Ármin Vámbéry
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Ármin Vámbéry, auch Arminius Vámbéry (Geburtsname: Hermann Bamberger oder Bamberger Ármin; * 12. oder 19. März 1832 in Dunaszerdahely; † 15. September 1913 in Budapest) war ein ungarischer Orientalist, Reisender und vermutlicher Geheimagent in britischen Diensten.
Er entstammte einer armen jüdischen Familie und betrieb früh Studien der Ethnographie und Linguistik. Vámbéry genoss den Unterricht der Piaristen in St. Georgen bei Preßburg, bildete sich aber in der Folge autodidaktisch weiter und erwarb sich namentlich umfassende Kenntnisse in zahlreichen lebenden Sprachen.
Mit 22 Jahren kam er nach Konstantinopel, wo er als Lehrer der französischen Sprache im Haus Asif Beis, dann Rifaat Paschas Gelegenheit fand, 1857-1863 verschiedene türkische Dialekte und Sprachen zu erlernen und sich auf seine Wanderungen durch Armenien, Persien, nach Bochara, Samarkand und den Oxusländern vorzubereiten.
Unterstützt von der Ungarischen Akademie durchpilgerte Vámbéry, als Derwisch verkleidet, 1861-1864 diese bis dahin den Christen zum Teil hermetisch verschlossenen Länder des Turkmenenlandes und brachte die wertvollsten geographischen, ethnographischen und linguistischen Resultate zurück. Im Auftrag des englischen Geologischen Instituts und als britischer Agent reiste er, als Derwisch verkleidet, durch das Uralgebiet (Magna Hungaria) und Mittelasien, wo er die Baschkiren zwar als Verwandte der Ungarn ausmachte, aber nur einen Sprachbund konstatierte.
Von 1865-1905 war er Professor für orientalische Sprachen an der Universität Budapest und galt als ein entschiedener Gegner der Finnougristik. Vambery leugnete eine Sprachverwandtschaft zwischen Finnen und Ungarn und klassifizierte die ungarische Sprache als eine mit ugrischen Elementen versetzte Turksprache. Von den Finnougriern wiederum wurde Vambery angegriffen, da er auch als in Ungarn geborener Jude noch immer kein "Stammungar" war. Seine Werke - auch einige Romane - erschienen in englisch, deutsch und ungarisch.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Deutsch-türkisches Taschenwörterbuch, Konstantinopel. 1858;
- Abuschka, tschagataisches Wörterbuch, aus orientalischen Handschriften ediert und übersetzt, Pest 1861, ungarisch;
- Reise in Mittelasien, Leipzig 1865, 2. Aufl. 1873, welche Arbeit vielfach übersetzt wurde;
- Tschagataische Sprachstudien, Leipzig. 1867;
- Meine Wanderungen und Erlebnisse in Persien, Leipzig. 1867;
- Skizzen aus Mittelasien Leipzig. 1867;
- Uigurische Sprachmonumente und das Kudatku-Bilik, Innsbruck. 1870;
- Geschichte Bocharas, Stuttgartr 1872, 2 Bde;
- Der Islam im 19. Jahrhundert, Leipzig. 1875;
- Sittenbilder aus dem Morgenland, Berlin 1876;
- Etymologisches Wörterbuch der turkotatarischen Sprachen, Leipzig. 1878;
- Die primitive Kultur des turkotatarischen Volkes auf Grund sprachlicher Forschungen, Leipzig. 1879;
- Der Ursprung der Magyaren, Leipzig. 1882;
- Das Türkenvolk, Leipzig. 1885;
- Die Scheibaniade, ein özbegisches Heldengedicht, Text und Übersetzung Budapest 1885;
[Bearbeiten] Literatur
- Nachruf vom 15. September 1913 im Pester Lloyd
- Haber, Peter: Sprache, Rasse, Nation. Der ungarische Turkologe Ármin Vámbéry, in: Haber, Peter / Petry, Erik / Wildmann, Daniel: Jüdische Identität und Nation. Fallbeispiele aus Mitteleuropa, Köln 2006 (= Jüdische Moderne; 3), S. 19-49; ISBN 3-412-25605-6.
- Bartholomä, Ruth: Von Zentralasien nach Windsor Castle. Leben und Werk des ungarischen Orientalisten Arminius Vámbéry (1832-1913), Würzburg: Ergon 2006 (= Arbeitsmaterialien zum Orient; 17); ISBN 3-89913-499-0.
[Bearbeiten] Links
- Vámbéry Polgári Társulás (mit umfassendem Werk- und Literaturverzeichnis)
- Vambéry, Armin (Hermann)
Personendaten | |
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NAME | Vámbéry, Ármin |
ALTERNATIVNAMEN | Vambery, Arminius; Bamberger, Hermann oder Bamberger, Ármin |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Orientalist, Reisender und Geheimagent in britischen Diensten |
GEBURTSDATUM | 12. März oder 19. März 1832 |
GEBURTSORT | Dunaszerdahely |
STERBEDATUM | 15. September 1913 |
STERBEORT | Budapest |
Kategorien: Turkologe | Spion | Ungar | Mann | Geboren 1832 | Gestorben 1913