Alt-Hürth
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Alt-Hürth ist ein Stadtteil der Stadt Hürth im Rhein-Erft-Kreis, etwa 10 Kilometer südöstlich von Köln. Alt-Hürth hat 6.538 Einwohner (2006).
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[Bearbeiten] Politik
Alt-Hürth ist mit Knapsack als Stadtbezirk verbunden. Ortsvorsteher , zugleich Ratsmitglied, ist Karl-Heinz Außem (SPD, aus Alt-Hürth). Im Stadtrat wird der Bezirk außerdem durch Günter Reiners und Peter Neu (SPD, direkt gewählt) und Inge Sommer, (CDU, über Liste), die in Knapsack wohnt, Egon Conzen, Frank Rock (CDU) aus Alt-Hürth vertreten. Alt-Hürth gehört zum Kreistagswahlkreis Alt-Hürth/Knapsack/Kendenich/Fischenich, der von Willi Zylajew MdB (CDU, direkt gewählt), Günter Reiners (SPD, Liste) und Friederike Seydel (Grüne, Liste) vertreten wird.
[Bearbeiten] Geschichte
Hürth, so die ursprüngliche und für die heutige Stadt namensgebende Benennung des jetzigen Stadtteils Alt-Hürth, wird erstmals zusammen mit dem ruezinhof, dem Rüscherhof, 1185 in einer Schenkungsurkunde des Philipp von Heinsberg erwähnt. Als Kirchort erscheint es erstmals um 1300 im liber valoris. Das Patrozinium der St. Katharina und der Unterbau des Turmes lassen aber auf eine Eigenkirche des Burgherren von der Mitte des 13. Jahrhunderts schließen. Da schon die Römer das Wasser aus Hürther Sprüngen fassten und in einem Aquaedukt nach Köln führten, ist die Besiedlung des Hürther Tales als recht alt anzunehmen.
Im Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit teilte sich das Gebiet des Raumes um Hürth auf das Erzbistum Köln und das Herzogtum Jülich auf. Der Ortsteil Hürth (Alt-Hürth) lag dazwischen, es gehörte zur Herrschaft Valkenburg im Herzogtum Brabant und damit zu den Spanischen, später Österreichischen Niederlanden. Dennoch mischten sich die Jülicher und die Kölner in Hürth immer ein. Das heutige Pfarrhaus ist auf den Grundmauern der Hürther Burg am Brabanter Platz erbaut worden. Die Zivilgemeinde hatte zuletzt den verfallenen Burgkomplex erworben. Auch die zugehörigen Ländereien waren parzellenweise verkauft worden. An die früheren Schlossherren erinnert noch ein Wappen an der Pfarrhauswand. An die ehemaligen Burgherren wird mit Straßennamen in Neubaugebieten um den neuangelegten Valkenburger Platz erinnert. An den Burgweiher erinnert noch die vorbeiführende Weierstraße (sic). Das frühere Pfarrhaus stand in der Pastoratstraße. In der napoleonischen Zeit wurde Hürth um 1800 der Bürgermeisterei (später Amt, französisch: Mairie) Hürth mit Sitz in Hermülheim zugeordnet. Schon früh hat man im Raum des Ortsteils Braunkohle gefunden und in bäuerlicher Manier für den Eigenverbrauch abgebaut, so im Bachtal des Duffesbaches, der diese Kohlenflöze angeschnitten hatte. Das Hürther Tal war lange Zeit durch vier Mühlen mit der Herrenmühle am Talausgang sogar durch fünf Mühlen geprägt. Um das Wasserrecht gab es sogar einen Hürther Krieg mit Köln und Verhandlungen vor dem Reichskammergericht in Nürnberg. Um 1880 hatte Hürth 242 Wohnhäuser und 1166 Einwohner (davon 19 jüdischen Glaubens). Der Aufschwung des Ortes Hürth begann mit der rasanten Erschließung des Rheinischen Braunkohlereviers und der Industrieansiedlung in Knapsack nach dem Jahr 1900. Hürth selbst blieb weitgehend von Industrieansiedlungen verschont. Selbst die Bergwerksfirma und Brikettfabrik, die den Namen Hürths führte, die Gewerkschaft Hürtherberg, hatte ihren Sitz nördlich von Hürth in Hermülheim. Seit 1918 führte die Schwarze Bahn von der Vorgebirgsbahn in Hermülheim durch das Hürther Tal