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Antarktische Politik

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Der politische Status der Antarktis wird durch das Antarktische Vertragssystem bestimmt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der antarktischen Politik

[Bearbeiten] Die frühe Eroberung

Nach der Eroberung des Südpols 1911 ging die Erschließung der Antarktis sehr schnell vonstatten. Erkundungsflüge wurden durchgeführt, Wissenschaftler kartografierten die Region, Walfänger machten Gebrauch von den walreichen Gewässern. Der Kontinent wurde gut erforscht, allerdings sanken die früheren Walbestände innerhalb kürzester Zeit auf wenige Prozent.

Die amerikanische „Operation Highjump“, die direkt nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand, eroberte die Antarktis mit 13 Schiffen, 23 Flugzeugen und 4700 Mann. Die Amerikaner fanden Proviantreste und Unterkünfte, die von den ersten Forschern zurückgelassen und durch die antarktische Kälte konserviert wurden.

1947 ließ der US-amerikanische Admiral Richard Byrd Flaggen aller UN-Staaten über der Antarktis abwerfen, um sie der Gemeinschaft aller Länder zuzuführen. Doch Großbritannien, Norwegen, Australien, Frankreich, Neuseeland, Argentinien und Chile hatten bereits andere Pläne und beanspruchten einige Teile des Landes für sich. Begründungen dafür sind der Walfang, die bisherige Erforschung durch einige Länder sowie Geschenke der englischen Krone.

[Bearbeiten] Der Wettlauf ums Öl

1957/58 war das Internationale Geophysikalische Jahr, welches der Erforschung der Antarktis und des Weltraums gewidmet wurde. Es entstanden weitere 40 Stationen auf dem Festland, weitere 20 auf den Inseln, die von insgesamt 67 Ländern betrieben wurden. Nicht nur wissenschaftliche Forschung sollte hier betrieben werden: Die Staaten, die die Forschungsstationen betrieben, erhofften sich militärstrategische Vorteile bei der Besetzung dieses einzig übrigen leeren Teils der Erde.

Da bis zu jenem Zeitpunkt niemand der Eigentümer der Antarktis war, wurde 1961 der Antarktisvertrag verabschiedet, in dem festgelegt wurde, dass die Antarktis waffenfrei bleiben soll – insbesondere atomwaffenfrei. Die Unterzeichner waren zwölf Staaten, die ganzjährig besetzte Stationen unterhielten. Zusätzlich wurden territoriale Ansprüche gestoppt.

Die Ölkrise 1973 führte zu einem Wettlauf auf die antarktischen Erdreichtümer. Der Gulf-Oil-Manager John Garrett bemerkte dazu: „Die Antarktis könnte ein neuer Naher Osten sein.“

Nachdem die Regierungen Großbritanniens, Australiens und Neuseelands permanent Anfragen nach Erkundungsbohrgenehmigungen erhielten, brach Streit zwischen den Ländern mit Öl- und Territorialansprüchen aus: Die USA wollten freien Zugang für alle Interessenten zu den antarktischen Naturreichtümern; Australien war der Meinung, das Öl in ihrem Sektor gehörte ihnen. Doch 1977 wurde der Streit beigelegt – der Rohstoffabbau sollte erst dann erfolgen, wenn er vertraglich genau geregelt war.

Die Wissenschaftler konnten am wirtschaftlichen Interesse an der Antarktis nur erfreut sein, denn das spülte kräftig Gelder in die Kassen der geowissenschaftlichen Forschungen. Daher wurden die Forschungsstationen vor diesem vermeintlichen „Ölrausch“ gut ausgestattet und vorbereitet. Die Presse tat ihr Übriges dazu: Aus eher kleineren Meldungen vom Fund von Erdölmuttergesteinen wurden „eindeutige Nachweise von Öllagerstätten“. Auch französische und australische Firmen sowie deutsche Behörden sandten Schiffe in die Antarktis aus.

[Bearbeiten] Umweltschutz

1982 entschieden die Konsultativstaaten des Antarktisvertrags (inzwischen sind es 14, seit 1981 ist auch Deutschland dabei) erneut über das Land. Einige Dritte-Welt-Länder waren damit nicht einverstanden und verlangten, die Antarktis zum Allgemeingut der Menschheit zu machen. Im Gegenzug boykottierten die Konsultativstaaten eine UN-Debatte zum Thema.

Durch die Forschung stieg die Antarktis bei den Umweltschutzorganisationen 1972 zum „Weltpark Antarktis“ auf. Durch den erneuten Streit und die politischen Rangeleien schien damals ein günstiger Zeitpunkt, in Aktion zu treten, um die Antarktis für die Natur zu retten.

