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Anke Doberauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Anke Doberauer (* 1962 in Bad Homburg) ist eine zeitgenössische deutsche Malerin.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Anke Doberauer studierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Ben Willikens, der sie 1991 zur Meisterschülerin ernannte. 1991-1992 erhielt sie ein Postgraduiertenstipendium für die École d'Art de Marseille-Luminy. 1992–94 folgte ein Lehrauftrag an der Ecole d’Art Marseille-Luminy für Malerei und Grafik. 1993 erhielt sie das Schmidt-Rottluff-Stipendium, 1994/95 das Jahresstipendium der Hessischen Kulturstiftung für die Cité Internationale des Arts Paris. 1998/1999 war Doberauer artist in residence am Collegium Budapest/Institute for Advanced Study. Anke Doberauer ist seit 2003 Professorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München und lebt in Marseille und München.

Wichtigstes Motiv ihrer lebensgroßen Figurenbilder sind schöne Männer. Bekannt wurde sie außerdem mit ihren Rektorenbildnissen der Universität Jena (Acht Magnifizenzen, 1997) und der Porträtreihe internationaler Geisteswissenschaftler (14 Forscher, 1998), sowie durch ihre monumentalen Panoramabilder (Sunset, 2006).

Ihre Bilder waren u.a. im Museum für Moderne Kunst (MMK), Frankfurt/Main, Castello di Rivara, Turin, FRAC Languedoc-Roussillon, Montpellier, im Kunstverein Ulm, auf der Art Unlimited Basel und im Museum der Moderne Mönchsberg, Salzburg ausgestellt. Die Künstlerin wird vertreten durch die Mai 36 Galerie, Zürich.

[Bearbeiten] Zur Arbeit Anke Doberauers

Das entscheidende Stichwort im Werk Anke Doberauers war von jeher die Präsenz. Lebensgroße Figuren heben sich ab von zumeist starkfarbigen Hintergründen. In ihrer Frontalität und dominanten Anwesenheit vor den diffus undefinierten Farhintergründen bekommen die Figuren trotz ihrer präzisen Porträtähnlichkeit etwas Überzeitliches, Entrücktes. Die farbige Aura des Bildes hat ähnliche Funktion wie ein mittelalterlicher Goldgrund. Bekannt ist die Malerin hauptsächlich für ihre großformatigen Darstellungen von Männern. Mit dem herkömmlichen Bild des Mannes brechen diese in radikaler Weise, indem sie den Mann als androgynes, narzisstisches und sehr verletzliches, aber auch sehr begehrenswertes Wesen zeigen. So waren Männer von einer Frau noch nie gesehen worden. Nur aus der homoerotischen Perspektive schien ein solcher Blick denkbar. Jean-Christophe Ammann beschreibt diese Umkehrung des Blicks: "Die Umkehrung, die Anke Doberauer praktiziert, ist eine Herausforderung für die Kategorie 'Männlichkeit'. Sie infiltriert diese Kategorie. Die Umkehrung hat Konsequenzen. Der männliche Betrachter fühlt sich 'entblößt'. Wäre der Auter des Bildes ein Künstler, könnte sich der männliche Betrachter von diesem bzw. dessen Begehren absetzen. Da eine Künstlerin am Werk ist, muss er ihr Begehren als das einer Frau in Form eines Kunstwerks zunächst einmal grundsätzlich akzeptieren."<ref: Jean-Christophe Ammann>

1986, als Doberauer mit diesem Typus der Darstellung von Männern begann, waren Geschlechterrollen und 'Gender' in Deutschland in der Bildenden Kunst noch kein Thema, und ebenso wenig war dies die naturalistische Malweise, die Doberauer bereits damals praktizierte. Als nach dem Einbruch des Kunstmarktes als Folge des Booms der Neuen Wilden das Gros der jungen Künstler die Malerei zugunsten der Fotografie oder industriell hergestellter Skuptur an den Nagel hängten, malte Doberauer figürlich, naturalistisch und zugleich mit starker, expressiver Farbigkeit.

Sie entwickelte ihr Malereikonzept gleichzeitig und parallel zur Arbeit ihrer Künstlerkollegen Thomas Ruff, Stephan Balkenhol und Jeff Wall, allerdings zu einer Zeit, in der es undenkbar schien, derartige Konzepte im Medium figürlicher Malerei zu verwirklichen: war doch das 'Ende der Malerei' oft genug ausgerufen worden. Man kann hier von einer singulären Außenseiterposition sprechen, die nach wie vor keiner Strömung, keinem "ismus" und keiner Schule zuzuordnen ist. Lediglich der amerikanische Kunstwissenschaftler David Craven wagte in Bezug auf ihre Arbeit die Bezeichnung "Neo-Humanismus".

