Marseille
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Koordinaten: 43° 17′ 51″ N 05° 22′ 38″ O
Marseille | ||
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Region | Provence-Alpes-Côte d'Azur (Präfektur) | |
Département | Bouches-du-Rhône | |
Arrondissement | Marseille | |
Kanton | Chef-lieu von 25 Kantonen | |
Geografische Lage | 43° 17′ N 05° 22′ O | |
Höhe | 12 m (0 m–640 m) |
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Fläche | 240,62 km² | |
Einwohner – mit Hauptwohnsitz – Bevölkerungsdichte |
(2004) 808.700 Einwohner 3.318 Einw./km² |
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Postleitzahl | 13001 – 13016 (Die letzten beiden Ziffern stehen für die Nummer des städtischen Arrondissements) |
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INSEE-Code | 13055 | |
Website | http://www.mairie-marseille.fr/ |
Marseille [maʀˈsɛj] (deutsch veraltet: Massilien, okzitanisch: Marselha) ist die wichtigste französische und die drittgrößte europäische Hafenstadt. Sie liegt am Golfe du Lion, einer Mittelmeerbucht. Die Stadt, deren Einwohner sich Marseillais nennen, ist Hauptstadt des Départements Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur. Marseille ist mit etwa 800.000 Einwohnern nach Paris die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Das Ballungsgebiet Marseille hat, wenn man die unmittelbar angrenzenden Städte wie Allauch, Aubagne und Penne-sur-Huveaune hinzuzählt, ungefähr 1,2 Million Einwohner und ist damit die drittgrößte Agglomeration Frankreichs. Um diese Position streiten sich allerdings seit vielen Jahren die Städte Lyon und Marseille. Marseille ist Sitz eines Großmuftis und das Zentrum des Islam in Frankreich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Marseille liegt zwischen 0 und 646 m ü. NN (12 m ü NN am offiziellen Zentrum Noailles) hoch. Das Hinterland ist gebirgig und findet seine höchste Erhebung im 710 m hohen Croix de Garlaban. Im Nordwesten grenzt die Stadt an die Chaîne de l'Estaque, eine aus Kalkfelsen bestehende Bergkette hinter l'Estaque, die den Étang de Berre, ein großes salzhaltiges Binnengewässer in dem Muschelzucht betrieben wird, vom Meer abtrennt. Südwestlich des Étang de Berre befindet sich der für Südfrankreich bedeutende, da zentral gelegene Flughafen Marignane.
[Bearbeiten] Geschichte
Griechische Seehändler aus Phokäa in Kleinasien besuchten schon im 7. Jahrhundert v. Chr. die Südküste des heutigen Frankreichs nahe der Mündung der Rhône um mit den lokalen ligurischen Stämmen Handel zu treiben. Vor allem das Zinn war als ein Bestandteil der wertvollen Bronze bei den Griechen heiß begehrt, im Gegenzug fanden feine Töpferwaren und Goldschmuck den Weg in die Häuser der lokalen Fürsten. An der schroffen und felsigen Küste waren geschützte Landeplätze rar und so steuerte man mit der Zeit immer wieder den natürlichen Hafen des heutigen Marseille an, wo die Galeren vor Wind und Wellen geschützt waren.
Um 620 - 600 v. Chr. gründeten sie dann dank einer Landschenkung des lokalen ligurischen Fürsten an diesem Hafen eine dauerhaft bewohnte Handelspräsenz und nannten sie Μασσαλία Massalia (vereinzelt auch Massilia genannt), das heutige Marseille. Der Legende nach hatte sich eine Tochter des Fürsten bei einem großen Fest in einen der Ehrengäste, dem Anführer der griechischen Händler, Protis, verliebt. Die Beiden wurden vermählt und Sie brachte als Mitgift das Land um den heutigen Alten Hafen mit in die Ehe ein.
