Antiseptikum
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Ein Antiseptikum ist ein Desinfektionsmittel und damit ein chemischer Stoff, der in der Medizin eingesetzt wird, um eine Wundinfektion und in weiterer Folge eine Sepsis zu verhindern.
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[Bearbeiten] Anforderungen
Zu diesem Zweck müssen verschiedenste Krankheitserreger mit ausreichender Sicherheit rasch abgetötet werden, ohne den Patienten selbst zu schädigen.
Ein Antiseptikum soll somit ein möglichst breites Wirkungsspektrum mit geringer Inaktivierbarkeit durch organische Substanzen, eine gute Gewebeverträglichkeit mit einem möglichst geringen allergisierenden Potenzial und eine möglichst geringe systemische Toxizität aufweisen. Antiseptika können bakterizid, bakteriostatisch, fungizid und fungistatisch wirken. Im weiteren soll es sich durch eine gute Haltbarkeit und eine möglichst geringe Geruchsbelästigung auszeichnen.
[Bearbeiten] Wirkungsmechanismus
Antiseptika wirken durch:
- Eiweissfällung
- Herabsetzung von Oberflächenspannungen
- Wechselwirkungen mit dem Erregerstoffwechsel.
[Bearbeiten] Einzelne Substanzen
[Bearbeiten] Alkohol
Von den Alkoholen können Ethanol, Hexanol, n-Propanol und iso-Propanol als Antiseptika eingesetzt werden.
Ethanol besitzt sein Wirkungsoptimum bei 70 - 80 %, da ein bestimmter Wassergehalt für die bakterizide Wirkung notwendig ist. Da Alkohol schnell wirkt und auch Tuberkelbazillen innerhalb einer Minute abgetötet werden, handelt es sich hier um ein ideales Mittel zur Händedesinfektion, wobei allerdings immer nur so viel der Substanz verwendet werden soll, dass die schützende Fettschicht der Haut nicht weggewaschen wird. Der große Nachteil von Alkohol auf offenen Wunden: Er brennt.
[Bearbeiten] Detergentien
[Bearbeiten] Halogenierte Verbindungen
[Bearbeiten] Geschichte
Der Begriff Antisepsis wurde vom englischen Militärarzt John Pringle Ende des 18. Jahrhunderts geprägt. Damit meinte er alle Fäulnis verhindernden Mittel. