfahlbaudorf rekonstruiert worden und ist heute als Museum zugänglich. Etwa um 400 v. Chr. siedelten sich Kelten an den Ufern des Bodensees an. Aus dieser Zeit sind noch einige Überreste von Fluchtburgen erhalten. Bedeutendster keltischer Ort war Brigantion (lat. Brigantium), das heutige Bregenz.
Nach dem Sieg von Julius Caesar gegen den Stamm der Helvetier gliederten die Römer das Bodenseegebiet in ihr Reich ein. Damals ereignete sich auch die größte Seeschlacht auf dem Bodensee – Kelten aus Bregenz gegen Römer. Auf der Insel Mainau wurden vermeintliche Reste eines römischen Marinestützpunkts gefunden. Der Geograph Pomponius Mela erwähnt als Erster um das Jahr 43 v. Chr. den Bodensee als Lacus Venetus (Obersee) und Lacus Acronius (Untersee), die beide vom Rhein durchflossen würden. Plinius der Ältere bezeichnet den Bodensee erstmals als Lacus Brigantinus. Wichtigster römischer Ort wurde Bregenz, das bald römisches Stadtrecht bekam und später zum Sitz des Präfekten der Bodenseeflotte wurde. Die Römer waren auch in Lindau, besiedelten dort allerdings nur die Hügel rund um Lindau, da am Ufer Sumpfgebiet war. Weitere römische Städte waren Constantia (Konstanz) und Arbor Felix (Arbon).
Nach Ende der römischen Herrschaft besiedelten Alemannen den Bodenseeraum. Nach deren Christianisierung wuchs die kulturelle Bedeutung der Region durch die Gründung der Abtei Reichenau und dem Bischofssitz Konstanz. Unter der Herrschaft der Stauffer wurden am Bodensee Reichstage abgehalten. Außerdem kam es in Konstanz zum Friedensschluss zwischen dem Staufischen Kaiser und dem Lombardenbund. Eine wichtige Rolle kam dem Bodensee auch als Umschlagplatz für Waren im deutsch-italienischen Handel zu.
Während des Dreißigjährigen Kriegs kam es zu einer weiteren Seeschlacht auf dem Bodensee, als die Österreicher versuchten, die eingedrungenen Schweden zurückzudrängen. Nach den Koalitionskriegen, von denen die Bodenseeregion ebenfalls betroffen war, kam es zur Neuordnung der staatlichen Verhältnisse.
Seit dem Jahr 875 ist der Bodensee insgesamt 32-mal vollständig zugefroren, so dass man den See überall sicher zu Fuß überqueren konnte. Die letzte so genannte Seegfrörne war im Jahre 1963.
Da der Alpenrhein Material aus den Bergen einbringt und dieses Material dort sedimentiert, wird die Bregenzer Bucht in einigen Jahrhunderten verlanden. Für die Verlandung des gesamten Bodensees werden zehn- bis zwanzigtausend Jahre geschätzt, vorausgesetzt, dass das Material im Mündungsgebiet nicht ausgebaggert wird, wie das gegenwärtig jedoch geschieht.
[Bearbeiten] Ökologie
[Bearbeiten] Flora
Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt der Bodensee als naturbelassenes Gewässer. Seitdem wurde die Natur stark durch Rodungen und die Bebauung zahlreicher Uferteile beeinflusst. Dennoch sind einige naturnahe Bereiche vor allem in den Naturschutzgebieten erhalten geblieben oder wurden renaturiert. Daher weist die Bodenseeregion einige Besonderheiten auf. Dazu zählen die große Waldlandschaft am Bodanrück, das Vorkommen des Lungen-Enzians und Knabenkraut-Arten aus den Gattungen Dactylorhiza und Orchis im Wollmatinger Ried sowie das der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica) im Eriskircher Ried, das daher seinen Namen erhalten hat. [9]
[Bearbeiten] Vögel
Der Bodensee ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für rund 250.000 Vögel[10] jährlich. Vogelarten wie der Alpenstrandläufer, der Große Brachvogel und der Kiebitz überwintern am Bodensee[11]. Auf dem Zug im Spätherbst finden sich auf dem See auch zahlreiche Seetaucher ein (Pracht- und Sterntaucher, einzelne Eistaucher).