Der Legende nach ist die Stadt wie folgt entstanden:
Nachdem Protis an Land gegangen war, um sich mit der schönen Ligurerin Gyptis zu vereinen, ward Marseille gegründet. Protis war Phäake, und die Phäaken, dieses Seefahrervolk von der Insel Scheria, hatten nicht nur einen gastfreundlichen König namens Alkinoos, der den schiffbrüchigen Odysseus aufnahm, um ihn dann in seine Heimat Ithaka zu geleiten. Er hatte auch eine schöne Tochter. Nausikaa war es, die den gestrandeten Odysseus fand und ins Haus ihres Vaters führte. Marseille wurde also von der Liebe gegründet.
Mit der Zeit wuchst diese Siedlung zu einer großen Kolonie empor. Durch seine günstige Lage als Endpunkt der rhoneabwärts führenden Handelsstraße wurde Massalia bald zur reichsten und größten Griechenstadt am westlichen Mittelmeer. Sein Kultureinfluss erstreckte sich weit in das Hinterland hinein, und wenn sich die Helvetier zu Cäsars Zeiten der griechischen Buchstaben bedienten, so steht hinter dieser Schriftrezeption der Massailotische Einfluss. Auch in einigen südfranzösischen Dialekten scheinen sich Spuren der alten phokäischen Gräzität erhalten zu haben.
Auch Malaga, Korsika und Nizza wurden von Zuzüglern aus Phokäa besiedelt, die eine Kolonie nach der anderen gründeten. Mit der Zeit wurde Massalia so groß und bedeutend, dass es selber Siedler auschickte um Handelsposten und Kolonien im Westen bis hin nach Spanien zu gründen. Fast schien es so, als ob das Westbecken des Mittelmeers eine Binnensee der Phoakier und der Massalioten werden sollte, als die Koalition der Etrusker und Karthager der griechischen Expansion in der Seeschlacht bei Alalia ein Ende setzten.
Um das Jahr 545 erfolgte - nach der Flucht aus Phokaia durch Harpagos (einen Meder bzw. Perser, Statthalter des Königs Kyros) - ein erneuter Zuzug aus der Mutterstadt. (Hdt. 1,163,1-1,165,4, Solin. II,77, Liv. V,34,7-8).
Es gab immer wieder Konflikte mit den Gallien beherrschenden keltischen Stämmen.
125 v. Chr. rief Massalia die Truppen des Römischen Reiches um Hilfe gegen die Angriffe gallischer Stämme (Ligurer, Allobroger, Salluvier, Arverner und Vokontier). Im Laufe der Kriegshandlungen wurde das Gebiet um Marseille bis zur Rhônemündung von Rom erobert. Es wurde in die Provinz Narbonensis umgewandelt, und blieb bis zum Ende des Römischen Reiches dessen Bestandteil.
Anfang des 5. Jahrhunderts wurde am Südufer des Alten Hafens das Kloster Saint-Victor gegründet, das von 750 bis 960 die Residenz der Bischöfe von Marseille war. 481 fiel die Stadt an die Westgoten, 508 an die Ostgoten, 536 an die Franken und 879 an Niederburgund. Nachdem die Sarazenen sie zerstört hatten, wurde die Stadt im 10. Jh. wiederaufgebaut und den Vicomtes de Marseille unterstellt. Zwischen 1216 und 1218 wurde Marseille zur selbstständigen Republik und schließlich 1481 mit Frankreich vereinigt.
1720 und 1721 wütete die Pest, an der die Hälfte der Bevölkerung starb (50000). 1792 sangen Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris die spätere Nationalhymne Frankreichs, die daher nach ihnen Marseillaise genannt wurde.
Am 9. Oktober 1934 fielen der jugoslawische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou vor der Börse einem Mordanschlag zum Opfer.
Im Januar 1943 wurde nach Hitlers Anweisung ein Großteil der Altstadt von deutschen Truppen gesprengt. 27.000 Einwohner wurden aus der historische Altstadt, die als eine Brutstätte der Résistance galt, zwangsumgesiedelt. Am 27. Mai 1944 griffen amerikanische Bomber die deutschen Militäranlagen in Marseille an. Am 23. August wurde die Stadt von den amerikanischen Truppen von den deutschen Besatzern nach einwöchigen Kämpfen befreit.
Den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Auguste Perret.
