Schlüchterner Tunnel
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Der Schlüchterner Tunnel oder Distelrasen-Tunnel ist ein 3575 m langer Eisenbahntunnel an der Kinzigtalbahnstrecke Frankfurt am Main–Fulda, der zwischen Schlüchtern und Flieden den hessischen Landrücken unterquert.
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[Bearbeiten] Geographie
Der Tunnel durchquert den Landrücken, über den die Rhein-Weser Wasserscheide verläuft, am so genannten Distelrasen nördlich von Schlüchtern. Etwa parallel dazu verläuft die A 66, deren Streckenführung aber ohne einen Tunnel auskommt.
[Bearbeiten] Geschichte
Beim Bau der Bahnstrecke von Frankfurt nach Fulda („Kinzigtalbahn“) Mitte des 19. Jahrhunderts stellte sich die Herausforderung, den Landrücken zu überqueren. Da der Bau eines Tunnels zum damaligen Zeitpunkt zu gewagt schien, wurde der Höhenzug oberirdisch überquert, und neben der künstlichen Längenentwicklung entstand mit dem Betriebsbahnhof Elm eine Spitzkehre, die 1868 in Betrieb genommen wurde. Dort musste bei Zügen der Relation Frankfurt–Fulda die Lokomotive umgesetzt werden. Am spitzen Ende der Kehre wurde 1879 die Strecke nach Gemünden angeschlossen.
Aufgrund der betrieblichen Nachteile einer Spitzkehre und der schwierigen Streckenführung, die nur geringe Geschwindigkeiten zuließ, wurde 1909 begonnen, durch den Bau eines Tunnels bei Schlüchtern die Strecke abzukürzen. Er wurde am 1. Mai 1914 fertig gestellt und wird seither von allen Zügen der Kinzigtalbahn genutzt. Die Züge von Fulda nach Gemünden fahren nach wie vor über Elm, der Bahnhof wurde aber stillgelegt.
[Bearbeiten] Tunnelerweiterung
Die DB Netz AG hat Mitte August 2005 einen Bauauftrag für den Neubau einer parallelen Zusatzröhre neben der jetzigen zweigleisigen Röhre vergeben. Der Auftrag mit einem Volumen von über 63 Mio Euro soll bis 2008 fertiggestellt und für den Zugverkehr freigegeben werden. Der erste Bauabschnitt enthält den Neubau einer circa 50 m längeren Tunnelröhre in westlicher Parallellage in einem Abstand von 50 bis 90 Metern zum bestehenden Tunnel. Der Vortrieb soll im März 2007 beginnen.[1]
Beim Tunnelvortrieb und beim Aushub seiner Zufahrten werden insgesamt 480.000 m³ Ausbruch- und Aushubmaterial anfallen. Um die Einwohner der Region Schlüchtern weitgehend vom Baustellenverkehr zu entlasten, wurden an der A 66 zwei provisorische Anschlussstellen errichtet.
Nach der Fertigstellung der Röhre soll der Zugverkehr zunächst zweigleisig in der neuen Röhre erfolgen, während die alte Röhre saniert und den neuen Sicherheitsbestimmungen angepasst wird. Danach wird die Streckenführung jeweils eingleisig durch beide Röhren erfolgen und der restliche Platz wird für Rettungswege verwendet.
[Bearbeiten] Weblinks
- Bilder der Tunnelportale
- Datenblatt auf den Seiten der Züblin AG
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Deutsche Bahn AG ertüchtigt in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland das Netz für mehr Verkehr auf der Schiene Presseinformation der Deutschen Bahn AG vom 9. März 2007