Serengeti darf nicht sterben
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Serengeti darf nicht sterben |
Produktionsland: | Deutschland |
Erscheinungsjahr: | 1959 |
Länge (PAL-DVD): | 85 Minuten |
Originalsprache: | Deutsch |
Altersfreigabe: | FSK 6 |
Stab | |
Regie: | Bernhard Grzimek Michael Grzimek |
Drehbuch: | Bernhard Grzimek Michael Grzimek |
Produktion: | Okapia Film GmbH |
Musik: | Wolfgang Zeller |
Kamera: | Bernhard Grzimek Michael Grzimek Alan Root Richard Graf Hermann Gimbel |
Schnitt: | Klaus Dudenhöfer |
Besetzung | |
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Serengeti darf nicht sterben ist eine deutsche Kinodokumentation von Dr. Bernhard und Michael Grzimek aus dem Jahr 1959.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Der Film erzählt von den Anfängen des Serengeti-Nationalparks in Tansania. Ende der 50er Jahre wollte die Tansanische Nationalparkverwaltung das Schutzgebiet um den Ngorongoro-Krater einzäunen. Um sich ein genaues Bild über die Tierwanderungen zu machen, wurden Bernhard und Michael Grzimek 1957 eingeladen, um der Nationalparkverwaltung die Werte zu liefern, die sie für ihr Vorhaben brauchten. Die Grzimeks fanden mit einem neuen Zählverfahren mit zwei Flugzeugen heraus, dass die Wanderungen der Herden anders verliefen, als angenommen. Mit atemberaubenden Kameraaufnahmen machten die Grzimeks auf die zunehmende Zerstörung eines der letzten afrikanischen Tierparadiese aufmerksam. Als Lohn gab es einen Oscar für den besten Dokumentarfilm. Michael Grzimek kam bei den Dreharbeiten ums Leben.
[Bearbeiten] Konflikt mit der Filmbewertungsstelle
Damit Serengeti darf nicht sterben überhaupt eine Chance bekam, in den Kinos mit wirtschaftlichem Erfolg gezeigt zu werden, benötigte der Dokumentarfilm für den entsprechenden Nachlass der Vergnügungssteuer das Prädikat „wertvoll“ oder „besonders wertvoll“. Dr. Bernhard Grzimek legte das fertig geschnittene Werk daher der dafür zuständigen Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) vor. Nach ihrer Prüfung hatte diese nicht etwa dagegen Bedenken, dass in einer Szene unbekleidete junge Frauen recht freizügig beim Baden gezeigt werden, sondern sie wollte das Prädikat „wertvoll“ nur dann vergeben, wenn Grzimek zwei Textstellen in seinem Film streichen würde. Die eine betraf den Satz „Es wäre besser um die Welt bestellt, wenn die Menschen sich wie Löwen benähmen“ und die zweite folgende – berühmt gewordene – Passage am Ende des Films:
- „Diese letzten Reste des afrikanischen Tierlebens sind ein kultureller Gemeinbesitz der ganzen Menschheit, genau wie unsere Kathedralen, wie die antiken Bauten wie die Akropolis, der Petersdom und der Louvre in Paris. Vor einigen Jahrhunderten hat man noch die römischen Tempel abgebrochen, um aus den Quadern Bürgerhäuser zu bauen. Würde heute eine Regierung, gleich welchen Systems, es wagen, die Akropolis in Athen abzureißen, um Wohnungen zu bauen, dann würde ein Aufschrei der Empörung durch die gesamte zivilisierte Menschheit gehen. Genau so wenig dürfen schwarze oder weiße Menschen diese letzten lebenden Kulturschätze Afrikas antasten. Gott machte seine Erde den Menschen untertan, aber nicht, damit er sein Werk völlig vernichte.“
Mit derartigen Vergleichen werde, wenn auch in bester Absicht, „eine unerlaubte Gleichsetzung“ hergestellt, so die Begründung der FBW. Grzimek war empört und weigerte sich, seinen Film entsprechend zu bearbeiten. In einem Brief an die Behörde führte er zur Begründung unter anderem aus:
- „Menschliche Kunstwerke können immer wieder neu geschaffen werden, während eine Tierart nie wieder neu erstehen kann, wenn sie einmal ausgerottet worden ist. Die Hersteller des Filmes sehen es als sittliche und kulturelle Verpflichtung an, sich ebenso für den Schutz der letzten und großartigen Reste afrikanischer Natur einzusetzen wie für die Erhaltung europäischer Kulturbauten. Dieser Satz stellt überhaupt den Sinn und die Arbeit dieses Filmes dar.“
Grzimek sah durch das FBW-Vorgehen das Grundrecht der freien Meinungsäußerung verletzt, hielt das nichtöffentliche und undurchschaubare Bewertungsverfahren gar für verfassungswidrig. Auch nachdem die FBW einlenkte und das Prädikat „wertvoll“ ohne Auflagen erteilte, war für Grzimek die Sache nicht erledigt. In einer öffentlichen Erklärung sagte er, dass er in Deutschland nie wieder einen Kinofilm drehen würde, „solange ich mich damit der Zensur einer geheimgehaltenen Gruppe von Menschen unterwerfen müsse“, wie sich der Zoologe in seiner Autobiographie Auf den Mensch gekommen [alle hier angeführten Zitate daraus und aus dem Film] erinnert. Grzimeks Äußerung sorgte in der Folge für eine ausführliche Debatte in der Presse, was den öffentlichen Blick auf die Bewertungspraxis der Wiesbadener Behörde schärfte.
[Bearbeiten] Das Buch
Während der Dreharbeiten schrieb Michael Grzimek das Manuskript für das Buch Serengeti darf nicht sterben. 367.000 Tiere suchen einen Staat. Nach seinem Tod setzte sein Vater Bernhard Grzimek die Arbeit fort und vollendete das Buch. Es erschien 1959 erstmals im Ullstein-Verlag und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller, der über die Jahre hin immer wieder neu aufgelegt wurde (zuletzt 2001). Bis 1978 erreichte allein die deutsche Gesamtauflage die Marke von 835.000 Exemplaren. Dazu kamen Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen, so dass das Sachbuch auch international weite Verbreitung fand.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1959: Oscar für die beste Dokumentation
- 1960: Bundesfilmpreis - Filmband in Silber: Außergewöhnliche Dokumentation
[Bearbeiten] Kritiken
- „Von großem Informationswert und teilweise recht spannend.“ - „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
- „(...)Mit ebensoviel Herzenswärme wie Sachverstand wird das erzählt und die tief empfundene Passion der Grzimeks für das Schicksal nicht nur der Tiere, sondern des Landes und auch der in ihm lebenden Menschen teilt sich in jedem Bild mit. Inzwischen ist der Film, was man gemeinhin „Kult“ nennt, ein Knüller heute schon deshalb, weil er so hübsch angestaubt daherkommt. Der Titel prangt in den reißerischen Lettern eines Horrorfilms der 50er, die Musik von Wolfgang Zeller rührt in herzzerreißender Streicherpathetik zu Tränen. Es passt aber zusammen und funktioniert heute wie damals.“ - Katharina Kleppe in einer Besprechung der DVD-Edition am 7. September 2005 bei 3sat.de
[Bearbeiten] DVD-Veröffentlichung
- Serengeti darf nicht sterben und Kein Platz für wilde Tiere. Universal Family Entertainment 2004
[Bearbeiten] Literatur
- Bernhard Grzimek, Michael Grzimek: Serengeti darf nicht sterben. 367.000 Tiere suchen einen Staat. Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/Main-Berlin-Wien, 1959, ISBN 3-550-06070-X
- Franziska Torma: Eine Naturschutzkampagne in der Ära Adenauer: Bernhard Grzimeks Afrikafilme in den Medien der 50er Jahre. Meidenbauer, München 2004, ISBN 3-89975-034-9