In der Nachkriegszeit wuchs die Stadt unaufhörlich weiter bis es dann Ende der 70er Jahre drohte im Dreck, Kriminalität und Verkehr zu ersticken. Soziale Unruhen machten sich breit und Marseile verlor innerhalb von zehn Jahren wieder 10% seiner Bevölkerung durch Abwanderung. Die Bürgermeister unternahmen in dieser Zeit große Anstrengungen um der Kriminalität, der schier unendlichen Zahl der illegalen Zuwanderer aus Nordafrika sowie dem Verfall der Stadt Herr zu werden.
1993 erschütterte ein Skandal die Stadt, als der damalige Präsident des Fußballklubs Olympique Marseille, Bernard Tapie, wegen Bestechung zum Gewinn der Landesmeisterschaft eine Haftstrafe antreten musste.
Zu allem Überfluss bereiteten die zunehmende Armut und die ausufernde Zuwanderung dem Rechtsradikalismus den Boden und Marseille sah sich weltweit in den Schlagzeilen als die hässliche rassistische Brutstätte der französischen Rechten.
In den 90er Jahren wandelt sich das Bild der Stadt, die Wirtschaft wächst wieder, neue Industrien siedeln sich an und die Stadt renoviert und baut an allen Ecken.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
1750 bis 1910
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1920 bis 1962
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1968 bis 2006
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[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister
Bürgermeister von Marseille sind oder waren:
- von 1953 bis 1986 Gaston Defferre (war schon zwischen 1944 und 1946 Bürgermeister, wiedergewählt 1959, 1965, 1971, 1977 und 1983),
- von 1986 bis 1995 Robert Vigouroux (wiedergewählt 1989) und
- seit 1995 Jean-Claude Gaudin (wiedergewählt 2001).
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Hamburg (Deutschland) seit 1958
- Abidjan (Elfenbeinküste) seit 1958
- Kopenhagen (Dänemark) seit 1958
- Marrakesch (Marokko) seit 2004
- Piräus (Griechenland) seit 1984
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
Das Musée des Beaux-Arts mit seinen Malereien aus dem 18. und 19. Jahrhundert und das Musée d'Histoire Naturelle mit seinen zoologischen und geologischen Ausstellungen befindet sich in den Seitenflügeln des Palais Longchamp (siehe Bauwerke). Das Musée d'Archéologie Méditerrannéenne und Musée d'arts Africains, Océaniens et Amérindiens befinden sich im Vieille Charité.
[Bearbeiten] Bauwerke
Südlich des Stadtkerns befindet sich die von Henri-Jacques Espérandieu im im neobyzantinischen Stil entworfene Notre-Dame de la Garde, an der Stelle einer mittelalterlichen Wallfahrtskapelle in den Jahren 1853 bis 1864 erbaut. Sie befindet sich auf einem 162 m hohen Kalkfelsen und ist neben dem vor dem Hafen liegenden Château d'If das Wahrzeichen von Marseille. „La bonne Mere“, wie sie im Volksmund genannt wird, birgt eine monumentale Sammlung an Votivbildern. Von den Aussichtsplatformen hat man einen spektakulären Blick über die Stadt.
Der im Zentrum gelegene Alte Hafen Vieux Port bzw. am Quai des Belges gelegene Fischmarkt ist entgegen den Berichten von Reisebüros und Journalisten nicht der zentrale Treffpunkt der Stadt; es sei denn, man bewertet die Tatsache als entscheidend, dass von dort aus die (kleinen, also alltäglich versorgenden oder die touristischen) Schiffe zu den Inseln hinausfahren: in Richtung der Îles d’Frioul, nach Château d’If oder nach Cassis. Hier findet zwar tatsächlich und täglich ein Treffen zwischen Hausfrauen und Fischern bzw. deren Fisch verkaufenden Frauen insofern statt, als die einen einkaufen und die anderen verkaufen (vor allem an Samstagen, da an Wochenenden in der Familie gegessen wird), doch es sind höchstens vier bis fünf Tische, manchmal vielleicht auch sechs aufgebaut, an denen frische Mittelmeerfische verkauft werden. Die Marseillais kaufen ihren Fisch sonst lieber im Supermarkt (frisch aus dem Atlantik oder sonstwoher, möglicherweise am Markt, an dem längst nicht mehr nur die örtlichen Araber einkaufen, in der Rue Longue des Capucins, wo es nahezu alles und höchst preiswert gibt) oder aber die Meeresfrüchte (Muscheln, Schnecken usw.) bei Toinou am Cours Saint-Louis. Unweit des Vieux Port, etwa zur Mitte der Strecke zum Cours Saint-Louis hin, leicht schräg gegenüber der Place du Général de Gaulle (ein paar Meter von der Stadtinformation Office du Tourisme) befindet sich auch die Börse (Bourse de Marseille) aus den Jahren 1852 bis 1860.
