Straßenbahn Helsinki
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Die Straßenbahn Helsinki wird von den städtischen Verkehrsbetrieben Helsingin kaupungin liikennelaitos (HKL) betrieben.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Straßenbahnbetrieb in Helsinki begann - zunächst mit Pferdetrambahnen - im Jahr 1891. Schon bald wurde aber auf den elektrischen Betrieb umgestellt, so dass 1901 der letzte Pferdewagen aus dem Verkehr gezogen wurde. An der Spurweite wurden jedoch keine Änderungen vorgenommen, so dass die Straßenbahn bis heute auf 1000-mm-Schmalspur fährt. Neue Strecken wurden in den letzten Jahrzehnten nicht gebaut, jedoch wurde das bestehende Netz laufend gepflegt und bei Bedarf um Zusatzgleise oder neu geführte Abschnitte modernisiert.
[Bearbeiten] Liniennetz
Derzeit (Stand: Juni 2005) gibt es in Helsinki elf Straßenbahnlinien, die insgesamt etwas weniger Passagiere haben als die Metro Helsinki. Insgesamt wurden im Jahr 2005 55,6 Millionen Fahrgäste befördert.
- 1 Kauppatori – Käpylä (nicht in der HZV)
- 1A Eira – Käpylä (nur in der HVZ)
- 3B Eira – Kauppatori – Töölö – Kallio – Eira
- 3T Eira – Töölö – Kallio – Kauppatori – Eira
- 4 Katajanokka – Munkkiniemi
- 4T Katajanokan terminaali – Munkkiniemi
- 6 Hietalahti – Arabia
- 7A Senaatintori – Töölö – Pasila – Senaatintori
- 7B Senaatintori – Pasila – Töölö – Senaatintori
- 8 Salmisaari – Sörnäinen – Vallila
- 10 Kirurgi – Pikku-Huopalahti
Eine neue Linie 9 (Kirurgi - Itä-Pasila) ist derzeit in Planung, dafür müssten allerdings neue Gleise gebaut werden. Selbiges gilt für die Verlegung der Linien 7A/B, um diese über den neuen Busbahnhof Kampin keskus zu führen.
[Bearbeiten] Fahrkarten
Leicht gewöhnungsbedürftig ist das Fahrausweissortiment in Helsinki. Es wird zunächst unterschieden zwischen "Einzelfahrscheinen" und "Straßenbahnfahrscheinen"
[Bearbeiten] Einzeltickets
Einzelfahrscheine können an Automaten, in Kiosken, bei Bus- und Straßenbahnfahrern, bei Schaffnern in den Regionalzügen und per Handy gekauft werden. Sie kosten 2,00 Euro, wenn sie im Voraus gekauft werden und 2,20 Euro, wenn sie erst beim Fahrer gekauft werden. Ein Einzelticket gilt 60 Minuten ab Kauf in allen Bussen, U-Bahnen, Regionalzügen und Straßenbahnen im Stadtgebiet von Helsinki. Es kann beliebig oft umgestiegen werden. Bei einigen Buslinien, welche Zubringer der Regionalzüge und der U-Bahn sind, beträgt die Gültigkeitsdauer 80 Minuten. Des Weiteren kann mit einem Einzelfahrschein die Fähre zur Festungsinsel Suomenlinna genutzt werden.
Straßenbahnfahrscheine sind mit Einzelfahrscheinen weitgehend identisch, nur dass sie nur in der Straßenbahn und nicht in Bussen, U-Bahnen, Zügen und der Suomenlinna-Fähre gelten. Sie sind auch nur bei Straßenbahnfahrern erhältlich. Sie kosten 2,00 Euro und sind damit etwas günstiger als beim Fahrer erworbene Einzeltickets (2,20 Euro).
Suomenlinna-Tickets kosten 3,80 Euro und gelten 12 Stunden lang ausschließlich auf der Suomenlinna-Fähre. Somit sind sie gut geeignet für einen Tagesausflug.
[Bearbeiten] Travel Cards
Seit jüngerer Zeit existieren elektronische "Travel Cards", die in Vorhinein entweder mit "Wert" oder "Zeit" aufgeladen werden können. Lädt man "Wert", d.h. eine bestimmte Geldsumme, so muss man die Karte beim Einsteigen vor ein Lesegerät halten und den gewünschten Fahrscheintyp per Knopfdruck wählen. Somit bleibt der Fahrkartenkauf mit Bargeld beim Fahrer erspart, außerdem sind die Tarife günstiger: ein per Travel Card erworbenes Einzelticket kostet 1,80 Euro und ein Straßenbahnticket 1,35 Euro. Lädt man "Zeit", so kann man sämtliche Verkehrsmittel für einen frei wählbaren Zeitraum (14-366 Tage) unbeschränkt benutzten. 14 Tage kosten 21,40 Euro, jeder weitere Tag 1,22 Euro. Hinzu kommt noch die Anschaffungsgebühr für die Travel Card (8 Euro). Obige Preise gelten für persönliche (nicht übertragbare) Travel Cards. Es gibt auch übertragbare Travel Cards, bei denen die Preise höher sind.
[Bearbeiten] Sonstiges
Wer ohne gültigen Fahrschein angetroffen wird, zahlt 66,00 Euro. Für Touristen gibt es sogenannte Touristenfahrscheine, die wahlweise einen, drei oder 5 Tage in allen Verkehrsmitteln innerhalb Helsinkis gelten. Eine weitere Möglichkeit ist die Helsinki Card, die wie das Touristenticket mit 1, 3 oder 5 Tagen Gültigkeit erhältlich ist und über den Nahverkehr hinaus auch den Eintritt in diverse Sehenswürdigkeiten vergünstigt.
[Bearbeiten] Technik und Infrastruktur
Die Straßenbahn ist eine Straßenbahn im klassischen Sinne (keine Stadtbahn), alle Strecken führen auf Straßen, zum Teil auch auf einem eigenen Gleisbett neben der Straße oder in ihrer Mitte. Dabei besteht jeweils für beide Fahrtrichtungen ein eigenes Gleis. Die Spurweite beträgt 1000 Millimeter (Meterspur). Die Stromversorgung mit 600 Volt Gleichstrom erfolgt über eine Oberleitung.
Die Straßenbahn hat eigene Lichtzeichenanlagen, die statt Farben Symbole anzeigen: Ein senkrechter Pfeil steht für "Freie Fahrt", ein Strich für "Achtung" und der Buchstabe S für "Halt". Teilweise besteht eine Telematik-Vorrangschaltung gegenüber dem Individualverkehr.
Sämtliche Straßenbahnstrecken sind für den Einrichtungsbetrieb ausgelegt, d.h. sie besitzen ein(e) Wendeschleife oder -Dreieck an ihrem Ende. Da auch die neuen Variotrams Einrichtungstriebwagen sind, wird sich in naher Zukunft auch nichts daran ändern.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Im Fuhrpark der HKL befinden sich etwa 130 Schienenfahrzeuge.
[Bearbeiten] Hochflurwagen
Der Großteil der im Einsatz befindlichen Züge stammt noch aus den 1970er und 1980er Jahren. Sie wurden in Finnland von Valmet gebaut, werden jedoch oft für Artverwandte des M-Wagens oder für Tatras gehalten. Sie tragen die Bezeichnungen Nr-1 und Nr-2, wobei sich letztere an drestellige (ab 100) Betriebsnummern erkennen lassen. Trotz ihres vergleichsweise hohen Alters sind sie genau so leise wie die modernen Niederflurwagen. Bei beiden Typen lassen sich außschließlich Rollgeräusche vernehmen. Im inneren sind sie mit bequem gepolsterten Sitzen und Haltestellenansage ausgestattet. Insgesamt ist der Innenraum in verschieden Grün- und Blautünen gestaltet.
Es ist in Planung, einige der Hochflurwagen durch niederflurige Mittelteile zu ergänzen, wie dies etwa auch in Tallinn, Duisburg oder Zürich getan wurde.
[Bearbeiten] Variobahn
Seit 1999 werden auch neue 5-teilige Niederflurfahrzeuge des Typs Variobahn des österreichischen Herstellers Stadler angeschafft. Sie ersetzten die seit 1959 fahrenden Wagen der Baureihe 59, von der der letzte 2003 verschwand. Wegen technischer Probleme müssen diese aber immer wieder aus dem Verkehr gezogen werden. Ihr Innenraum ist wie bei den meisten modernen Fahrzeugen vornehmlich in Lichtgrau gehalten, die Sitze sind wesentlich härter als die der Valmet-Wagen und mit grell orangem Stoff bezogen. Im Mittelteil dieser Wagen befinde sich zwei kleine Tische, auf denen täglich die aktuelle Tageszeitung zu finden ist.
[Bearbeiten] Gebrauchtkäufe
Im Frühjahr 2005 kaufte die HKL vier ausrangierte Straßenbahnwagen aus Mannheim, um die Ausfälle durch die Reparaturzeiten bei den Variobahnen auszugleichen - insbesondere im Hinblick auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005. Später wurde ein fünfter Mannheimer Wagen als Ersatzspender gekauft. Die Wagen dienen auch, um achtachsige Fahrzeuge im städtischen Netz zu erproben, im Hinblick auf den Umbau der Valmet-Wagen.