Sternstunden der Menschheit
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Sternstunden der Menschheit ist eine Sammlung von 14 historischen Miniaturen, verfasst von Stefan Zweig im Jahre 1927. Sie erzählt von historischen Begebenheiten, deren Auswirkungen die Geschichte der Menschheit verändert haben. Zweig schreibt im Vorwort:
- „Solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte. [...] Ich habe sie so genannt, weil sie leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen.“
Die Erstausgabe aus dem Jahre 1927 enthielt lediglich fünf Texte:
- Die Weltminute von Waterloo (General Grouchys vergeblicher Versuch, Napoleon zu Hilfe zu kommen)
- Die Marienbader Elegie (Goethes unerfüllte Liebe zu Ulrike von Levetzow)
- Die Entdeckung Eldorados (Auffindung der Goldminen Kaliforniens durch Johann August Sutter)
- Heroischer Augenblick (Fjodor Dostojewskis Begnadigung vor seiner geplanten Hinrichtung)
- Der Kampf um den Südpol (Robert Scotts gescheiterte Südpol-Expedition)
Postum kamen 1943 die folgenden sieben Texte hinzu:
- Flucht in die Unsterblichkeit (Entdeckung des Pazifiks durch Balboa)
- Die Eroberung von Byzanz (Belagerung von Konstantinopel (1453) und Eroberung durch die Osmanen)
- Georg Friedrich Händels Auferstehung (die Entstehung des Oratoriums Messias)
- Das Genie einer Nacht (Rouget de Lisle komponiert die Marseillaise)
- Das erste Wort über den Ozean (Verlegung des ersten transatlantischen Kabels)
- Die Flucht zu Gott (Leo Tolstois Tod)
- Der versiegelte Zug (Lenins Rückkehr nach Russland)
In heutigen Ausgaben kann man zudem zwei weitere Texte finden, die auch bereits in einer englischen Ausgabe von 1940 enthalten waren. Sie behandeln Cicero sowie Woodrow Wilson.
Die Miniaturen sind in der Regel novellenartig aufgebaut und verstehen sich nicht als historische Analysen, sondern als die zugespitzte Darstellung von Ereignissen, in denen sich eine historische Persönlichkeit zu bewähren hat. Nicht immer bleibt Zweig dabei der historischen Faktenlage treu, sondern ordnet diese im Zweifelsfall seinem heroischen Geschichtsbild unter. Von der Novellenform weichen zwei Texte ab: „Heroischer Augenblick“ ist als dramatisches Gedicht geschrieben, „Die Flucht zu Gott“ als ein Epilog zu „Und das Licht scheinet in der Finsternis“, einem Dramafragment Tolstois.
Der schmale Band wurde zu einem Welterfolg. Bereits 1928 waren 130.000 Exemplare in sieben Auflagen verkauft. Im Jahr 2000 erschien die 47. Auflage. Das Buch gilt als klassische Schullektüre.