Vom Alten Hafen aus zieht sich die etwa ein km lange Canebière (provenzal. Canabiero = Cannabis - Hanf wurde hier gehandelt, daher der Name) – eine ehemalige Prachtstraße des 19. und anfänglichen 20. Jahrhunderts, endgültig verblichen während der sechziger und siebziger Jahre, zur Église Saint-Vincent de Paul, der Kirche der Reformierten, hin. An ihrem Ende, nordöstlich der Kirche findet sie mit dem Boulevard Longchamp' ihre Fortsetzung, der zum Palais Longchamp mit seiner Brunnenanlage führt. Die Canebière ward von stattlichen Geschäftshäusern und Cafés gesäumt und früher oft mit der Pariser Avenue des Champs-Élysées verglichen. Die einstige Prachtstraße hat sich in den 80ern im Zuge der Zunahme des Straßenverkehrs in eine lärmende Rennstrecke gewandelt, ohne den Charme von einst. Wie an vielen anderen Stellen der Stadt ist die Obrigkeit nun dabei die einstige Prachtstraße wieder zum alten Glanz zu bringen, die im Bau befindliche Straßenbahnstrecke soll ein erster Schritt sein um die Stadt wieder lebenswerter zu gestalten.
Das nördlich des Alten Hafens, zu Fuße desselben gelegene Quartier du Panier, von den Einheimischen knapp „Panier“ genannte im 2. Arrondissement gelegene Viertel, ist das alte antike Marseille und die Städte der ersten Besiedelung. Im zweiten Weltkrieg arg mitgenommen und zum Teil gesprengt, am Ufer des alten Hafens in den 50ern mit hässlichen Neubauten verschandelt, beginnt der restliche unberührte alte Kern unweit hinter dem barocken Rathaus (Mairie/Hotel de Ville). Es lebt dort - ähnlich des klassischen Marseille, wie für ein altes Hafenviertel üblich - eine Urbevölkerung, die sich im Laufe der Jahrtausende aus Menschen zusammensetzte bzw. -setzt, die aus dem gesamten Mittelmeerraum stammen. In den Büchern des einheimischen Journalisten und Schriftstellers Jean-Claude Izzo wird dies immer wieder sacht erwähnt. Hinter den Neubauten versteckt liegt das alte Panier, hierhin verirrt sich selten ein Tourist. Auf dem Place des Moulins, einer der beiden Hügel des antiken Marseille, standen seit der Frühzeit die Windmühlen der Stadt, heute kann man auf einer Bank auf dem gemütlichen Platz sitzend die Enge der Gassen und das Mittelalterliche Marseille vor seinem geistigen Auge wieder aufleben lassen. Die Umrisse der Straßen und Treppen sind zum großen Teil seit der Zeit der Griechen gleich geblieben und neue Häuser wurden auf den Grundstücken und Mauern der alten Häuser erbaut. Ein Blick in die engen Gassen des alten Panier ist wie eine Zeitreise in die Antike. Auf dem anderen hohen Hügel der antiken Stadt erbauten die Griechen die Agora, die Versammlungsstädte der stolzen Bürger der Stadt. Heute säumen alte Bistros den an der Rue Saint-Pons gelegenen Platz.
