Alraune (Film)
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Filmdaten | |
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Originaltitel: | Alraune |
Produktionsland: | Deutschland |
Erscheinungsjahr: | 1928 |
Länge (PAL-DVD): | 108 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Stab | |
Regie: | Henrik Galeen |
Drehbuch: | Henrik Galeen nach dem Roman von Hanns Heinz Ewers |
Produktion: | Helmut Schreiber |
Musik: | Willy Schmidt-Gentner |
Kamera: | Franz Planer |
Besetzung | |
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Alraune ist ein Film von Henrik Galeen aus dem Jahre 1928. Er basiert, wie auch die anderen Verfilmungen dieses Stoffes, auf dem Roman Alraune von Hanns Heinz Ewers, der 1911 erschien.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Professor ten Brinken experimentiert mit künstlicher Befruchtung und nimmt dazu das Sperma eines exekutierten Lustmörders. Eine Dirne wird damit künstlich befruchtet. Das Produkt ist das Mädchen Alraune.
Sie wächst in einem Klosterpensionat auf. Von dort flieht sie mit einem Jungen, den sie zuvor zum Diebstahl einer größeren Summe Geld angestiftet hatte. Alraune landet schließlich in einem Zirkus, wo sie bei einem Zauberkünstler auftritt.
Ten Brinken macht sie ausfindig und nimmt sie zu sich, wo sie ein luxuriöses Leben führen kann. Aus Tagebuchaufzeichnungen des Professors bekommt sie Kenntnis von ihrer Herkunft und fasst in ihrem spontanen Hass den Plan, ihn des Nachts zu erwürgen. Sie kommt jedoch auf die sadistischere Idee, ihn leiden zu lassen, indem sie ihn in sich verliebt macht. Dieses Kalkül geht auf; Professor ten Brinken verfällt ihr emotional und ruiniert sich für sie finanziell durch Glücksspiel. Er leidet zudem an seiner von Alraune gezielt provozierten Eifersucht.
Alraune, schlussendlich ihres Wesens überdrüssig geworden, möchte zu einem normal fühlenden Menschen ohne Hang zur Grausamkeit werden und gibt sich der Erlösung in der Liebe hin.
[Bearbeiten] Anmerkungen
Die Faszination dieses Klassikers des phantastischen Films liegt in der Vorwegnahme der künstlichen Befruchtung.
Henrik Galeens Verfilmung gilt als die beste der bisherigen Adaptionen des Stoffes.
[Bearbeiten] Kritik
Sieht man von Ewers ab, dessen Vaterschaft ja wohl durch die Ähnlichkeit mit der Tochter hinreichend legitimiert ist, so scheint die Herkunft der Alraune reichlich mysteriös. Denn wir ließen uns zwar gern einreden, daß zu Füßen gehängter Verbrecher geheimnisvolle Wurzeln gedeihen, die vom Schönheitsideal der Mohrrübe aus betrachtet Mißgeburten sind, deswegen oder trotzdem aber einem menschlichen Weibe ähneln. Und entstände aus einer solchen Rübe durch geschickte Überblendung eine dämonische Frau, so würden wir sie als eine Märchenfrucht vom üppig gedeckten Tricktisch der Natur dankbar und ohne Skepsis empfangen. Leider aber mischt sich zwecks Erzeugung der Alraune die Wissenschaft in die wunderträchtige Vollmondstimmung, und da heißt es, exaktere Maßstäbe anlegen.