Dem Bodensee kommt auch als Rastgebiet während des Vogelzuges eine große Bedeutung zu. Der Vogelzug verläuft dabei oft unauffällig und ist am ehesten bei besonderen Wetterlagen als sichtbarer Tagzug erkennbar. Erst bei länger anhaltenden, großräumigen Tiefdrucklagen kommt es nicht selten zu einem Stau mit großen Ansammlungen von Zugvögeln. Dies lässt sich im Herbst oft gut am Eriskircher Ried am nördlichen Bodensee beobachten. Hier stößt der Breitfrontenzug direkt an den See und Vögel versuchen dann dem Ufer entlang Richtung Nordwest zu ziehen. Die Bedeutung des Bodensees als wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet wird unterstrichen durch das Max-Planck-Institut für Ornithologie – Vogelwarte Radolfzell, das als Beringungszentrale für die deutschen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland, sowie für Österreich zuständig ist und den Vogelzug erforscht[12].
Im Frühjahr ist der Bodensee ein bedeutendes Brutgebiet, vor allem für Blässhuhn und Haubentaucher. Aufgrund der stark schwankenden Wasserstände bevorzugen manche Arten jedoch andere Brutgebiete[11].
Weiterhin ist der Bodensee mit seinen Naturschutzgebieten, wie dem Wollmatinger Ried oder der Halbinsel Mettnau, auch die Heimat vieler Vogelarten. 412 Arten sind bislang nachgewiesen[13].
[Bearbeiten] Fische
Im Bodensee existieren 35 Fischarten. Eine Besonderheit für die Lage des Sees ist das Vorkommen von Felchen und Saibling. Bedeutend für die Fischerei sind Aal, Brachsen, Groppe, Hecht, Schleie, Kretzer (Egli) und Zander. Der Bodenseefelchen, der aufgrund seines großen Vorkommens im See nach ihm benannt wurde, wird oft als Spezialität in den Fischlokalen rund um den Bodensee angeboten[14].
[Bearbeiten] Naturschutzgebiete
Das größte Naturschutzgebiet des Bodensees ist das Rheindelta, das sich entlang des Bodenseeufers zwischen der Mündung des alten Rheinlaufes bis zur Dornbirner Ach bei Hard erstreckt. Seit ihm ab 1982 internationale Bedeutung zukommt, wurden dort 340 Vogelarten beobachtet. Am Bodensee existieren weitere Naturschutzgebiete, die hier vom Rheindelta an gegen den Uhrzeigersinn aufgelistet werden.
Das Eriskircher Ried, das seit 1939 geschützt ist, liegt zwischen Friedrichshafen und Eriskirch. Hier münden die Rotach und die Schussen in den See. Eine besondere Bedeutung hat das Gebiet für den Haubentaucher, der dort bevorzugt nistet. Auch die vorgelagerte Flachwasserzone ist seit 1983 unter Schutz gestellt.
Das Gebiet um die Stockacher Aachmündung, das auch Naturschutzgebiet Bodenseeufer genannt wird, ist etwas kleiner und daher auch weniger beachtet. Bedeutung kommt ihm jedoch als Überwinterungsplatz für Regenpfeiferartige, besonders für die Samtente und den Ohrentaucher, zu.
Der Halbinsel Mettnau und dem Mündungsgebiet der Radolfzeller Aach am Zeller See kommt als Brutzone für Enten regionale Bedeutung zu. Der große Ententeich der Mettnau entstand zufällig bei Aufschüttungsarbeiten. An der Mündung befindet sich ein Schlafplatz für Bergpieper.
Das Wollmatinger Ried bei Konstanz ist seit 1973 Europareservat und seit 1976 Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Durch seine Lage am Seerhein ist es eine wichtige Brutzone und darf daher teilweise nur bei Führungen betreten werden[15].
[Bearbeiten] Wasserqualität
Heute hat der Bodensee eine sehr gute Wasserqualität. Nach dem zweiten Weltkrieg war eine zunehmende Verunreinigung des Bodensees festzustellen, die ab 1959 zu konkreten Maßnahmen führte. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) stellte 1963 den Phosphateintrag als Hauptursache einer bereits erkennbaren Eutrophierung fest. Ursachen des Phosphateintrags waren Düngemittelausschwemmungen und kommunale Abwässer, die durch Fäkalien und in zunehmendem Maße durch Phosphate aus Waschmitteln belastet waren. Die dabei relevante Fläche ist das gesamte 11.000 km² große hydrologische Einzugsgebiet des Bodensees.