Eine kurze Beschreibung des Abrisses und der neuen Bebauung eines Teils des Quartier du Panier:
Es entstanden an der nördlichen Seite des Alten Hafens, am Quai du Port, exakt gegenüber von Notre-Dame de la Garde, in den sechziger/siebziger Jahren fünfstöckige Reißbrett-Häuser; architektonische Missgeburten, wie sie nicht nur aus Frankreich bekannt sind. Dahinter befindet sich eine weitere Reihe Wohnhäuser: verunglückte, missbrauchte Bauhaus-Nachläufer, eine Art in die Länge und die Höhe gezogener Kleinteiligkeit, die sich in erkerförmigen Backsteinapplikationen ausdrückt; ein zu dieser und auch späterer Zeit für das ganze Land ungewohnter Anblick. Vorher befand sich dort das eigentliche Hafenviertel, ein verzweigtes Netz aus Wohnhäusern aus dem 17. Jahrhundert, vielen kleinen Gassen und Treppen. Die im November 1942 in Marseille einmarschierten Deutschen sahen darin einen Unsicherheitsfaktor sowie einen „Hort“ der Résistance. Im Januar 1943 begannen deutsche Truppen nach der sogenannten „Évacuation“ von fast 27.000 Einwohnern in ein Gefangenenlager bei Fréjus unter Befehl des Generalfeldmarschalls von Rundstedt mit der Sprengung des Hafenviertels (1924 Gebäude). Das kam den Stadtplanern von Marseille allerdings recht, denn die hatten hier bereits in den dreißiger Jahren einen planerischen Kahlschlag vorgesehen, wie man ihn aus der französischen „Sanierungs“-Tradition kennt, etwa aus Paris, als der Architekt und Städteplaner Georges-Eugène Baron Haussmann kontrarevolutionär sanierte. Man kann seine Taten auch überall in Marseille sehen. Unglücklicherweise erinnern sie an deutsche Gebäude der dreißiger Jahre. Anzumerken ist: Ein paar hundert Jahre zuvor hatten es die Marseillais allerdings selbst vorgemacht, wie man sogenannte Kriminelle wegsaniert – beispielsweise den ausgeuferten Hafenstrich ...
Hinter diesen erwähnten riesigen Blöcken liegt das Panier mit Häusern, wohl überwiegend aus dem 18. Jahrhundert, einige der Häuser stammen sogar aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Dieses Viertel ist der alte Kern von Marseille, wenn auch das klassische, das antike Marseille unter diesen Gemäuern liegen dürfte. Manchmal lugt es zwischen den Häuserritzen hervor, wenn man sie mit Muße durchstreift: etwa von der Place du Lenche aus (eine Art Dorfmittelpunkt, den man erreicht, indem man die beiden hässlichen Häuserreihen durchgangen, durchstiegen hat) über die Straßen genannten Gassen Rue de l’Évêché, dann nach rechts durch die Rue du Petits Puits in Richtung Vieille Charité, dem ehemaligen Krankenhaus der Armen und der heutigen Kult(ur)stätte der gebildeteren Stände. Oder es blitzt auf wie bei Notre-Dame des Accoules an der Place Daviel, von der Revolution entweiht und erst seit etwa siebzehn Jahren als Kirche wieder in Betrieb – unten grundmassive, tiefgläubige, vierkantige Romanik, obendrauf beinahe zuckergussartige höfische späte Gotik.
Ebenfalls nördlich des Alten Hafens befindet sich die wie die Notre-Dame de la Garde im neobyzantinischen Stil erbaute Cathédrale de la Major. Sie entstand zwischen 1852 und 1893 und besitzt zwei kuppelgekrönte Türme sowie eine 16 m hohe Vierungskuppel. Unweit westlich erstreckt sich der Neue Hafen (Port Moderne). Von der ab 1844 angelegten Anlage legen heute die meisten Fähren ab, darunter auch die Passagierschiffe nach Korsika. Die für den Güterverkehr wesentlich bedeutenderen Hafenanlagen des „port autonome de Marseille“, – der örtlichen Hafenbetreibergesellschaft – liegen in dem ca. 50 Kilometer westlich gelegenen Fos-sur-Mer.
[Bearbeiten] Kulinarisches
Die Küche aus der Provence trifft in Marseille auf mediterrane und arabische EInflüsse. Erwähnenswert ist vor allem die Bouillabaisse, ein aus Marseille stammendes französisches Nationalgericht. Viele Restaurants servieren diese ursprünglich von armen Fischern aus Fischresten gekochte Suppe. In der traditionellen Marseiller Küche wird frisch mit Zutaten aus der Region gekocht, dabei gehören Fisch, Gemüse, Käse und Gewürze zu den wichtigsten Zutaten.