bis Knapsack und zu den Gruben und Brikettfabriken in Berrenrath. An der Trierer Straße war ein Bahnhof mit Verladegleis und an der Talmühle ein Haltepunkt. Im Bereich dieses Haltepunktes, aber nicht nur dort, waren viele Werkshäuser der Knapsacker Industrie insbesondere für die Arbeiter der RWE und der Rheinbraun erbaut worden. Mit dem Aufschwung nach dem 1. Weltkrieg konnten dann in Hürth beachtenswerte Gebäude wie das erste Schwimmbad im Kölner Umland, ein Stadion und eine Radrennbahn sowie Schulgebäude errichtet werden. Diese Gebäude am Brabanter Platz stehen heute unter Denkmalschutz. Davon profitierte dann nach 1930 auch die dann gebildete Großgemeinde Hürth. Das reiche Hürth begrüßte bei diesem Zusammenschluss nicht unbedingt die ärmeren Orte, die damals dazu kamen. Mit der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1978 wurde dann der Ortsteil Hürth in Alt-Hürth umbenannt, um Verwechslungen zu vermeiden.
[Bearbeiten] Alt-Hürth heute
Durch seine Lage im Hürther Tal hat der Ort ein Zentrum ausgebildet, das aus dem Rechteck mit den Längsseiten Weierstraße und Lindenstraße und den Schmalseiten Pastoratstraße/Mittelstraße und Brabanter Platz im Norden gebildet wird. Hier haben sich eine Reihe Geschäfte des täglichen Bedarfs nieder gelassen, die durch einige Geschäfte des Mittleren und gehobenen Bedarfs (Schuhe, Möbel, Optik und Radio) ergänzt werden. Da die Geschäftsräume klein, alt (abgeschrieben) und billig sind oder den Geschäftsinhabern selbst gehören, können sich auch kleine Spezialanbieter wie Kräuterladen, Wein- und Spirituosenspezialitäten sogar kleine Boutiken halten. Zudem ist das Parkplatzangebot reichlich und kostenlos. Dennoch ist die Konkurrenz zum Einkaufszentrum (Hürth-Mitte) und zu Köln erheblich und hat gelegentlich Leerstände zur Folge. Beachtenswert ist in Alt-Hürth das Angebot an auch gehobener Gastronomie zu dem an Fast-Food traditionell und exotisch. Ein Werbe- und Förderverein versucht durch Veranstaltungen das Angebot attraktiv zu halten.
[Bearbeiten] Kirche, Kultur und Karneval
Im Zentrum von Alt-Hürth sieht man zwei Kirchtürme. Der Zwiebelturm gehört zur ehemaligen Kirche St. Katharina, dem wohl ältesten Kirchenbauwerk in der Stadt Hürth, dessen Turmsockel noch aus der Zeit der Gotik stammt. Der Chor stammt aus dem Jahre 1696, Aus- und Umbauten erfolgten 1780 und 1919. Die Kirche wurde nach ihrer Profanierung von 1914 bis 1984 als Kloster und Kindergarten sowie Nähschule etc. genutzt und bis 2005 als Ärztehaus und Dialysezentrum vermietet. Sie steht unter Denkmalschutz und wartet auf ihre neue Nutzung als private Musikschule. Die Kirche St. Katharina aus dem Jahre 1894/1895, in neuromanischem Baustil vom Kölner Architekten Theodor Ross erbaut, steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Die Innenausstattung wurde teilweise aus der Vorgängerkirche übernommen, die ihrerseits das aufgelöste Kloster Marienborn Hürth-Burbach beerbt hatte. Bemerkenswert ist der barocke Hochaltar mit seiner Kreuzigungsgruppe. Der zweite in Alt-Hürth verehrte Heilige ist der Apostel Matthias, zu dessen Ehren jährlich am Samstag nach Christi Himmelfahrt auch von Hürth aus eine Fuß-Wallfahrt zur St. Matthias in Trier unternommen wird. Die Katholische Gemeinde ist mit Berrenrath, Fischenich und seit 2006 auch mit Kendenich zu einem Pfarrverband zusammengeschlossen. Das Ensemble der beiden Kirchen harmonisiert mit den gleichfalls denkmalgeschützten Gebäuden Schwimmbad und Berufsschule sowie dem nicht weit entfernten Löhrerhof als kulturhistorischer Mittelpunkt von Alt-Hürth.