Besonders in den 70er Jahren wurden hier in großem Umfang Kläranlagen errichtet, die Phosphatreinigungsleistung der vorhandenen Anlagen wurde verbessert. 1980 wurden in Deutschland Höchstmengen für Phosphate in Waschmitteln verordnet, 1986 brachte die Waschmittelindustrie durch den Einsatz von Zeolithen vollständig phoshatfreie Waschmittel auf dem Markt. Die Einträge aus der Landwirtschaft lassen sich nur durch eine Extensivierung im Einzugsgebiet langfristig verringern, entsprechende gesetzliche und Förder-Maßnahmen wurden umgesetzt. Trotz dieser Maßnahmen erreichte die Phosphatkonzentration im Bodensee um 1980 das Zehnfache des natürlichen Wertes. In den frühen 1980-er Jahren wurden in Grundnähe zeitweise gefährlich niedrige Sauerstoffkonzentrationen gemessen. Eine vollständige Sauerstofffreiheit des Seegrundes führt zum Umkippen eines Sees.
Seit 1979 ging die Phosphatkonzentration wieder zurück und hat mittlerweile fast wieder den natürlichen Wert erreicht. Die nicht ganz so bedeutsame Nitratkonzentration liegt nach einem kontinuierlichen Anstieg bis 1985 seither konstant bei ca. 4,4 g/m³[16]. Durch die bessere Wasserqualität wird der See wieder zu einem nährstoffarmen Voralpensee, der er ursprünglich einmal war. Dies hat allerdings auch negative Auswirkungen auf die Fischerei: Die Fische werden aufgrund der nun herrschenden Nährstoffarmut nicht mehr so groß wie früher, was geringere Erträge bedeutet. Dafür sind die bestehenden Fischpopulationen jedoch stabiler. Ein Indiz für die Gesundung des biologischen Gleichgewichts im See stellt das Wiedererstarken der Seeforelle dar, deren Bestände sich seit der Verbesserung der Wasserqualität merklich erhöht haben.
[Bearbeiten] Wirtschaftliche Bedeutung
Heute stehen zwei Arten der Gewässerbewirtschaftung im Vordergrund. Der See als Naherholungsgebiet/Tourismus und als Wasserreservoir. Die Fischerei hat die historisch führende Rolle verloren.
[Bearbeiten] Fischerei
Die Bedeutung der Bodenseefischerei ist mittlerweile relativ gering, obwohl die Fangerträge sich seit Mitte der 50er Jahre im langjährigen Mittel nur wenig verändert haben. So wurden im Fünfjahreszeitraum 1996–2005 durchschnittlich 1130 t Fisch pro Jahr gefangen[17]. Dieser Fang deckt bei 1,5 kg Jahresverzehr pro Person den Süßwasserfischbedarf von 750.000 Menschen. Der Umsatz der ca. 150 Berufsfischer am Bodensee, davon ca. 100 in Baden-Württemberg und 16 in Vorarlberg, dürfte damit in der Größenordnung von 3 Mio. Euro liegen[18][19][20]. Hauptsorten sind der Blaufelchen mit 57 %, andere Felchen (Gangfische und Sandfelchen) mit 19 % und der Flussbarsch (regional Kretzer oder Egli) mit 17 %. Dazu kommen 4 % Weißfische wie Brachse und 3 % sonstige wie Seeforelle, Aal, Hecht und Seesaibling[17].
Besatzfische u.a. für den Bodensee und seine Zuflüsse werden von den Anliegerländern und -kantonen in den Fischbrutanstalten Langenargen und Nonnenhorn, im Landesfischereizentrum Hard und der Fischzuchtanlage Rorschach gezüchtet. Zu diesem Zweck wird Laichfischfang betrieben.
Die Fischerei im Bodensee ist seit 1893 einheitlich geregelt durch ein Abkommen[6] zwischen den Anliegerstaaten (auf deutscher Seite die Länder). Die entsprechenden Verordnungen[21] schreiben Schonzeiten und Mindestgrößen für die gefangenen Fische vor und spezifizieren zugelassene Fanggeräte z. B. durch Maschenweiten, Netzgrößen und -anzahl usw. Darüber hinaus existiert eine Internationale Bevollmächtigtenkonferenz, die für eine einheitliche Anwendung sowie die Fortschreibung der Regelungen sorgt.