Die Menschen im Marseille essen gerne außerhalb des Hauses, die Straßen sind daher voll mit Imbissen aus allen möglichen Ländern. Neben den typischen Brasserien und Bistros finden sich vor allem arabische und asiatische Schnellrestaurants.In den wenigen marseiller Mac Donalds findet man größtenteils Touristen, junge Einheimische bevorzugen, wenn schon Burger, die französische Hamburgerkette Quick. Für den Hunger unterwegs finden die Menschen dagegen an jeder Ecke ein Stück Pizza oder ein Sandwich. Döner gibt es im Marseille, wie in Frankreich üblich, wahlweise im Fladenbrot oder im Baguette.
Wein wird in der ganzen Provence angebaut und ist aus einem französischem Restaurantbesuch nicht wegzudenken.
[Bearbeiten] Musik
Neben den typischen französischen Chansons ist Marseille vor allem eine feste Größe im französischen Hip Hop. Mitte der 80er Jahre begannen Gruppen wie (IAM) vor allem die Jugendlichen aus Migrantenfamilien für die neue Musik zu begeistern. Heute ist der französischer Hip Hop Markt vor allem auch dank der Künstler aus Marseille nach den USA der größte der Welt.
[Bearbeiten] Naturdenkmäler
Sehenswert sind die bis zu 400m hohen Klippen Massif des Calanques.
Die auf dem Rand der Klippen bis zu 20 Meter über dem Meer erbaute Corniche President J.F. Kennedy ist ein toller Startpunkt für eine Fahrt ins Grüne. Die herrliche Höhenstraße am Meeresufer beginnt bei der kleinen Bucht „Anse des Catalans“ (Strandbad). Sie führt durch das malerische kleine Tal „Vallon des Auftes“, lässt mit einer Abkürzung die Landzunge „Pointe dEndoume‘ ‚ auf der das Aquarium liegt, außerhalb ihres Bereichs und gelangt dann zu dem weitläufigen „Parc Borely“. Nach dem „Prado“ geht sie in eine Straße über, die um das „Cap Croisette“ läuft und nach 12,5 km in Callelongue endet.
[Bearbeiten] Sport
In Marseille ist der 1899 gegründete und national und international sehr erfolgreiche Fußballclub Olympique de Marseille beheimatet.
Die Heimspiele werden im 60.000 Zuschauer fassenden Stade Vélodrome ausgetragen.
Vereinsfarben sind weiß und azurblau.
Bisherige Erfolge:
- Französischer Meister: 1937, 1948, 1971, 1972, 1989, 1990, 1991, 1992
- Französischer Pokalsieger: 1924, 1926, 1927, 1935, 1938, 1943, 1969, 1972, 1976, 1989
- Europapokale: Champions-League-Sieger 1993 und Intertotopokalsieger 2005
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Bedeutende Industriezweige sind die Fahrzeug-, Maschinen-, Metall- und Nahrungsmittelindustrie. In Marseille befindet sich das Gefängnis Les Baumettes.
[Bearbeiten] Verkehr
Marseille verfügt über einen umfangreichen industriellen Ballungsraum sowie den größten Hafen im Mittelmeer. Für den dadurch aufkommenden Eisenbahngüterverkehr dient der Bahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof in der zwischen Marseille und Avignon gelegenen Kleinstadt Miramas.
Durch den 300 Km/h schnellen TGV Méditerranée ist Marseille seit Inbetriebnahnme der Schnellfahrstrecke 2001 von dem fast 800 km entfernten Paris nur drei Stunden entfernt. Der Zentrale Bahnhof und TGV Haltepunkt ist St-Charles. Am Bahnhof halten auch die Shuttle-Busse zum Flughafen sowie beide Metro Linien. Der auf einer Anhöhe, vor den damaligen Stadtmauern gebaute, zentral gelegene Kopfbahnhof ist nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Eröffnet wurde der auf dem ehemaligen mittelalterlichen Friedhof St-Charles gebaute Bahnhof am 8. Januar 1848. Mittlerweile auf 14 Gleise ausgebaut ist er ist das Verkehrszentrum der Region und Haltepunkt von wichtigen regionalen, nationalen und internationalen Zuglinien.