Die Evangelische Matthäus Kirchengemeinde Hürth unterhielt zeitweise einen Gemeinderaum in Alt-Hürth. Heute müssen die Gläubigen zur Nathan Söderblom Kirche in Kendenich gehen. Eine bedenkenswerte Verbindung zwischen den beiden Gemeindenamen besteht darin, dass die Namen des Evangelisten Matthäus und des Apostels Matthias aus dem gleichen hebräischen Namen herzuleiten sind.
Am Ortsrand, in der Nähe des Friedhofes an der Frechener Straße hat die Muslimische Gemeinde von 240 eingeschriebenen Gläubigen eine Moschee gebaut, die im Mai 2004 eingeweiht wurde.
Bis in die 1930er Jahre bestand in der Nähe des Zentrums von Alt-Hürth eine kleine Synagoge, die aber bereits vor der Pogromnacht im November 1938 aufgegeben wurde. Die Hürther Juden wurden, soweit sie nicht auswandern konnten, in der Zeit des Nationalsozialismus von den Hürthern in einem Ghetto in der Großen Ölbruchstraße zusammengezwungen und später deportiert und umgebracht.
1988 wurde der Löhrerhof in der Lindenstraße, im Zentrum von Alt-Hürth, umfassend restauriert und als Hürther Kulturzenrum eingerichtet. Das Ensemble der ehemaligen kleinen Hofanlage steht unter Denkmalschutz. Dort und in einem Saal der Gaststätte bei Paula in der Lindenstraße finden die Veranstaltungen der Hürther statt.
Chöre gibt es eine ganze Reihe in der Stadt Hürth, in denen auch die Alt-Hürther gerne mitsingen. Spezielle Alt-Hürther Chöre gibt es allerdings nicht.
Karneval wird in Alt-Hürth groß geschrieben. Besonders aktiv und groß sind die Hürther Funken Blau-Weiß von 1938 und die Prinzengarde Rot-Weiß von 1947. Die Aktivitäten aller Alt-Hürther Karnevalsgesellschaften werden vom Festausschuss Alt-Hürther Karneval koordiniert. Der Zug geht am Karnevalssamstag.
Sportvereine in Hürth sind in der Regel nicht auf einen Stadtteil beschränkt sondern offen für alle. Für Alt-Hürth mag da noch der DJK TuS Hürth von 1964 stehen, sowie die Wandergesellen Alt-Hürth, die einen permanenten Rundwanderweg um den Otto-Maigler-See von Alt-Hürth aus ausgeschildert haben. Dazu mögen noch die Hürther Ski- und Wanderfreunde Erwähnung finden. Alle Sportangebote in der Stadt sind auf der offiziellen Seite der Stadt zu finden.
Alle Aktivitäten der Alt-Hürther werden von der Ortsgemeinschaft, in der alle Vereine und Institutionen des Stadtteils vertreten sind, koordiniert.
[Bearbeiten] Schule / Sport
- Bodelschwingh-Schule, Evangelische Grundschule
- Gemeinschaftsgrundschule „Am Clementinenhof“
[Bearbeiten] Sport
- Stadion mit Radrennbahn
- Schwimmbad als Hallenbad
- Schwimmclub Hürth 1930 e.V.
[Bearbeiten] Literatur / Quellen
- Johann Wilhelm Rosellen: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Brühl, J. P. Bachem Verlag Köln 1887
- Sonstige Quellen siehe Artikel Hürth
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Alt Hürth – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 50° 52' 9" N, 6° 51' 52" O
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