Schulbibliothek
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Schulbibliotheken (auch Schülerbibliotheken) sind Büchereien in Schulen. Sie werden auch als Schulbücherei, Schulmediothek oder Buchraum bezeichnet. Ihre Ausstattung, Nutzung und Aufgabe variiert in Deutschland erheblich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Anforderungen
Schulbibliotheken werden von bibliothekarischer Seite als Spezialbibliotheken verstanden. Sie haben nach dieser Vorstellung die Aufgabe, Schülerinnen und Schülern den Umgang mit Bibliotheken beizubringen und für das schulische Lernen notwendige Materialien zur Verfügung zu stellen. Teilweise wird die Bibliothek auch als zensurenfreier Lernraum verstanden, der ein außerschulisches Lernen möglich machen soll.
Von Lehrerinnen und Lehrern werden Schulbibliotheken oft nur als reine Ausleihbücherei für Belletristik verstanden, die keinen wesentlichen Bezug zum Unterricht hat, zunehmend aber als pädagogische Einrichtung, die ihren Ort im Unterricht hat, vergleichbar etwa mit einem Fachraum oder einer Lernwerkstatt. Hier können selbstständiges Lernen, Lernen mit neuen Medien, Methodentraining und Leseförderung stattfinden. Hier werden Arbeitstechniken geübt, die die Informations- und Recherchekompetenz (information literacy) der Schülerinnen und Schüler fördern.
[Bearbeiten] Situation
Im Gegensatz zu anderen Ländern existiert in Deutschland kein einheitliches Schulbibliothekssystem. Zwar besitzen die allermeisten Schulen eine Bücherei, diese genügt aber in höchstens 10% der Fälle den Ansprüchen an eine moderne, multimediale, pädagogisch orientierte Bibliothek mit Schülerarbeitsplätzen, Leseecken, Computern und digitalem Katalog. Seit im Jahr 2000 die Fachzeitschrift schulbibliothek aktuell ihr Erscheinen einstellen musste, ist die bundesweite Kommunikation auf das Portal schulmediothek.de und dessen Mailingliste beschränkt.
In Österreich wurden mit Hilfe von Fördermitteln der Bundesregierung in den Gymnasien, zunehmend aber auch in den anderen Schulformen Bibliotheken eingerichtet. Die österreichischen Schulbibliotheken entwickeln sich zu multimedialen Bibliotheken.
Im deutschsprachigen Südtirol findet eine herausragende, flächendeckende Förderung des Schulbibliothekswesens statt. Einen hohen Stellenwert hat das Schulbibliothekswesen auch in den Regionen der deutschen Minderheiten in Belgien und Dänemark.
Über die positiven Lerneffekte von Schulbibliotheken wird in internationalen Studien berichtet. Allerdings sind die dort zugrunde gelegten Schulbibliotheken besser und anders ausgestattet als in Deutschland und weitergehend in den Unterricht eingebunden. In den meisten der erfolgreichen PISA-Staaten gibt es eine gute Schulbibliotheksinfrastruktur.
[Bearbeiten] Verteilung
Regional ist die Verteilung von Schulbibliotheken unterschiedlich. In Hessen existiert die Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e.V., die in jahrelanger politischer Arbeit eine relativ große Anzahl von Bibliotheken in den Schulen installieren konnte. Sie berät das Hessische Kultusministerium, ist Träger einiger Projekte und hat den Ankauf einer landesweit genutzten Lizenz für eine Katalogisierungssoftware erreicht.
Bayern hat durch die Arbeit des Staatsinstituts für Schulpädagogik und Bildungsforschung eine relativ gute Struktur für Schulbibliotheken erhalten. In anderen Bundesländern existieren vereinzelt Regelungen zu Schulbibliotheken beim Neubau von Schulen.
Auf die einzelnen Schultypen sind Schulbibliotheken in unterschiedlichem Maße verteilt. Die meisten existieren an Berufsfachschulen, Gymnasien und Oberstufenzentren. Nicht ganz so oft sind sie an Grund- und Gesamtschulen zu finden. Real- und Hauptschulen haben sehr selten eigene Bibliotheken und bei Sonderschulen existieren sie so gut wie nie.
[Bearbeiten] Infrastruktur
In keinem Bundesland ist die Zuordnung von Schulbibliotheken eindeutig geregelt. Für das Bibliothekswesen sind die kommunalen Gebietskörperschaften (i. d. R. Städte und Gemeinden) zuständig, für Schule die Kultusministerien und die Landkreise. Nur dort, wo Schulträgerschaft und Bibliothekszuständigkeit in einer Hand liegen, wie in den (kreisfreien) Großstädten gibt es eine nennenswerte Kooperation in Form von kombinierten Stadt- und Schulbibliotheken. Die fehlende gesetzliche Absicherung von Schulbibliotheken und die unklare Zuordnung wirken sich auf Ausstattung und Zielsetzung der einzelnen Bibliotheken aus.
In einigen Städten und Regionen sowie einzelnen Bibliotheken wurden schulbibliothekarische Arbeitsstellen eingeichtet. Deren Aufgabe ist die Unterstützung von Schulbibliotheken, die Beratung bei Einrichtung von Schulbibliotheken und oft auch deren Betreiben. Einige dieser Arbeitsstellen (die größte befindet sich in Frankfurt am Main) sind seit einigen Jahrzehnten tätig. Allerdings differieren ihre Ausstattungen, Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen zu stark, als dass von einer einheitlichen Institution gesprochen werden kann.