Die Eutrophierung des Bodensees in den 60er bis 90er Jahren hatte Einfluss auf das Vorkommen der einzelnen Arten sowie auf die Größe der Fische. So wurden bei unveränderter Mindestgröße nun Blaufelchen gefischt, die sich noch nicht hatten fortpflanzen können, was zu erheblichen Ertragsschwankungen führte. Durch Heraufsetzung der Mindestgröße konnte das Problem zunächst behoben werden. Die Fangerträge bei Barschen stiegen aufgrund deren Vermehrung an, was andererseits möglicherweise das Vorkommen des Hechtbandwurms in Barschen und Hechten gefördert hat. Mittlerweile normalisiert sich die Situation insgesamt wieder. Für die Barschpopulation wird noch mit einem weiteren Rückgang gerechnet.
Ähnliche Probleme gab es bei den Seeforellen, deren Bestand zwischenzeitlich durch Baumaßnahmen an den Zuflüssen dezimiert war. Insbesondere die Einrichtung von Fischtreppen und der Besatz der Zuflüsse brachte hier wieder Verbesserungen.
Die Berufsfischer fürchten jedoch bei einem weiteren Rückgang des Phosphatgehaltes im Bodensee auf unter 8 mg/m³ Gesamtphosphor deutliche Einbußen, da dann auch ein Ertragsrückgückgang bei Felchen zu erwarten ist. Der am Bodensee wieder häufiger werdende Kormoran wird von den Fischern ebenfalls als „Plage“ gesehen.
[Bearbeiten] Trinkwassergewinnung
Jährlich werden dem Bodensee rund 180 Millionen Kubikmeter durch 17 Wasserwerke zur Trinkwasserversorgung von insgesamt ca. 4,5 Millionen Menschen in den Anrainerstaaten Deutschland und Schweiz entnommen. Bemerkenswert ist, dass dabei insgesamt immer noch mehr Wasser natürlich verdunstet, als für die Trinkwassergewinnung entnommen wird.
Größter Wasserversorger ist der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV) mit Sitz in Stuttgart, dessen Wasserentnahme sich im offenen Wasser bei Sipplingen befindet. Von der BWV werden etwa 4 Millionen Bürger in großen Teilen von Baden-Württemberg (bis Bad Mergentheim ganz im Nordosten des Bundeslandes) versorgt. Ihr Anteil mit einer Entnahme von etwa 135 Millionen Kubikmeter pro Jahr beträgt ungefähr 75 Prozent der Gesamt-Trinkwasserentnahme. Andere Wasserwerke versorgen z. B. die Bewohner von Friedrichshafen (D), Konstanz (D) und St. Gallen (CH/ seit 1895 und damit ältestes Wasserwerk am Bodensee).
[Bearbeiten] Freizeit und Tourismus
[Bearbeiten] Segel- und Motorboote
Rechtliche Grundlage für die gesamte Schifffahrt auf dem See ist die Verordnung über die Schifffahrt auf dem Bodensee, kurz Bodensee-Schifffahrtsordnung. Für den Bodensee gibt es ein eigenes Bodenseeschifferpatent. Es wird in Deutschland von den Schifffahrtsämtern des Kreises Konstanz, des Bodenseekreises und des Kreises Lindau vergeben, in der Schweiz von den kantonalen Behörden. Für Sportschiffer sind die Kategorien A für Motorboote über 4,4 kW Leistung und D für Segelboote über 12 m² Segelfläche sowie kurzzeitige Gast-Lizenzierungen von Interesse.
Die Bedeutung der Freizeitschifffahrt ist enorm. Anfang 2005 waren 57.000 so genannte Vergnügungsfahrzeuge für den Bodensee zugelassen[22]. Im Freizeitbereich bietet der Bodensee eine Fülle von Möglichkeiten im Bereich Wassersport. Über 100 Vereine sind dem Segelsport verbunden und veranstalten Regatten, bei denen dem sportlichen Wettkampf auf dem Wasser gefrönt wird. Der Betrieb von Wassermotorrädern wurde mit der seit Januar 2006 geltenden revidierten Bodensee-Schifffahrts-Ordnung zum Schutz von Flora, Fauna und Badegästen verboten.
