St. Gotthardt (Kirche)
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St. Gotthardt ist neben St. Katharinen eine der beiden Hauptkirchen der Stadt Brandenburg an der Havel.
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[Bearbeiten] Bedeutung
- Der Sakralbau St. Gotthardt war zum Anfang seines Bestehens für kurze Zeit Sitz des Bistums Brandenburg.
- Der Sockel des Westwerkes der St. Gotthardtkirche bildet mit dem Sockel der Westmauer der St. Petrikapelle am Brandenburger Dom das älteste erhaltene Mauerwerk der Mark Brandenburg.
- Die St. Gotthardtkirche beherbergte von der Zeit der Reformation bis 1923 die Franziskanerbiliothek des aufgelassenen Franziskanerklosters am Salzufer der Altstadt Brandenburg.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Im Rahmen des politisch bestimmten Übertritts des Wendenfürsten Pribislav-Heinrich und seiner Frau Petrussa zum Christentum wurden neun Prämonstratensermönche aus Leitzkau nach Brandenburg gerufen, denen Wigger, Bischof von Brandenburg, auf dem Siedlungskern der Altstadt Brandenburg, der Kaufmannsiedlung Parduin, eine Kirche errichten lässt.
Dieses Bauwerk wurde ursprünglich zweitürmig im Stil der Prämonstratenser-Kirchen geplant. Die Zweitürmigkeit wurde jedoch im Laufe das Baugeschehens aufgegeben. Der Sockel dieser Westfront dürfte das älteste Mauerwerk der Mark Brandenburg darstellen, wenn man davon absieht, dass der Sockel des Westwerkes der Petrikapelle bei deren Neubau im 13. Jahrhundert möglicherweise beibehalten wurde, statt die alte, zur Burg Brandenburg gehörende Kapelle komplett ortsversetzt wiederaufzubauen. Anderenfalls beansprucht die Petrikapelle das älteste Mauerwerk der Mark.
Nach einigen Umbaumaßnahmen vollendete Heinrich Reinstorp die Gotthardtkirche zwischen 1456 und 1475 als dreischiffige, gotische Hallenkirche.
[Bearbeiten] Name
Der Name leitet sich vom Heiligen Godehard, Bischof von Hildesheim, ab, der im Hildesheimer Dom begraben liegt.
[Bearbeiten] Innenausstattung
Zu den Schätzen der Gotthardtkirche zählen unter anderem
- ein Bronzetaufbecken aus dem 13. Jahrhundert in spätromanischer Ausführung
- ein wertvolles gewebtes Altartuch mit christlich – mythologischen Szenen einer Einhornjagd
- der sogenannte Trebaw’sche Epitaph, der eine Stadtansicht der Altstadt von Westen her mit noch intakter Marienkirche, St. Gotthardt selbst und dem heute noch existierenden Plauer Torturm in realistischer Perspektive zeigt.
- Epitaph des bedeutenden Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg Simon Roter
[Bearbeiten] Funktion
Auf die bauhistorische Bedeutung wurde bereits verwiesen. In ihrer Frühzeit diente die Pfarrkirche der Altstadt bis zum Umzug des Prämonstratenser - Konvents auf der Dominsel nach dem Jahr 1165 gleichzeitig als Bischofskirche und übernahm provisorisch die Aufgaben des späteren Doms zu Brandenburg.
[Bearbeiten] Kirchenumfeld
- In der Nordostecke des Kirchenumfeldes befand sich der bischöfliche Hof, dessen an die Stadtmauer der Altstadt grenzendes Grundstück später in den Besitz der aus der Prignitz stammenden von Saldern übergegangen, dem späteren renommierten Saldern-Gymnasium, der Saldria, zur Urheimat wurde.
- Die Vorgängerschule der Saldria war eine Lateinschule, dem Westwerk St. Gotthardts gegenüber gelegen, deren um zwei Fachwerkjoche verkürzter Bau von 1551/52 noch heute steht und von der „Galerie Sonnensegel“, einer Projektgruppe für Kinder- und Jugendarbeit genutzt wird. Dieses Gebäude ist das älteste erhaltene Schulgebäude der Mark Brandenburg.
[Bearbeiten] Quellenmaterial
- Friedrich Grasow, Brandenburg die tausendjährige Stadt, Im Selbstverlage der Stadt Brandenburg, 1928
- Chronik der Stadt Brandenburg, Hrsg. Arbeitskreis Stadtgeschichte im Brandenburgischen Kulturbund e.V., Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2003
Koordinaten: 52° 24' 58" N, 12° 33' 23" O