Stadtmetzg
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Die Stadtmetzg in Augsburg ist ein historischer Bau von Elias Holl und wurde von 1606 - 1609 erbaut. Die Stadtmetzg im Lechviertel gehört zu den eindrucksvollsten Bauwerken, die der Baumeister Elias Holl entworfen hat.
[Bearbeiten] Der Bau
Augsburgs Bevölkerung wuchs durch den aufblühenden Handel enorm an. Die Stadtmauer die, die großzügig gebaute Stadt umrahmte, musste bereits erweitert werden. Durch den mächtigen Bevölkerungszuwachs wurde der Ruf nach einer zentralen Fleischerei laut. Es gab bereits vor Beginn des Baus eine Stadtmetzg, deren Aufgabe die Verteilung des Fleisches an die Metzger der Stadt war. Doch die alte Stadtmetzg wurde ihren Anforderungen nicht mehr gerecht. Die Platzkapazität reichte nicht mehr aus und außerdem konnte das Fleisch nicht lange aufgehoben werden, da es zu verderben drohte.
Schließlich beschloss die Stadt, ihren Stadtbaumeister Elias Holl zu beauftragen, eine zentrale Stadtmetzg für die reiche Stadt zu erbauen. Kosten sollten keine Rolle spielen. Augsburg die blühende Wirtschaftsmetropole Europas hatte keine Geldsorgen.
Auf der Suche nach dem Standort entschied er sich für das Lechviertel, wo er die ideale Bedingungen für das Bauwerk vorfand. Es lag zentral und von Lechkanälen umgeben. Im Jahre 1606 begann er schließlich mit dem Bau der Fleischerzentrale. Das vierstöckige Gebäude mit dem schmalen Giebel war zur damaligen Zeit der modernste Bau seiner Zunft. Elias Holl ließ sich eine Raffinesse einfallen. Er nutzte den bereits vorhandenen Lechkanal, in dem er ihn direkt unter das Gebäude leitete um das fertige Fleisch im Keller kühlen zu können. Er konzipierte das Innere des Gebäude so, das die Schlachtbänke direkt neben einer Öffnung am Boden standen. So konnten die Metger ihre Schlachtabfälle durch die Öffnung weiter in den Lechkanal leiten, der die Abfälle weiterschwemmte. Bei seiner Eröffnung 1609 nach dreijähriger Bauzeit war dies ein Luxus, den sich kaum eine andere Stadt dieser Zeit leisten konnte. Die Innenausstattung und Außenfassade zeugten ebenfalls von Baukunst.
- 1634 brannte die Stadtmetzg zum ersten mal ab und wurde umgehend wieder aufgebaut.
- 1937 totale Entkernung des Gebäudes inklusive des von Johann Anton Huber 1783 geschaffenem Deckenfresko.
- 1939 Dienstgebäude der Stadt Augsburg.
[Bearbeiten] Die Stadtmetzg heute
Die Stadtmetzg war über Jahrhunderte zusammen mit dem im Schlachthausgäßchen nebenan gelegenem Schlachthaus das zentrale Schlacht- und Verteilhaus der Metzger von Augsburg. Während die Industrialisierung einsetzte, nahm die Bedeutung jedoch ab. Vor allem die Verschmutzung des Lechkanals bzw. des Lechs durch die Schlachtabfälle waren in der Zeit der Moderne nicht mehr erwünscht. Schließlich verlor die Stadtmetzg durch die Eröffnung des neugebauten städtischen Schlachthofes 1900 immer mehr an Bedeutung. Bedingt durch den Umzug der Metzger auf den neuen Stadtmarkt schloss die Stadtmetzg 1930 endgültig ihre Tore. Aus der Stadtmetzg wurde das Sozialamt der Stadt Augsburg, bis dies in den 1990er Jahren ebenfalls schloss.
Der ehemalige Prachtbau vegetierte vor sich hin. Die Außen und Innenaustattungen verbleichten nach und nach. Erst mit Einsetzen des großen Tourismusinteresse Anfang des 21.Jahrhundert wurde mit der Instandsetzung der Außenfassade begonnen. Die frühere Pracht des Innengebäude bleibt bisher für die Öffentlichkeit geschlossen. In der Stadtregierung gab es Diskussionen, die Stadtbibliothek in die Stadtmetzg umzusiedeln. Durch den Beginn des Neubau der Stadtbibliothek am Ernst-Reuter Platz scheint diese Option vom Tisch.
Vor der Stadtmetzg steht seit 1833 die 1565 gegossene Bronzefigur St. Georg als Drachentöter.
[Bearbeiten] Die Stadtmetzg Zukunft
Die Zukunft der Stadtmetzg scheint offen. Eine Renovierung der Innenräume in den alten Zustand vor dem Umbau als Sozialamt ist möglich. Eine Besichtigung durch Tourismusgruppen, die bereits Interesse an dem genialen Bau wäre dadurch denkbar. Koordinaten: 48° 22' 12" N 10° 53' 58" O