Während in anderen Staaten ein spezifische Ausbildung für Schulbibliothekarinnen und - bibliothekare oder eine qualifizierte Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer existiert, werden in Deutschland Bibliotheken in Schulen überwiegend von Lehrerinnen und Lehrern, weniger Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, meist von ehrenamtlich arbeitenden Eltern betreut. Je nachdem ist der Fokus der Arbeit eher bibliotheksfachlich, freizeitorientiert oder unterrichtsbezogen.
Einen wachsenden Anteil am Bestehen von Schulbibliotheken hatte in den letzten Jahren das Ehrenamt von Eltern und Schülern.
[Bearbeiten] Diskussionen
Vor allem im Rahmen von Bildungsdiskussionen sind auch die Schulbibliotheken zum Thema in der Öffentlichkeit geworden. So wurden in den 1970er und 1980er Jahren Schulbibliotheken in den neu eingerichteten Gesamtschulen gefordert. In diesen Jahren kam es auch zu einer verstärkten Einrichtung von Zweigstellen öffentlicher Bibliotheken in Schulen. In den letzten Jahren sind allerdings solche Forderungen in Debatten um Gesamtschulen selten geworden.
2000 wurde von der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA] und der UNESCO das School Library Manifesto veröffentlicht, das zu einem Aufbau von Schulbibliotheken an allen Schulen aufrief. Obwohl dieses Dokument auch in Deutschland verbreitet wurde, zeigte es kaum Wirkungen. Im Rahmen der Debatten um die PISA-Studien wird die Schulbibliothek wieder mehr beachtet. Zur Steigerung der Lesekompetenz sollen nun auch Schulbibliotheken beitragen.
Im Rahmen der vermehrten Einrichtung von Ganztagsschulen kommt es sogar zu Schulbibliotheksneubauten. Eine grundlegende gesetzliche Regelung für die Trägerschaft, die Kosten und vor allem die personelle Betreuung gibt es weiterhin aber nicht.
[Bearbeiten] Geschichte
In Preußen besaß zum Ende der 20er Jahre jede Schule eine Bücherei. Daran wurde nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr angeknüpft.
Die Zuordnung der Schulbibliotheken zum öffentlichen Büchereiwesen der Kommunen in den 60er Jahren führte dazu, dass das staatliche Schulwesen keine Zuständigkeit bekam und so bei Schulpolitikern, Lehramtsstudenten, Lehrern und Schulleitern kein Bewusstsein vom Nutzen der Schulbibliothek entstehen konnte.
[Bearbeiten] Historische Schulbibliotheken
Diese sind heute gänzlich marginalisiert.
In Deutschland existiert eine Vielzahl von historischen Schulbibliotheken mit meist sehr wertvollen Altbeständen, die aber nicht immer von den Schulen angemessen betreut werden können. Das erschwert z.B. der Forschung zum Teil ihre Nutzung. Die Dunkelziffer der durch mangelnde Betreuung verschwundenen Bestände ist hoch. Zudem werden die vorhandenen Altbestände selten für die aktuelle schulische Ausbildung benutzt. Insoweit ist hier eher von historischen Sammlungen an Schulen als von Schulbibliotheken zu reden.
Über die nicht mehr existierende Büdinger Gymnasialbibliothek, deren Handschriftenbestand verschollen ist, liest man beispielsweise: "Ein Teil der Bestände der Gymnasialbibliothek wurde schon in den 1920/30er Jahren verkauft. Einige wenige Stücke kamen in das Fürstlich- u. Gräflich Ysenburgische Gesamtarchiv. Die Reste der Bibliothek wurden in den 1960er Jahren an einen holländischen Antiquar verkauft."
Es gibt aber auch Gegenbeispiele. In der Stadt Arnsberg hat man 2005 nicht nur auf dem Gelände des Gymnasiums Laurentiantums eine kombinierte SchulStadtbücherei errichtet, sondern auch die alte Bibliothek des Kloster Wedinghausen für die Aufnahme der Bestände der historischen Schulbibliothek renoviert.
Da in der Regel keine Aufsicht durch eine wissenschaftliche Bibliothek gegeben ist, landen gelegentlich wertvolle Stücke auf dem Bücherflohmarkt der Schule. Eine Zentralisierung dieser verstreuten Bestände in wissenschaftlich betreuten Bibliotheken erscheint Kritikern wünschenswert.
Eine der bedeutendsten historischen Schulbibliotheken Deutschlands ist die Historische Bibliothek im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium in Rastatt.
[Bearbeiten] Literatur
- Zeitschriften
- Monographien
- U.S. National Commission on Libraries and Information Science. School Libraries Work!. 2006 Online-Version
- Niels Hoebbel (Hrsg.), Kommission für Schulbibliotheken des ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts. Schulbibliotheken : Grundlagen der Planung, des Aufbaus, der Verwaltung und Nutzung. Beiträge Jugendliteratur und Medien <zusammen mit> Schulbibliothek aktuell, 2003
- IFLA, UNESCO School Library Manifesto, 2000 Link zum deutschen Text
- Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München. Die Schulbibliothek: Nutzung, Betreuung, Verwaltung, Organisation, Handreichung für Bibliotheksbeauftragte. Donauwörth, 1996
- Lust? Last? Luxus? Schulbibliotheken in Hessen, hrsg. LAG Schulbibliotheken in Hessen e.V. und (ehem.) Hess. Landesinst. f. Pädagogik, Wiesbaden 2000
[Bearbeiten] Weblinks
- Portal Schulmediothek
- LAG Schulbibliotheken in Hessen e.V.
- Informationsbroschüre mit aktueller Linkliste (2004)
- Historische Bestände
- [1] Inkunabeln in Schulbibliotheken
- [2] Historische Bibliothek im LWG, Rastatt
- Nachweis zu Büdingen
- Internationale Verbände