Alfred Pringsheim
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Alfred Pringsheim (* 2. September 1850 in Ohlau (Niederschlesien); † 25. Juni 1941 in Zürich, Schweiz) war ein deutscher Mathematiker und Kunstmäzen.
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[Bearbeiten] Leben
Pringsheim entstammte der äußerst wohlhabenden schlesischen Kaufmannsfamilie jüdischer Abstammung Pringsheim und war erstes Kind sowie einziger Sohn des oberschlesischen Eisenbahnunternehmers und Kohlegrubenbesitzers Rudolf Pringsheim (1821-1901) und seiner Frau Paula, geb. Deutschmann (1827-1909).
Pringsheim besuchte in Breslau das Gymnasium und galt in den Fächern Musik und Mathematik als hochbegabter Schüler. Ab 1868 studierte er Mathematik und Physik in Berlin und an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1872 promovierte er bei Leo Königsberger zum Doktor der Mathematik. Von Berlin, wo seine Eltern ansässig waren, wechselte er 1875 nach München, um sich zu habilitieren. Zwei Jahre später wurde er Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität. 1898 erfolgte die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Drei Jahre später wurde er zum ordentlichen Professor der Münchner Universität ernannt. 1922 wurde er emeritiert.
Von 1894 bis 1938 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er trat vor allem als Vertreter der Weierstraß'schen Analysis auf und befasste sich besonders mit der Geschichte der Mathematik sowie mit reellen und komplexen Funktionen.
Pringsheim war durch Familienvermögen sehr wohlhabend. Als ordentlicher Professor hatte er ein durchschnittliches Jahresgehalt von 5.000 bis 10.000 Mark. Im Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Bayern von 1914 ist er jedoch mit einem Jahreseinkommen von 800.000 Mark und einem Vermögen von 13 Millionen Mark verzeichnet, was heute einem Jahreseinkommen von etwa 8 Millionen Euro bzw. einem Vermögen von rund 120 Millionen Euro entspricht. In seinem Münchener Wohnhaus in der Arcisstraße 12, dem sogenannten Palais Pringsheim, traf sich „an großen Abenden ganz München“. Diese neo-klassizistische Villa soll allerdings im Verhältnis zum väterlichen „Palast“ in Berlin recht klein und dezent gewesen sein. Das Haus musste 1933 an die NSDAP verkauft werden, wurde abgerissen und an der Stelle der Verwaltungsbau der NSDAP errichtet. Dort lagerte bis 1945 die Kartei aller deutschen NSDAP-Mitglieder. Heute befindet sich darin das Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität.
1878 heiratete er die Berliner Schauspielerin Hedwig Dohm (1855-1942), deren Mutter die bekannte Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831-1919) war. Zusammen hatten sie die fünf Kindern Erik (* 1879), Peter (* 1881), Heinz (* 1882) und die 1883 geborenen Zwillinge Klaus und Katharina genannt Katia. Sein erstgeborener Sohn Erik wurde aufgrund seines Lebenswandels und seiner Spielschulden nach Argentinien verbannt, wo er jung starb. Seine Söhne Peter und Klaus schlugen hingegen wie ihr Vater die akademische Laufbahn ein und hatten Professuren für Physik bzw. Komposition inne. Heinz war ein promovierter Archäologe. Die Tochter Katia war die erste Abiturientin Münchens und gehörte zu den ersten aktiven weiblichen Studenten an der Münchener Universität. Sie wurde später die Ehefrau des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann.
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung emigrierten die Eheleute Pringsheim 1939 nach Zürich, wo er 1941 und seine Frau 1942 verarmt starben.
[Bearbeiten] Literatur
- Inge und Walter Jens: Auf der Suche nach dem verlorenen Sohn - Die Südamerika-Reise der Hedwig Pringsheim 1907/8. Rowohlt Verlag, Reinbek, 2006, ISBN 3-498-05304-3
- Inge und Walter Jens: Katias Mutter. Das außerordentliche Leben der Hedwig Pringsheim. Rowohlt. Reinbek, 2005. ISBN 3498033379
- Michael Mann (Herausgeber): Katia Mann: Meine ungeschriebenen Memoiren. Fischer TB. Frankfurt, 2000. ISBN 3596146739
- Inge und Walter Jens: Frau Thomas Mann. Das Leben der Katharina Pringsheim. Rowohlt. Reinbek, 2003. ISBN 3498033387
- Kirsten Jüngling/Brigitte Roßbeck: Katia Mann. Die Frau des Zauberers. Brigitte Propyläen. 2003. ISBN 3549071914
[Bearbeiten] Film
- »Frau Thomas Mann«, Buch und Regie: Birgit Kienzle, Erstausstrahlung: ARD, 9. August 2005 [1]
- »Die Manns - ein Jahrhundertroman«, Buch: Horst Königstein und Heinrich Breloer, Regie: Heinrich Breloer, WDR 2001 [2]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Alfred Pringsheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Sein Stammbaum
- Kurzbiografie und Familienzusammenhänge
Personendaten | |
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NAME | Pringsheim, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | war deutscher Mathematiker und Kunstmäzen |
GEBURTSDATUM | 2. September 1850 |
GEBURTSORT | Ohlau (Niederschlesien) |
STERBEDATUM | 25. Juni 1941 |
STERBEORT | Zürich, Schweiz |