Man kommt aus der Verwunderung nicht heraus: Weshalb erblüht, nachdem der Professor mit Hilfe eines frischgeschlachteten Raubmörders eine zu wissenschaftlichen Zwecken herbeigeeilte Prostituierte experimentell befruchtet hat, in dem also um seine Lust betrogenen Dirnenschoße ein gertenschlanker Dämon Weib von männermordender Schönheit, wo doch - wenn die Kreuzung schon gräßlich ausgehen soll - ein syphilitischer Kümmerling zu erwarten wäre? Was hat das Züchtungsexperiment zu tun mit den Alraunenwurzeln, die doch offenbar nicht unter dem Einfluss von magisch herabträufelnden Drüsensekreten unterm Galgen entstehen, sondern durch höhere Gewalt? Und vor allem, warum beschäftigt sich dieser Professor mit der experimentellen Herstellung von Kindern unter Ausschaltung der "sogenannten Liebe", wo es doch im Gegenteil volkswirtschaftlich sehr viel dringender wäre, die Beibehaltung der sogenannten Liebe unter Ausschaltung von Kindern auszuprobieren? Solchen kritischen Einwänden wäre der Verfasser des Manuskripts, Henrik Galeen (denn nur er, nicht etwa der Ewers-Roman hat uns hier zu kümmern), entgangen, wenn er uns, ohne wissenschaftliches Gebaren, in purem Mondschein begegnet wäre.
Einem verunglückten Ehebund von Laboratoriumserotik und Galgenstimmung also entspringt die schlangenglatte Brigitte Helm. Ihr Gesicht ist von Natur maskenstarr und das geometrisch exakte Ellipsoid ihrer Wangen scheint von einer Drehbank, nicht aus einem warmblütigen Mutterleibe zu stammen. Die flache Nase, die kalten Augen, der kleine, scharfe Mund und - es ist dieser nicht seltene Typ von Mädchengesichtern, der infolge eines gewissen Mangels an beweglicher Intelligenz und warmem Gefühl manchmal einen eigentümlich reizvollen Hauch von unorganischer, kristallischer Regelmäßigkeit hat, und so schwankt Brigitte Helms Leistung zwischen der famos gelungenen gespenstisch stilisierten Eiskälte des Alraunenwurzel-Wesens und der hausbackenen, schnippischen Dümmlichkeit einer Küchenmöhre. Die Mohrrübe wäre auszuroden, und es ließen sich dann geschlossene, höchst eindrucksvolle Filme mit Brigitte Helm herstellen (man sieht vor Augen, was die in Hollywood aus ihr machen würden!). Zumal ihr Körper ihr eigentliches Gesicht ist und ein so zwingendes Mienenspiel hat, daß man ihr am besten - und nicht ungern - auf den Leib sieht, um sie zu verstehen. Sie ist schlenkrig und schmiegsam in den Gelenken, der Rumpf ist in die Arme und Beine mit kleinster Reibung wie ein Pendel eingehängt. und so genügt ein schwacher Anstoß, um das ganze Präzisionswerkchen in lebhafte Schwingung zu versetzen. Schade, daß der Regisseur es sich entgehen ließ, der ganzen Rolle die konzentrierte Bildkraft zu verleihen, die hier nur in einigen, durch viel mittelmäßiges Drumherum abgeschwächten, Szenen erreicht worden ist. Hätte er die Alraune nur kräftig bei der Wurzel gepackt, mit Brigitte Helm wären wir schon zu bezaubern gewesen!
Rudolf Arnheim in Das Stachelschwein, März 1928
Filmisch nur Durchschnittsware, verharrt auch die darstellerische Prominenz im Üblichen. Brigitte Helm, die mit Alraune endgültig ihren Vamp-Mythos schuf, agiert starr, mit unheimlich bösem Gesichtsausdruck, bleibt aber in vielen Szenen ohne Suggestion und farblos.
Fred Gehlen in Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933, Henschel Verlag, Berlin 1988
[Bearbeiten] Andere Verfilmungen
- Alraune, 1918, Regie: Mihály Kertész (=Michael Curtiz; Alraune (1918) in der Internet Movie Database)
- Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne, 1918, Regie: Eugen Illès (Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne (1918) in der Internet Movie Database)
- Alraune und der Golem, 1919, Regie: Nils Chrisander
- Alraune, 1930, Regie: Richard Oswald (Alraune (1930) in der Internet Movie Database)
- Alraune, 1952, Regie: Arthur Maria Rabenalt (Alraune (1952) in der Internet Movie Database)
[Bearbeiten] Weblinks
- Alraune in der Internet Movie Database