Semitische Sprachen
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Die Sprachfamilie der semitischen Sprachen ist Teil der Afro-Asiatischen Sprachen, die sich in Nordostafrika entwickelt haben. Sie werden heute von ca. 280 Millionen Menschen gesprochen.
Der Begriff "semitische Sprachen" wurde 1781 vom Philologen August Ludwig (von) Schlözer geschaffen, in Anlehnung an die biblische Person Sem (hebr. Schem), einen der Söhne Noahs, von welchem laut Bibel mehrere Völker des Nahen Ostens abstammen.
Den Alphabeten oder Abjaden der semitischen Sprachen (außer den semitischen Sprachen Äthiopiens, dem Mandäischen und dem Maltesischen) ist gemein, dass sie nur Konsonanten benennen, während die Vokale im geschriebenen Text meist nicht bezeichnet werden, des Weiteren in vielen Fällen die Schreibweise von rechts nach links.
Typische Merkmale aller semitischen Sprachen sind:
- in der Phonologie: das Auftreten zahlreicher Kehl- und emphatischer Laute.
- in der Formenlehre:
- die Verwendung einer aus drei Radikalen bzw. Konsonanten bestehenden Wortwurzel zur Bildung von Wörtern (Triradikalität).
- die Verwendung eines bestimmten Artikels vor bzw. nach Substantiven.
- die Verwendung des Status constructus zur Verbindung von zwei oder mehreren Substantiven (siehe hierzu hebräische Sprache).
Substantive in semitischen Sprachen kennen zwei Nominalklassen bzw. Genera, die üblicherweise maskulin und feminin genannt werden. Neben Plural und Singular gibt es in vielen Fällen noch den Dual ("Zweizahl"). Das klassische Arabisch verwendet diese Form in sämtlichen Substantiven und Verben, im Hebräischen hingegen wird sie nur für in der Regel als Paar auftretende Gegenstände verwendet (Augen, Hände etc.).
Verben in semitischen Sprachen unterscheiden ursprünglich nur die Aspekte vollendet (perfekt) oder unvollendet (imperfekt). Dafür drücken verbale Ableitungen semitischer Stammformen verschiedene Modifikationen aus, beispielsweise die Intensivierung (im Deutschen selten: stechen – sticheln, streichen – streicheln), die Veranlassung in kausativen Verben (im Deutschen z. B.: fallen – fällen oder trinken – tränken), oder die rückbezügliche Beziehung in reflexiven Verben. Ansonsten kennen semitische Sprachen Entsprechungen für Aktiv und Passiv, Imperativ, Verbalsubstantiv usw. wie andere Sprachen auch.
Im Unterschied zum Deutschen können die Personalpronomen nicht nur selbständig auftreten, sondern auch mit dem Wort, auf das sie sich beziehen, verschmolzen werden. Dies hat nicht nur orthographische Konsequenzen, da sich das 'Anhängen' auf die gesamte Wortform verändernd auswirkt. (vergleiche biblisches Hebräisch: שָׁמַר schamar = behüten, שָׁמְרֵנִי schomreni = behüte mich). Auch der Artikel, einige Konjunktion, das Wort für und sowie einige Präpositionen sind nicht selbständig, sondern bilden eine Proklise zu dem Wort, auf das sie sich beziehen.
[Bearbeiten] Einteilung
Die semitischen Sprachen werden traditionell in folgende Gruppen eingeteilt: Ostsemitisch, Nordwestsemitisch und Südsemitisch. Seit etwa 1985 wird in der Nachfolge R. Hetzrons eine alternative Einteilung immer wahrscheinlicher, die das Nordwestsemitische und die nordarabischen Dialekte zu einem "Zentralsemitisch" zusammenfasst.
- Ostsemitisch
- Akkadisch (ausgestorben)
- Babylonisch (ausgestorben)
- Assyrisch (ausgestorben)
- Eblaitisch (ausgestorben, Zuordnung umstritten)
- Akkadisch (ausgestorben)
- "Zentralsemitisch"
- Nordwestsemitisch
- Amurritisch (ausgestorben)
- Ugaritisch (ausgestorben)
- Kanaanäisch (ausgestorben)
- Phönizisch-Punisch (ausgestorben)
- Moabitisch (ausgestorben)
- Ammonitisch (ausgestorben)
- Hebräisch
- Alt-Bibelhebräisch
- Biblisches Hebräisch
- Rabbinisches Hebräisch
- Neuhebräisch (Iwrit) (heute wieder gesprochen)
- Aramäisch (Aramäer, auch als Gelehrten-, Handels- und Sakralsprache)
- Westaramäische Dialekte
- Nabatäisch (ausgestorben)
- Palmyrenisch (ausgestorben)
- Jüdisch-Aramäisch (Sprache der Targume, des Palästinischen Talmuds und einiger Midraschim)
- Samaritanisch (ausgestorben)
- Christlich-Palästinisch
- Neuwestaramäisch (in Maalula in Syrien heute noch gesprochen)
- Ostaramäische Dialekte
- Syrisch
- Jüdisch-Babylonisch-Aramäisch (Sprache des Babylonischen Talmud)
- Mandäisch
- Neuostaramäisch auch Aramoyo genannt (heute noch gesprochen)
- Westaramäische Dialekte
- Nordarabische Sprachen
- Klassisches Arabisch (Literatur- und Sakralsprache)
- moderne arabische Dialekte
- Maltesisch (auf Malta gesprochen, mit modernen maghrebinischen Dialekten verwandt)
- Nordwestsemitisch
- Südsemitisch
- Äthiosemitische Sprachen
- Nordäthiosemitische Sprachen
- Ge'ez (im Alltag ausgestorben – hat noch als Sakralsprache Bedeutung)
- Tigrinya
- Tigré
- Südäthiosemitische Sprachen
- Nordäthiosemitische Sprachen
- Altsüdarabische Sprachen
- Äthiosemitische Sprachen
[Bearbeiten] Siehe auch
- Vergleich zwischen Hebräisch und Arabisch