[Bearbeiten] Surfen und Kitesurfen
Aufgrund fehlender stetiger Winde können diese Sportarten nur zeitweise bei besonderen Windsituationen wie Föhn oder starkem Westwind und / oder nur in gewissen Seeabschnitten z. B. der Bregenzerbucht betrieben werden. Das Kitesurfen ist nur in bestimmten Zonen erlaubt, am deutschen Ufer außerdem nur mit zusätzlicher Sondergenehmigung durch die Schifffahrtsämter, am österreichischen Ufer derzeit gar nicht[23].
[Bearbeiten] Tauchen im Bodensee
Das Tauchen im Bodensee gilt zugleich als attraktiv und anspruchsvoll. Die meisten Tauchgebiete befinden sich im nördlichen Teil des Sees (Überlingen, Ludwigshafen, Marienschlucht und andere), einige wenige auch im Süden. Die Gebiete sollten ausschließlich von erfahrenen Tauchern unter Führung einer der örtlichen Tauchschulen oder eines gebietserfahrenen Tauchers betaucht werden, an der Teufelstisch genannten Felsnadel im See vor der Marienschlucht ist Tauchen sogar nur nach Genehmigung durch das Landratsamt Konstanz erlaubt.
Interessante Wracks und größere Fische befinden sich meist in Tiefen, die von Sporttauchern üblicherweise nicht erreicht werden (45 Meter und mehr). Derartige Tauchgänge zählen zum Tec-Diving und sind nur mit Spezialausbildung und -ausrüstung durchzuführen. Doch auch bei weniger großen Tiefen ist zu beachten, dass das Wasser im Bodensee – auch im Sommer – bereits ab 10 Metern Tiefe nur wenige Grad Celsius über Null kalt ist, was entsprechend professionelles Atemgerät erfordert, das bei derartigen Temperaturen nicht vereist. Um die Sicherheit des Tauchens im Bodensee zu erhöhen und sicherzustellen, dass der Bodensee als Tauchgewässer erhalten bleibt, hat sich eine Gruppe von Tauchern verschiedener Organisationen zum Arbeitskreis Sicheres Tauchen im Bodensee (AST e.V.) zusammengefunden.
[Bearbeiten] Schwimmen
Schwimmen im See ist am besten in der Periode Ende Juni bis Ende August möglich. Die Wassertemperaturen erreichen dann je nach Wetterlage ungefähr 19°C bis 23°C. Die für den See typischen Stürme mengen die wärmeren Oberflächenwasser- und die kälteren tieferen Wasserschichten durcheinander. Dadurch sinkt dann wieder die Wassertemperatur während der Badesaison. Für ortsfremde Badegäste ist es wichtig zu wissen, dass die Flachwasserzone jäh aufhört und am sogenannten „Felsen“ der Uferbereich steil abfällt. Dieser Abfall des Felsens ist z. B. von der Seepromenade in Meersburg aus gut zu sehen, und an der Trennungslinie mit der dunkleren Farbe des Wassers zu erkennen.
[Bearbeiten] Verkehr
- Hauptartikel: Weiße Flotte (Bodensee)
Auf dem Bodensee werden neben der regulären Kursschifffahrt auch viele spezielle Ausflugsfahrten zu den Sehenswürdigkeiten wie Insel Mainau, Insel Reichenau oder den Bregenzer Festspielen angeboten und auch themenbezogene Fahrten wie mit dem Tanz-, Fondue- oder Glaceschiff.
Es existieren unter anderem folgende Fährverbindungen:
- Autofähre Friedrichshafen–Romanshorn, Länge 13 km.
- Autofähre Konstanz–Meersburg, Länge 4 km.
- Katamaran Friedrichshafen-Konstanz (Personenfähre), Länge 24 km.
Vorläufer der heutigen Autofähren waren Eisenbahnfähren (Bodensee-Trajekte), die 1869 zwischen Romanshorn und Friedrichshafen – später auch Lindau, sowie Bregenz – eingerichtet wurden. Der Trajektverkehr wurde – von kriegsbedingten Unterbrechungen abgesehen – bis 1976 zwischen Romanshorn und Friedrichshafen aufrechterhalten, bis er schließlich aus Kostengründen eingestellt wurde. Aus diesem Grund gehörten die Bodenseeflotten der Anrainerstaaten bis vor kurzem den jeweiligen Staatsbahnen, welche auch gemeinsam die unzähligen Kursschiffe betrieben, die ein gutes und funktionierendes Netz bilden.
Für Deutschland verkehren die Bodensee-Schiffsbetriebe (ehemals Deutsche Bahn, heute Stadtwerke Konstanz), für die Schweiz die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS) und für Österreich bis 2005 die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Bodenseeschifffahrt. Seit der Saison 2006 wird die rot-weiß-rote Flotte von den „Vorarlberg Lines“ betrieben.
Nach dem Willen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), welchen die SBS gehört, sollten diese wie bereits die deutschen Schiffe an die Stadtwerke Konstanz gehen, allerdings regte sich gegen diesen Plan Widerstand in der Schweiz, was die SBB zu einem öffentlichen Bieterwettbewerb zwang, bei dem Ende 2006 eine Investorengruppe aus der Schweiz und Österreich den Zuschlag erhielt - darunter auch der österreichische Tourismusunternehmer Walter Klaus, der 2005 schon die Bodenseeschifffahrt der ÖBB übernommen hatte.
Zusätzlich sind seit Juli 2005 zwei Katamarane zwischen Konstanz und Friedrichshafen ganzjährig unterwegs, ein dritter soll gebaut werden. Die Katamaran-Reederei Bodensee gehört zu gleichen Teilen den Technischen Werken Friedrichshafen (TWF) und den Stadtwerken Konstanz[24].
Ein schwimmendes Technikdenkmal ist das Dampfschiff Hohentwiel, das zwar nicht mehr Kurs fährt, aber viele Gesellschaftsfahrten macht und zur Festspielzeit den Zubringerverkehr nach Bregenz mit viel Nostalgie bereichert. Die Hohentwiel lief 1913 in Friedrichshafen als Yacht der württembergischen Könige vom Stapel, wurde 1962 von der Bundesbahn ausgemustert und 1988 erfolgreich restauriert. Sie ist heute einer der letzten Raddampfer mit Originalmaschine in Europa; Heimathafen ist das österreichische Hard.
Im Osten, wo die Voralpen dem Obersee sehr nahe kommen, gibt es einige wenige Seilbahnen, deren Talstation recht nahe am Ufer liegt. Bei der Bergfahrt hat man sehr gute Aussichten auf den See. Die bekannteste Seilbahn ist die Pfänderbahn, die in Bregenz ihre Talstation hat.
Rund um den Bodensee verläuft der Bodensee-Rundwanderweg und der Bodensee-Radweg.
Über dem See kreisen seit 2001 wieder Zeppeline neuer Technologie bei ihren Rundfahrten für Einheimische und Touristen ab dem Heimatflughafen Friedrichshafen.
Siehe auch: Liste der Passagierschiffe auf dem Bodensee
[Bearbeiten] Weinbau
Durch die riesigen Wassermassen des Bodensees wird auch das Klima beeinflusst. Rund um den See kann Wein angebaut werden, zumeist der Rebsorten Spätburgunder, Müller-Thurgau oder Weißburgunder. Durch die politischen Grenzen innerhalb der Region werden die Weine in verschiedenen Weinbaugebieten angebaut, die Ähnlichkeiten innerhalb der Region sind jedoch größer als die mit den teils weit entfernten „Mutter“-Anbaugebieten. Die Region ist das höchstgelegene deutsche Weinbaugebiet mit Lagen zwischen 400 und 560 Metern ü. NN.
Weinbaugebiete um den Bodensee sind die Region Bodensee des Weinbaugebiets Baden, weiter die Bereiche Württembergischer Bodensee und Bayerischer Bodensee des Weinbaugebiets Württemberg, dann die Regionen Rheintal (im Kanton St. Gallen) und Untersee (im Thurgau) im Weinbaugebiet Ostschweiz sowie einzelne Betriebe in Vorarlberg in der kleinsten österreichischen Weinbauregion Bergland Österreich.
[Bearbeiten] Kulturraum Bodensee
[Bearbeiten] Pfahlbauten
Das 20 Pfahlbauhäuser umfassende Freilichtmuseum in Unteruhldingen zeigt anschaulich den Alltag in Jungsteinzeit und Bronzezeit. In vier nachgebauten Dörfern können Besucher erleben, wie es bei den ersten Bauern, Händlern und Fischern am Bodensee ausgesehen hat.
[Bearbeiten] Christianisierung
Das Kloster St. Gallen bemühte sich um Theologie und Sprachwissenschaften, um Heilkunde und Geschichte, um Dichtung und Musik. Was hier geschah, gewann großen Einfluss auf die ganze abendländische Geisteswelt. Viele kulturelle Strömungen jener Zeit lassen sich auf das Kloster St. Gallen zurückführen.
Auch das Kloster Reichenau auf der gleichnamigen Insel im Bodensee hatte bis zum 13. Jahrhundert eine wichtige Bedeutung als Zentrum deutscher Gelehrsamkeit.
Schließlich ist das Kloster Mehrerau zu erwähnen: Das von Benediktinermönchen geführte Kloster am Bodensee galt in der Reformationszeit als Hochburg des Katholizismus.
[Bearbeiten] Bodenseemaler
Einige bekannte Maler hatten ihren Wohnsitz am Bodensee und bildeten diesen in zahlreichen Werken ab. Es existieren auch einige Bilder zu Dokumentationszwecken, wie beispielsweise das Buch „Der Bodensee in alten Reisebildern“ (Gütersloh 1977), das rund 20 Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert enthält. Im 20. Jahrhundert sind vor allem Otto Dix und Adolf Dietrich, beide Künstler der Neuen Sachlichkeit, zu nennen. Eine Reihe von Künstlern ließen sich, wie Otto Dix, auf der Halbinsel Höri nieder, wie z. B. Max Ackermann oder Erich Heckel. Weiterhin gibt es zahlreiche namhafte, einheimische Künstler wie Heinrich Hauber oder Fritz Mühlenweg. Die Bilder der Bodenseemaler sowie andere Gemälde, die den Bodensee abbilden, sind in zahlreichen Museen wie z.B. dem Zeppelin Museum in Friedrichshafen und dem Neuen Schloss in Meersburg ausgestellt.
[Bearbeiten] Schriftsteller
Eine Reihe bekannter Schriftsteller lebten und arbeiteten zumindest zeitweise am Bodensee, darunter Annette von Droste-Hülshoff in Meersburg, Joseph Victor von Scheffel in Radolfzell und Hermann Hesse in Gaienhofen.
Martin Walser ist der bekannteste derzeit am Bodensee lebende Schriftsteller. Seine Bücher spielen teilweise, wie z. B. seine Novelle Ein fliehendes Pferd, am Bodensee.
[Bearbeiten] Siehe auch
Portal: Bodensee – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bodensee |
- Liste der Seen in Deutschland
- Territoriale Besonderheiten in Südwestdeutschland nach 1810
- Internationale Bodenseekonferenz
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Stand: Juni 2004, Angaben der Internationalen Bodenseekonferenz
- ↑ Seespiegel, Ausgabe 20: Der Bodensee: drei Teile, ein See
- ↑ a b Hochwasser-Vorhersage-Zentrale Baden-Württemberg: Pegel Konstanz / Bodensee
- ↑ Yahoo-Nachrichten: Bodenseepegel seit 1999 um 80 Zentimeter gesunken
- ↑ Einfluss des Wasserstandsganges auf die Entwicklung der Uferröhrichte an ausgewählten Uferabschnitten des westlichen Bodensees in den vergangenen 40 Jahren (Uni Konstanz)
- ↑ a b Übereinkunft vom 5. Juli 1893 betreffend die Anwendung gleichartiger Bestimmungen für die Fischerei im Bodensee (Bregenzer Übereinkunft)
- ↑ Artikel über die zwischenstaatliche Aufteilung
- ↑ Für Weiteres zu den territorialen Verhältnissen siehe Graf-Schelling 1978.
- ↑ Planet Wissen - Bodensee
- ↑ Bundesamt für Veterinärwesen: Artikel über das Forschungsprojekt „Constanze“
- ↑ a b Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee: Ornithologische Bedeutung des Bodensees
- ↑ Beringungszentrale Vogelwarte Radolfzell
- ↑ Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee: Beobachtungsgebiete
- ↑ BodenseeWeb – Fische
- ↑ Naturschutzgebiete des Bodensees
- ↑ Bodenseekonferenz: Landwirtschaft und Gewässerschutz im Bodenseeraum
- ↑ a b Institut für Seenforschung der LUBW: Grafik Bodenseefangerträge
- ↑ BodenseeWeb: Fischfang
- ↑ Verband für Fischerei und Gewässerschutz in Baden-Württemberg e.V.: Zahlen zur Fischerei in Baden-Württemberg
- ↑ Vorarlberg Magazin Nr. 105 / 2002
- ↑ Bodenseefischereiverordnung Baden-Württemberg
- ↑ Bodensee-Schiffsstatistik per 1.1.2005
- ↑ bodenseekreis.de: Kitesurfen
- ↑ aus den Zeitungen Südkurier und Thurgauer Tagblatt. Dezember 2006.
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Balze und Gerhard Fischer, Bodensee, Dumont Reise-Taschenbücher, Köln 1995 ISBN 3-7701-3213-0
- Graf-Schelling Claudius, Die Hoheitsverhältnisse am Bodensee unter besonderer Berücksichtigung der Schiffahrt, Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978 ISBN 3-7255-1914-5
- Bodensee-Schiffsbetriebe Konstanz (Hrsg.): „Bodensee-Uferbeschreibung mit Übersichtskarte“ Verlag Paula Büsing, Konstanz 1984.
- Kompass (Hrsg.): „Wander- und Radtourenkarte. Bodensee-Gesamtgebiet 1:75000 mit Kompass Lexikon“. Kompass Karten GmbH, Rum/Innsbruck, ISBN 3-85491-002-9.
- Museen und Schlösser Euregio Bodensee e. V. (Hrsg.): „Museen entdecken“. Friedrichshafen, ca. 2004 (www.bodenseemuseen.org).
- Annette Bernauer und Harald Jacoby: „Bodensee, Naturreichtum am Alpenrand“. Naturerbe Verlag Jürgen Resch, Überlingen 1994, ISBN 3-9803350-1-1.
- Maria Schlandt (Hrsg.): „Der Bodensee in alten Reisebildern. Reiseberichte und Reisebilder aus vergangenen Zeiten“. Prisma Verlag, Gütersloh 1977, ISBN 3 570 09423 5 (Originalreiseberichte von Ammianus (ca. 353-355) bis Weber (1826).
- Gertraud Gaßner und Rainald Schwarz-Gaßner: „RadReisebuch. Rund um den Bodensee. Von Lindau nach Konstanz“. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knauer Nachf., München 1990, ISBN 3-426-04635-0 (Hintergrundberichte; mehr als in gängigen Reiseführern).
- Willy Küsters: „Bodensee-Fibel. Vademecum der Landschaft im Herzen Europas für Seehasen und Gäste“. Vollkommen neu bearbeitet von Karlheinz Bischof. Rosgarten Verlag GmbH, Konstanz, 6. revidierte Auflage 1984, ISBN 3 87685 059 2.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Bodensee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Commons: Bodensee – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Neueste statistische Daten auf der Webseite der Internationalen Bodenseekonferenz
- Statistikplattform Bodensee
- BodenseeWeb: Informationen des Ministeriums für Umwelt Baden-Württemberg
- BodenseeOnline
- Aktuelle und historische Pegelstände von allen wichtigen Pegelstationen des Bodensees
- Artikel Bodensee im Historischen Lexikon der Schweiz
- Regenradar der ETH-Zürich für das Bodenseegebiet
- Aktuelle Starkwind- und Sturmwarnung der Kantonspolizei Thurgau
Schweizer Seen mit einer Fläche von über 1 km² (ohne Speicherseen):
Ägerisee | Baldeggersee | Bielersee (Lac de Bienne) | Bodensee | Brienzersee | Genfersee (Lac Léman) | Greifensee | Hallwilersee | Langensee (Lago Maggiore) | Lauerzersee | Luganersee (Lago di Lugano) | Murtensee (Lac de Morat) | Neuenburgersee (Lac de Neuchâtel) | Oeschinensee | Pfäffikersee | Sarnersee | Sempachersee | Silsersee (Lej da Segl) | Silvaplanersee (Lej da Silvaplauna) | Thunersee | Vierwaldstättersee | Walensee | Zugersee | Zürichsee
Dieser Artikel wurde in die Liste der Lesenswerten Artikel aufgenommen. |