Die 1977 eröffnete und später mehrmals erweiterte und ausgebaute U-Bahn Marseille verfügt über zwei Linien. Die beiden Linien kreuzen sich zwei mal, an den Stationen Castellane und Gare St.Charles. Die Streckenführung ist in der Innenstadt unterirdisch, außerhalb der Stadt fahren die Bahnen oberirdisch oder als Hochbahn auf Pfeilern. Die Wagen verfügen über luftgefüllte, schienengeführte Reifen mit Stromversorgung mittels dritter Stromschiene. Vorbild war hier die Pariser Metro.
Mitte der 90er Jahre kam es in Marseille aufgrund von stark zunehmenden Straßenverkehr zu Überlegungen die aus dem Stadtbild verschwundenen Straßenbahnen wieder einzuführen. Bis dahin waren Straßenbahnen verpönt und galten als nicht zeitgemäß und umbequem, hatte man doch die seit 1876 existierenden und ehemals zahlreichen Strecken ab Mitte des 20. Jahrhunderts eine nach der anderen eingestellt. Mit neuen und modernen Wagen und erfolgreichen Beispielen aus anderen Europäischen Metropolen entschloss man sich jedoch wieder ein Straßenbahn-Netz aufzbauen. Bis zum Jahr 2007 soll die erste von drei neuen Trambahnlinien fertiggestellt sein. Die Fahrzeuge für diese Linien werden seit 2006 in Wien von Bombardier Transportation Österreich produziert. Die Inbetriebnahme der Straßenbahn erfolgt auf dem Testgleis der Wiener Linien.
Der Flughafen Aéroport Marseille Provence befindet sich 20 km nordwestlich von Marseille bei der Stadt Marignane. Er wird von zahlreichen internationalen Fluglinien bedient. Mehrere deutsche Flughäfen sind mit Direktflügen an den Aéroport Marseille Provence angebunden.
Der Fährhafen von Marseille ist eine der wichtigsten Verbingungen für Reisende in den Magreb. Mehrere Linien täglich verbinden Marseille mit den größten Fährhäfen Nordafrikas.
Unter der südlichen Altstadt führt der mautpflichtige Straßentunnel St-Laurent durch.
Mitte 2008 soll die Umgehungsstrasse im Osten Marseilles fertiggestellt sein. Die Autobahn Marseille-Lyon und Marseille-Nice werden durch einen Tunnel verbunden.
[Bearbeiten] Veranstaltungen
In Marseille findet alljährlich mit der „Mondial la Marseille à Pétanque“ das größte Pétanque-Turnier der Welt statt. 2006 waren zum Beispiel 4.112 Èquipes mit 12.336 Spielern am Start.
