Abul Abbas
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Abul Abbas († 804) war ein weißer Elefant, der dem fränkischen Kaiser Karl dem Großen von Kalif Harun ar-Raschid geschenkt wurde; er war der erste namentlich und urkundlich belegte Elefant nördlich der Alpen.
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[Bearbeiten] Herkunft
Abul Abbas stammte aus Indien; benannt war er, vermutlich vom Kalifen selbst, nach dem Begründer der Abbasiden-Dynastie, Abu l-Abbas as-Saffah († 754, arabisch: أبو العباس السفاح). Wie alt er war, als er nach Aachen kam, ist unbekannt.
[Bearbeiten] Leben und Tod
801 wurde Abul Abbas in Begleitung von Isaak, einem jüdischen Kaufmann und Gesandten Karls, zusammen mit einer kleinen Delegation von Bagdad aus auf den Weg nach Aachen geschickt. Im Oktober des Jahres ist ein Aufenthalt in der Nähe von La Spezia in Italien belegt; in Vercelli, unweit des Lago Maggiore, blieb man über den Winter. Am 20. Juli 802 erreichte Abul Abbas Aachen und wurde dort, zusammen mit einer ganzen Anzahl von Geschenken, Kaiser Karl übergeben.
Sein Dasein in Aachen währte nur zwei Jahre, in denen er, wie berichtet wird, vom Kaiser gerne auf Reisen mitgenommen wurde, „als lebende Insignie seiner Macht“.[1] Anlässlich des Feldzugs Karls gegen die Friesen 804 wurde Abul Abbas als Waffe mitgeführt, was sich für ihn laut Überlieferung als verhängnisvoll erwies, denn er soll beim Übergang über den Rhein ertrunken sein. Laut anderen Quellen erlag der Elefant einer Lungenentzündung, die er sich bei der Rheinüberquerung zugezogen hatte. [2] [3]
[Bearbeiten] Bedeutung
900 Jahre später wird berichtet, dass man am Rhein, nahe der Lippe-Mündung, auf einem Acker auf Elefantenknochen gestoßen sei; man sei der Meinung gewesen, dass es sich hierbei nur um den Elefanten Kaiser Karls gehandelt haben könne. Die gefundenen Oberschenkelknochen landeten offenbar in einem privaten Kunst- und Raritätenkabinett.
In der berühmten Jobsiade von 1784 wird der Tod des Tieres beklagt: „Selbst Bucephalus und Rosinanten / Abulabaz den Elephanten Ross Bayard und Bileams Eselin / Nahm Freund Hein zum Morgenbrod hin.“
Der erste auf fränkischem Boden zur Kenntnis genommene Elefant sei, wie einige meinen, in der Historie der deutschen Sprache zum Popanz geworden, und zwar durch die Herleitung dieses Wortes aus dem Namen des kaiserlichen Elefanten über Bubaz, Pubatsch und Pupanz; diese Herkunft der Schreckgestalt ist allerdings in den gängigen etymologischen Wörterbüchern nicht belegt. Abul Abbas' Aufenthalt nördlich der Alpen war, wie es scheint, zu kurz, um ein bleibendes Abbild von ihm zu liefern.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Stephan Oettermann: Die Schaulust am Elefanten. Eine Elephantographia Curiosa. Syndikat, Frankfurt am Main 1982; S. 97 ff., mit Nennung zahlreicher Quellen. ISBN 3-8108-0203-4
- ↑ Tiere - Kaiser - Anekdoten, Vindelica-Verlag, ISBN 3-926275-00-6
- ↑ Auf den Spuren der ersten deutschen Kaufleute in Indien, ISBN 3-929720-01-9