Trix-Batteriebahn
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Die Batteriebahnen von Trix Express sind vereinfachte Modelleisenbahnen, die ab 1953 bis 1960 von der Firma Trix zusätzlich zum bestehenden Trix-Express-Modellbahnprogramm auf den Markt gebracht wurden.
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[Bearbeiten] Entstehung
Nahezu gleichzeitig mit der Einführung des Gleichstroms für die H0-Modellbahn, starteten die Spielwarenhersteller Trix, HWN (Heinrich-Wimmer-Nürnberg) und Distler 1953 mit der Produktion von preiswerten Batteriebahnen im Maßstab H0. Klares Marketing-Ziel war seinerzeit die Erweiterung des Kundenkreises, vor allem auf Kinder und Jugendliche, um diese frühzeitig an das Hobby der Modellbahn heranzuführen. Insbesondere die Firma Trix (damals Vereinigte Spielwarenfabriken Ernst Voelk KG, Nürnberg) setzte diese Idee mit Hilfe der Marke Distler recht erfolgreich um. Ernst Voelk selbst war damals Präsident der Nürnberger Handelskammer und gleichzeitig auch Besitzer der Firma Johann Distler KG.
So erschienen ab 1953 mehrere Varianten der Trix-Express-4,5-Volt-Batterie-Bahn, die durch ihr preiswertes Angebot sowie die (kinder-)leichte und ungefährliche Handhabung eine gute Verbreitung unter den geburtenstarken Jahrgängen der Nachkriegsgeneration fanden. Für viele Kinder und Jugendliche war es der erste Kontakt mit der Modelleisenbahn und für so manchen auch der Einstieg in die Elektrotechnik und den Maschinenbau. Heute sind die inzwischen selten gewordenen Modellbahnartikel gefragte Teile bei vielen Sammlern, da der Erinnerungswert an die damalige Zeit recht hoch sein kann.
[Bearbeiten] Technik
Auch in England setzte Trix auf diese neue Verkaufsstrategie. Dort kamen 1955 mit dem „Trix - Junior Train“ ebenfalls 2 Ausführungen einer 6 Volt Bahn auf den Markt. Eine Güterzugpackung „Junior Goods“ mit einer schwarzen B-Lok (British Railways) und drei Güterwagen sowie eine Personenzugpackung „Junior Passenger“ mit gleicher Lok und 2 Personenwagen.
Als Antriebsquelle lag in den englischen Zugpackungen ein Handdynamo mit Kurbel bei. Mit Hilfe des Dynamos konnte der Zug durch langsameres bzw. schnelleres Drehen der Kurbel in seiner Fahrt reguliert werden. Ein Wechsel in der Fahrtrichtung erzielte man durch Drehen in die entgegengesetzte Richtung. Der Handdynamo wurde kurzfristig auch auf dem deutschen Markt von Distler angeboten. Die auf Dauer doch etwas mühevolle Antriebsquelle fand allerdings hierzulande keine weite Verbreitung.
Die deutschen wie die englischen Batteriebahnen waren mit einem von der Firma Distler neu entwickelten Elektromotor ausgestattet. Hierbei handelte es sich um einen geschlossenen, walzenförmigen Gleichstrommotor, der unabhängig vom Netz mit einer normalen, handelsüblichen 4,5-Volt-Batterie betrieben werden konnte. Der neuartige Elektromotor von Distler war bezüglich Leistung und Wirtschaftlichkeit seinerzeit marktführend, sodass auch andere Hersteller diese zuverlässige Antriebsquelle für ihre Produkte einsetzten. Vielfache Anwendung fand dieser Motor u.a. in Tonbandgeräten (Phonotrix) und Rasierapparaten. Ebenso von Distler entwickelt war der Fahrregler. Hier packte man eine 4,5 -Volt Flachbatterie rein und los ging´s mit dem Fahrspaß. Wer damals bereits auf das kompatible Netzanschlußgerät 7/946 von Distler (s. Abb.) zugreifen konnte, war fein heraus. Jetzt war der Spaß am Fahren unbegrenzt und vor allem immer mit voller Kraft! Und hatte man keine Lust mehr auf Eisenbahn, war das Ganze schnell abgebaut und in der geräumigen Schachtel weggepackt. Ab 1959/60 lagen den Zugpackungen statt dem Batteriefahrpult kleine farbige Siemens-Schuckert-Niedervolttrafos (Leistung: 4,5 bis 6 Volt, 75 mAmp) entweder in gelber oder roter Farbe bei.