[Bearbeiten] Töchter und Söhne der Stadt
- Antonin Artaud, 1896-1948, Schauspieler, Dramatiker, Regisseur
- César Baldaccini, 1921-1998, Bildhauer und Plastiker
- Elie Bayol, 1914-1995, französischer Rennfahrer
- François Bazin, 1816-1878, französischer Komponist
- Maurice Béjart, geb. 1927, französischer Choreograf und Leiter des Béjart-Balletts
- Fernand Cabrol, 1855-1937, Theologe und Wegbereiter der liturgischen Restaurationsbewegung
- Lucius Caesar, 17 v. - 2 n. Chr., Enkel, Adoptivsohn und möglicher Nachfolger des Augustus
- Éric Cantona, geb. 1966, ehemaliger Fußballspieler und späterer Schauspieler
- Désirée Clary, 1777-1860, Verlobte von Napoléon Bonaparte
- Louise Colet, 1810-1876, französische Dichterin
- François Coli, 1881-1927, französischer Flugpionier
- Régine Crespin, geb. 1927, Opernsängerin
- Charles Crodel, 1894-1973, Maler
- Honoré Daumier, 1808-1879, Maler, Bildhauer, Graphiker und Karikaturist
- Edmond Demolins, 1852-1907, gründete die französische Version des Landerziehungsheims
- Henri Fabre, 1882-1984, französischer Luftfahrtpionier
- Charles Fabry, 1867-1945, Physiker, erfand das Fabry-Pérot-Interferometer
- Fernandel, 1903-1971, französischer Schauspieler und Sänger
- Zino Francescatti, 1902-1991, französischer Violinist
- Sébastien Grosjean, geb. 1978, französischer Tennisspieler
- Robert Guédiguian, französischer Filmregisseur
- Jean-Claude Izzo, 1945-2000, Schriftsteller
- Edmond Jaloux, 1878-1949, Schriftsteller und Literaturkritiker
- Louis Jourdan, geb. 1919, französischer Schauspieler
- Cyprien Katsaris, geb. 1951, Pianist und Komponist
- Philippe Mabboux, geb. 1957, Organist und Komponist
- Pat Mallet, geb. 1941, Comiczeichner
- Robert Manzon, geb. 1917, Formel-1-Rennfahrer
- Francis Miroglio, 1924-2005, französischer Komponist
- France Nuyen, geb. 1939, französische Filmschauspielerin
- Émile Ollivier, 1825-1913, Staatsmann
- Marcel Pagnol, 1895-1974, Schriftsteller
- Marius Petipa, 1819-1910, Balletttänzer und Choreograph gilt als „Vater des klassischen Balletts“
- Charles Plumier, 1646-1704, Botaniker, entdeckte die Fuchsie
- Joseph Pujol, 1857-1945, Künstler
- Jean-Pierre Rampal, 1922-2000, französischer Flötist
- Jean-Pierre Kardinal Ricard (* 1944), Erzbischof von Bordeaux
- Jean-Baptiste Rossi, 1931-2003, Journalist, Drehbuchautor und Schriftsteller
- Edmond Rostand, 1868-1918, französischer Theaterschriftsteller
- Damien Saez, geb. 1977, französischer Liedermacher
- Jean-Jacques Schuhl, geb. 1944, Schriftsteller
- Simone Simon, 1910-2005, Schauspielerin
- Adolphe Thiers, 1797-1877, Staatsmann
- Henri Tomasi, 1901-1971, Komponist und Dirigent
- Honoré d'Urfé, 1568-1625, französischer Schriftsteller
- Peter Wyngarde, geb. 1933, Schauspieler
- Zinedine Zidane, geb. 1972, ehemaliger Fußballspieler
- Clara Morgane, geb 1981, Schauspielerin und Model
[Bearbeiten] Literatur
- Monique Clavel-Lévêque: Das Griechische Marseille. Entwicklungsstufen und Dynamik einer Handelsstadt. In: Elisabeth C. Welskopf (Hrsg.): Hellenische Poleis. Krise, Wandlung, Wirkung. Darmstadt 1974.
- Ralf Nestmeyer: Provence & Côte d'Azur. Ein Reisehandbuch. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2006. ISBN 3-89953-226-0
- Ralf Nestmeyer_ Provence und Côte d'Azur. Literarische Reisebilder aus dem Midi. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-608-93654-8
- Dominique Garcia: La Celtique méditerranéenne, Errance, Paris 2004. ISBN 2-87772-286-4
- Donna F. Ryan: The Holocaust & the Jews of Marseille: The Enforcement of Anti-Semitic Policies in Vichy France. University of Illinois Press, 1996 ISBN 0252065301
- Ahlrich Meyer (Hg.): Der Blick des Besatzers. Propagandaphotographie der Wehrmacht aus Marseille 1942-1944. Vorwort: Serge Klarsfeld, aus dem Französischen von Dominique Pamart-Swoboda & Béatrice Zimmermann. Edition Temmen, Bremen 1999 (Zweisprachig) ISBN 3861087251
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Marseille – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- http://www.marseille.fr/ Marseille Online
- Office de tourisme et des congrès de Marseille
- RTM Marseiller Nahverkehrsbetriebe mit Fahr- und Linienplänen
- Marseille City Guide
- Marseille Ma Ville Photosammlung von Marseille
- Mondial la Marseillaise à Pétanque