1986/87 errichtete Greenpeace als erste Naturschutzorganisation eine Forschungsstation auf der Ross-Insel nahe der früheren Hütte von Antarktisforscher Robert Falcon Scott und der amerikanischen McMurdo-Station. Es wurden eine Vielzahl Studien und Forschungen zum Thema Umweltschutz und globaler Ökologie durchgeführt, u. a. Analysen der Umweltgifte im Wasser, Meteorologie und Meereisentwicklung. Nebenbei wurden die umliegenden Stationen überwacht: Treibstoff, Müll, Altöl und Schrott lagerten nahe der McMurdo-Station und verseuchten das empfindliche Ökosystem. Durch eine erstaunlich moderne Öffentlichkeitsarbeit – die Greenpeace-Station arbeitete mit Windgeneratoren und Satellitenkommunikation, während andere Stationen noch normalen Funk benutzten – wurde die Weltöffentlichkeit über die Antarktis aufgeklärt. Bilder vom Bau von Landebahnen in Brutkolonien der französischen Dumont-d’Urville-Station erregten den Ärger der Menschen.

Die besonders aktive Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) mit Mitgliedern wie Greenpeace und dem WWF kämpfte für die Erhaltung der „letzten Wildnis“. Einer der Mitstreiter war Sir Peter Scott, der Sohn von Robert Falcon Scott.

Auch die Politiker blieben nicht ungerührt von der Schönheit der antarktischen Landschaft: „In ihrer Farblichkeit und Unnahbarkeit berauschend. Verdammt schön.“ (Völkerrechtler Rüdiger Wolfrum); „Man fühlt etwas – die Berührung Gottes“ (José Valencia Diaz aus Chile); „Fast wie auf einem anderen Planeten. Das geht einem unter die Haut“ (Heinz Kohnen vom Alfred-Wegener-Institut).

Mit der Zeit wurde die Wichtigkeit der Antarktis als Schutzgebiet immer deutlicher, und gegen Ende der 1980er schwand auch das Interesse an den Rohstoffen des Kontinents. Zudem waren sich Experten mittlerweile sicher, dass die marktwirtschaftliche Ausbeutung der Antarktis nicht die entstandenen Kosten gedeckt hätte. Selbst die Ölindustrie verlor ihr Interesse: Vorkommen in Russland und im nördlichen Alaska waren vielversprechender. Es folgten lange Jahre der Vertragsfestlegung.

Am 2. Juni 1988 wurde die Konvention zur Regelung antarktischer Rohstoffaktivitäten einstimmig von 33 Staaten angenommen. Sie galt für die gesamte Antarktis, einschließlich Inseln, Eisschelfe bis zum 60. Breitengrad und dem Tiefseeboden. Doch Umweltschützer waren sich uneinig: Die eine Hälfte sah das Abkommen als Sieg, die andere wollte es doch noch zu Fall bringen, da es ihnen nicht weit genug ging.

[Bearbeiten] Keine Rohstoffe aus der Antarktis

Australien sollte letztendlich als Sperre herhalten: Die australischen Politiker waren nicht zufrieden mit der Konvention, da sie für fremde Funde auf australischem Territorium keine Abgaben vorsah. Auch die Meinung der Bevölkerung war eher für stärkeren Umweltschutz nach Katastrophen wie der Exxon Valdez und der Bahia Paraíso. Auch Frankreich konnte im Widerstand gegen das Abkommen gewonnen werden.

Im Mai 1989 ergab sich dann eine neue Verhandlungslage: Australien gab als neues Ziel den „Antarktis-Wildnispark“ bekannt, mit einem Verbot des Rohstoffabbaus. Auch hier schloss sich Frankreich an. Nach und nach wandten sich bis Dezember 1990 noch weitere Staaten vom ursprünglichen Plan ab: Belgien, Italien, Schweden, Finnland, Dänemark und Griechenland. Ein Treffen in Chile endete damit, dass ein Schutzprotokoll entworfen wurde. Die deutsche Regierung schloss sich am 17. April 1991 nach einer Postkartenaktion mit 300.000 Unterschriften den Unterstützern für ein Verbot des Rohstoffabbaus an.

Unter den wenigen Gegnern des Abbauverbots waren die stärksten Großbritannien und die USA. Nach den Wahlen in England wechselte jedoch die Regierung und ermöglichte so die Verwirklichung des „Weltpark Antarktis“.

[Bearbeiten] Weltpark Antarktis

Ende April 1991 wurde die benötigte Resolution verabschiedet, nur die USA verharrten weiterhin auf ihren Ansprüchen. Doch konnten sie dem internationalen und auch innenpolitischen Druck nicht standhalten – George H. W. Bush erklärte, die USA würden unterzeichnen. Das Protokoll zum umfassenden Schutz der antarktischen Umwelt und seiner abhängigen und angeschlossenen Ökosysteme wurde daraufhin feierlich unterzeichnet – für Umweltorganisationen ein Glanzstück der Arbeit in der internationalen Politik.

[Bearbeiten] Literatur

  • GEO-Magazin (Ausgabe Dezember 1997, S. 16–41)
  • Ulrich Smeddinck: Der Vollzug des Antarktis-Schutzes in Deutschland. Natur und Recht 28(6), S. 342–348 (2006), ISSN 0172-1631
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