Wladimir Konstantinowitsch Bukowski
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Wladimir Bukowski (russisch Владимир Константинович Буковский; * 30. Dezember 1942 im russischen Belebei (Baschkortostan), ist ein Menschenrechtsaktivist und Publizist und war ein sowjetischer Dissident.
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[Bearbeiten] Leben
Schon als Schüler und Student geriet Bukowski durch abweichende Meinungen in Konflikt mit der Sowjetmacht und wurde sowohl aus der Schule als auch von der Universität ausgeschlossen. 1963 wurde er wegen des Versuchs, das Buch Die neue Klasse des jugoslawischen Dissidenten Milovan Đilas zu vervielfältigen als unverbesserlich eingestuft und in eine psychiatrische Anstalt in Leningrad eingewiesen. Im Februar 1965 entlassen, setzte er seine oppositionelle Tätigkeit fort und wurde von Ende 1965 bis Juli 1966 erneut zur psychiatrischen Behandlung zwangseingewiesen.
Wegen der Organisation einer Protestdemonstration im Januar 1967 wurde er vor Gericht gestellt; seine Rede vor Gericht kursierte bald im Samisdat. Die Richter stuften dies als Teilnahme an „Gruppenhandlungen, welche die öffentliche Ordnung stören“ ein und verurteilten ihn zu drei Jahren Lager. Nach der Rückkehr aus dem Lager nach Moskau wurde Bukowski einer der Wortführer der sich formierenden sowjetischen Dissidentenbewegung. In der Folge gab er ausländischen Korrespondenten Interviews und sorgte dafür, dass im Westen insbesondere der Einsatz der Psychiatrie gegen Andersdenkende bekannt wurde.
Im März 1971 wurde Bukowski erneut verhaftet, nachdem ihn ein Artikel in der Zeitung Prawda, der ihm antisowjetische Tätigkeit vorwarf, in der ganzen UdSSR bekannt gemacht hatte. In einem Prozess am 5. Januar 1972 in Moskau wurde er zu 7 Jahren Freiheitsstrafe und fünf Jahren Verbannung verurteilt. Wegen anhaltender Proteste im Westen tauschte die Sowjetregierung Bukowski im Dezember 1976 gegen den Führer der chilenischen Kommunisten Luis Corvalán aus.
Nach seiner zwangsweisen Aussiedelung ließ er sich in Großbritannien nieder und setzte seine kritischen Recherchen und Analysen fort. Mit zahlreichen Enthüllungen aus den eröffneten Moskauer Archiven über die Tätigkeit der sowjetischen Geheimdiplomatie und Verstrickungen westlicher Organisationen erregte er weltweites Aufsehen. 2004 gründete er zusammen mit Politikern wie Boris Nemzow und Garri Kasparow das liberale Komitee 2008.
Bukowskis Hauptthema ist die Naivität (gullibility) des Westens gegenüber der Sowjetunion bzw. ihrer - seiner Meinung nach - keineswegs untergegangenen Ideologie. In der EU sieht er einen neuen Sowjetstaat im Entstehen und prophezeit, dieser werde auch einen Gulag haben. Kein Verständnis hat er für die Friedensbewegung gegen den NATO-Doppelbeschluß und gegen den Irak-Krieg. Diese ist für ihn ein Ergebnis sowjetischer bzw. russischer Propaganda. Nach Bekanntwerden des Abu-Ghuraib-Folterskandals rechnete er in einem Artikel für die Washington Post aber ebenso schonungslos mit der amerikanischen Regierung ab [1].
[Bearbeiten] Werke
(Deutsch)
- Wind vor dem Eisgang. Ullstein Kontinent, Berlin 1981. ISBN 3-548-38018-2
- Pazifisten gegen den Frieden - Friedensbewegung und Sowjetunion. Verlag SOI, Bern 1983. ISBN 3-85913-120-6
- Dieser stechende Schmerz der Freiheit. Russischer Traum und westliche Realität. Ullstein, Berlin 1985. ISBN 3-548-20576-3
- Abrechnung mit Moskau. Das sowjetische Unrechtsregime und die Schuld des Westens. Lübbe Verlagsgruppe, Bergisch Gladbach 1996. ISBN 3-7857-0829-7 Rezension
(Englisch)
- To Build a Castle-My Life As a Dissenter, Rowman & Littlefield Publishers, 1988, ISBN 978-0896331310
- EUSSR. The Soviet Roots of European Integration, mit Pavel Stroilov, Sovereignty Publications, 2004, ISBN 978-0954023119
- Reckoning With Moscow: A Nuremberg Trial for Soviet Agents and Western Fellow Travelers, Regnery Publishing Inc., 1998, ISBN 978-0895263896
[Bearbeiten] Literatur
- Andre Martin und Peter Falke: Wladimir Bukowski. Vom Sowjetkerker ins Weiße Haus. Pattloch-Verlag, München 1977. ISBN 3-557-91147-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Konstantinowitsch Bukowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographische Daten auf der Webseite des Moskauer Sacharow-Zentrums
- Biographie auf der Webseite gewidmet den ehemaligen Polithäftlingen der UdSSR politzeki.ru
- Biographie auf einer Webseite zu Autoren des Samisdat (russisch)
Personendaten | |
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NAME | Bukowski, Wladimir Konstantinowitsch |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Dissident |
GEBURTSDATUM | 30. Dezember 1942 |
GEBURTSORT | Belebei |
Kategorien: Dissident | Mann | Russe | Geboren 1942 | Publizist | Autor