Sklavenschiff
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Sklavenschiffe bezeichnet man landläufig die im Atlantischer Dreieckshandel eingesetzten Schiffe, deren Frachträume auf ihrer Handelsroute von Afrika zu den europäischen Kolonien in der Neuen Welt mit Sklaven gefüllt waren. Grundsätzlich kann aber jedes Schiff, welches Sklaven als Handelsware an Bord hatte, als Sklavenschiff bezeichnet werden. Überwiegend wurden im Sklavenhandel ältere Schiffe eingesetzt, die vor dem Antritt ihrer Reise in den europäischen Häfen der sklavenhandelnden Nationen umgebaut und ausgerüstet wurden, um den Anforderungen einer solchen Reise gerecht zu werden. Infolge der hohen Belastungen einer solchen Reise und dem Risiko enes Totalverlustes durch Schiffbruch lohnte es sich für die Sklavenhändler nur selten, speziell für den Sklavenhandel entworfene und gebaute Schiffe zu verwenden. Stattdessen nahm man meist ältere Handelsschiffe und baute sie den Bedürfnissen einer Sklavenfahrt entsprechend um.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Atlantischer Sklavenhandel
Um hohen Profit aus den Transporten zu schlagen, zogen die Eigentümer der Sklavenschiffe Zwischendecks in den Schiffsrumpf ein, um möglichst viele Sklaven transportieren zu können. Dies führte zu unbeschreiblichen unhygienischen Zuständen und in der Folge zu einer enormen Todesrate. Da nur die widerstandsfähigsten den Transport überlebten, führte dies überdies zu einer starken Selektion. Oft transportierten die Schiffe mehrere hundert Sklaven, die auf engen Massen-Pritschen angekettet waren. Beispielsweise konnte das Sklavenschiff "Henrietta Marie" auf einer einzigen Passage bis zu 400 schwarze Sklaven befördern, die auf zwei Decks eingepfercht waren und die wochenlangen Passage angekettet auf gerade einmal einem halben Quadratmeter (!) verbrachten. Wenn die stark überladenen Schiffe sanken, rissen sie die Passagiere unweigerlich mit in die Tiefe und in den sicheren Tod.
Bereits wenige Jahrzehnte nach der Entdeckung Amerikas war die indianische Bevölkerung so stark dezimiert, dass es ein profitables Geschäft war, Sklavenschiffe über den Atlantik fahren zu lassen. Die richtig große Zeit der Sklavenschiffe auf der Atlantikpassage lag zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert, als in Südamerika und im Süden der englischen Kolonien Nordamerikas große Plantagen (Zuckerrohr, Baumwolle etc.) entstanden.
[Bearbeiten] Mittelalter
Bereits im Mittelalter fuhren auf dem Dnjepr chasarische und später warägische Sklavenschiffe; diese waren jedoch noch nicht auf einen wochenlangen Transport hin optimiert.
[Bearbeiten] Liste von Sklavenschiffen
- Adelaide, französisches Sklavenschiff, gesunken 1714 bei Kuba
- Braunfisch, ein kurbrandenburgisches Sklavenschiff, das 1688 bei einer Revolte verloren ging
- Henrietta Marie
- Fredensborg, dänisches Sklaveschiff, sinkt 1768 bei Tromøy in Norwegen.
- Kron-Printzen, dänisches Sklavenschiff, sinkt 1706 mit 820 Sklaven an Bord
- La Amistad
- Lord Ligonier
- Whydah
[Bearbeiten] Siehe auch
- Sklavenhandel
- Sklaverei
- Sklavenküste, Gorée („Sklaveninsel“)
[Bearbeiten] Literatur
- Robert Harms, Das Sklavenschiff, 2004, ISBN: 3570002772
- Jean Boudriot, Le navire négrier au XVIII siècle, Paris, Centre de Documentation Historique de la Marine, 1987.
- Rodolphe Damon, Joseph Crassous de Médeuil - Marchand, officier de la Marine royale et négrier, Paris, 2004, ISBN 2-84586-439-6.
[Bearbeiten] Weblinks
- Fachartikel zum Kurbrandenburgischen Sklavenhandel samt Liste der Sklavenschiffe (PDF)
- Das Wrack des Sklavenschiffs "Henrietta Marie"
- Karten der Unesco: Wege der Sklavenschiffe (PDF, englisch)
- Karten der Unesco: Wege der Sklavenschiffe (PDF, französisch)
- Karten der Unesco: Wege der Sklavenschiffe (PDF, spanisch)
- Abbildung
- Abbildung
- Großformatige Fotos eines Modells des französischen Sklavenschiffs L' Aurore