Zu den frühen, bahnbrechenden Männerbildern entwickelte Doberauer bald eine große Bandbreite weiterer Bildformen. Die ganze sichtbare Welt kann potentiell Sujet ihrer Malerei sein. Mit genauer Beobachtung und Respekt vor deren individueller Einmaligkeit porträtiert sie Dinge, Blumen, Tiere, Menschen und schließlich auch Landschaften. Diese sind immer plein-air gemalt und oft als mehrteilige Panoramen konzipiert. Nie aufgegeben wurde dabei das die Zeitlichkeit thematisierende Prinzip der Serie. Die Beschäftigung mit Farbe mündete in ein Erforschen des farbigen Spektrums und der Farbpigmente, mit denen extremste Farben noch wiedergegeben werden können. Die Arbeit an der Erzeugung größtmöglicher Präsenz von Farbe, Licht und dargestellten Personen führte konsequent zu einer permanenten Installation der Malerei in Situ in Form von Wandmalerei.

Mittlerweile haben auch Tafelbilder die Dimensionen von Wandgemälden. Seit 2001 entstehen monumentale Panoramen, deren Vordergrund aus als Repoussoir dienenden lebensgroßen Rückenfiguren gebildet ist. Die fast neun Meter lange Arbeit 'Sunset' wurde in einer Raumbox installiert auf der Art Unlimited der Art Basel 37gezeigt. Im Salzburger Museum der Moderne auf dem Mönchsberg ist gegenwärtig ein Raum mit dem in Budapest entstandenen Ensemble "Graf Robert Palffy" und "14 Forscher" zu sehen.

<ref: Jean-Christophe Ammann>, "Gedanken zu einigen Bildern von Anke Doberauer", in: Ausstellungskatalog "Anke Doberauer", Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden 1995

[Bearbeiten] Preise und Auszeichnungen

  • 1993 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
  • 1994 Jahresstipendium der Hessischen Kulturstiftung für die Cité Internationale des Arts in Paris
  • 1998-99 Special Guest of the Rector am Collegium Budapest Institute for Advanced Study, Budapest

[Bearbeiten] Ausstellungen

  • 1991 Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam
  • 1992 Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster
  • 1992 Bloom Gallery, Amsterdam
  • 1992 Friche de la Belle de Mai, Marseille
  • 1993 Lingener Kunstverein, Lingen
  • 1994 Mai 36 Galerie, Zürich (Einzelausstellung)
  • 1995 ‘Les Visiteurs’, MAC Musée d'Art Contemporain de Marseille
  • 1995 'Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen', Kunsthalle Bremen
  • 1995 'Karl Schmidt-Rottluff Stipendium', Kunsthalle Düsseldorf
  • 1996 ‘Szenenwechsel X’, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (Einzelausstellung)
  • 1996 Castello di Rivara, Turin
  • 1996 Ateliers d'Artistes de la Ville de Marseille
  • 1997 Kunstverein Grafschaft Bentheim (Einzelausstellung)
  • 1997 ‘Acht Magnifizenzen’, Zeiss-Observatorium, Kunsthistorisches Institut der Universität Jena (Einzelausstellung)
  • 1997 Galerie Almine Rech, Paris
  • 1997 ‘Querpass 2’, Staedelsches Kunstinstitut, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle Hoechst
  • 1997 Mai 36 Galerie, Zürich (mit Franz Ackermann u. Mathew Benedict)
  • 1997 Galerie Lindig in Paludetto, Nürnberg
  • 1998 Fonds Regional d’Art Contemporain Languedoc-Roussillon, Montpellier (Einzelausstellung)
  • 1998 Castello di Rivara, Turin (Einzelausstellung)
  • 1999 Galerie Lindig in Paludetto, Nürnberg (Einzelausstellung)
  • 1999 Goethe-Institut, Budapest (Einzelausstellung)
  • 1999 Galerie Brigitte Trotha, Frankfurt/Main (mit Peter Doig, H.J. Holubitschka und Karin Kneffel),
  • 2000 Mai 36 Galerie, Zürich (Einzelausstellung)
  • 2000 Villa Romana, Florenz (Einzelausstellung)
  • 2000 Musee International des Arts Modestes, Sete, Herault
  • 2000 'DAAD: weltwärts', Kunstmuseum Bonn
  • 2001 Mai 36 Galerie, Zürich (Einzelausstellung)
  • 2003 Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst, München (Einzelausstellung)
  • 2005 Kunstverein Ulm (Einzelausstellung)
  • 2006 Meistermaler, Rischart-Kunstprojekt im öffentlichen Raum, München
  • 2006 Art Unlimited, Art Basel 37 (Projektraum)
  • 2006 Museum der Moderne, Salzburg Mönchsberg (Projektraum)

[Bearbeiten] Literatur

  • Beatrice Lavarini, Anke Doberauer: "Anke Doberauer", Deutsche Gesellschaft für christl. Kunst, ISBN 3932322096
  • Franz J Verspohl: "Anke Doberauer. Acht Magnifizenzen", Rhino Verlag, ISBN 3932081218
  • Jean-Christophe Amman: "Gedanken zu einigen Bildern von Anke Doberauer", in: Ausstellungskatalog "Anke Doberauer", Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden 1995

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen
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