[Bearbeiten] Konstruktion
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Um den Energieaufwand für den Fahrbetrieb gering zu halten bzw. die Spielfreude möglichst lange aufrecht zu erhalten, war das rollende Material der damaligen Batteriebahnen überwiegend in „Leichtbauweise“ konstruiert. Auch das einfache Getriebe (Kronenradübersetzung siehe Abbildung) sowie die jeweils nur rückwärtig vorhandene Kupplung waren weitgehend aus Kunststoff gefertigt und reduzierten das Gesamtgewicht der Zugeinheiten erheblich. Beleuchtete Stirnlampen an den Loks waren generell aufgrund des Stromverbrauchs ebenso tabu wie Beleuchtungseinrichtungen an den Wagen. Ab dem Jahr 1957 wurden den Zugpackungen statt der Blechwagen extrem leicht gebaute Waggons aus Kunststoff beigelegt. Bei sämtlichen Wagentypen wurden sowohl die Puffer als auch die Achslagerblenden eingespart. Als Gleismaterial wurde in Deutschland das im Jahr 1953/54 neu entwickelte Dreileiter-Schienensystem mit Pappschwellen angeboten. In England fuhr man die Batteriebahnen anfangs noch auf Gleisen mit Bakelitsockel und erst ab 1957 ebenfalls auf Pappschienen.
[Bearbeiten] Einige Modelle
In West-Deutschland kamen ab 1953 verschiedene Ausführungen der Trix-Batteriebahn in den Verkauf. Darunter auch der inzwischen unter Sammlern sehr gesuchte Trix Dieselzug (TE 7/900) mit rotem Kunststoffgehäuse, das sehr zerbrechlich war. Fahrgestell und Motor des Triebwagens entsprachen der abgebildeten Batterie-Tenderlok (TE 6602). Die Produktion dieses Modells lief nur bis 1955 mit relativ kleiner Auflage. Der Dieselzug wurde damals nur 2-teilig im Fachhandel angeboten (damaliger Verkaufspreis 24,- DM). Der dazugehörige Mittelwagen existierte zwar als Handmuster, ging aber nie in Serie.
[Bearbeiten] Verschwinden
Was ist aus der damals sehr beliebten Batteriebahn von Trix geworden, deren Produktion im Jahr 1960 wieder eingestellt wurde? Insbesondere Anfang der 1960er Jahre boomte der Modelleisenbahnmarkt in Deutschland in der Baugröße 1:87. Die Spur H0 setzte sich überall durch. Die Maßstäblichkeit des rollenden Materials wurde durch die Hersteller immer genauer eingehalten, die Detaillierungen immer mehr verfeinert, die Elektromotoren leistungsfähiger. Ab diesem Zeitpunkt war für die doch recht unmaßstäblichen und detailarmen Batteriebahnen einfach kein Markt mehr vorhanden. So bleiben nur noch die Erinnerungen an die damalige Spielfreude und das Material, das man z.T. in die heutige Zeit hinüber retten konnte. Hin und wieder findet man noch einige Artikel aus dieser Epoche auf regionalen Eisenbahnbörsen, oft unerkannt und untergetaucht in anonymen Krabbelkisten. Doch Vorsicht, einige Teile aus dieser Zeit sind inzwischen sehr wertvoll und unter Sammlern sehr gesucht. Dazu zählen insbesondere der oben abgebildete Dieselzug (TE 7/900) sowie die seltene Sandbahn (TE 7/601). Aber auch die anderen Zugpackungen erzielen in gut erhaltenem Zustand inzwischen ansehnliche Verkaufspreise.
[Bearbeiten] Literatur
- Ast, H. (2001): Batteriebahnen -Anschlussgeräte für TRIX und DISTLER. Spielzeug Antik Revue, Heft 2 -3.
- Franzke, J. (Hrsg.) (2000): TRIX – Vereinigte Spiewarenfabriken. SCHUCO, BING & Co. (Bd. 4), S. 98-104.
- Huschka, K.-P. (1998): DISTLER, BUB und Co. MIBA 12/98, S. 88-91, Nürnberg.
- Käßer, D. & Freund, A. (2000): HWN-Eisenbahnen in Spur O/HO, vom Blech zum Kunststoff. Spielzeug Antik Revue, Heft 5.
- Zarges, H. (2000): Auf der Spielbahn – BECKH, DISTLER, DRESSLER, GRÖTSCH und HWN. Spielzeug Antik Revue, Heft 4 u. 5.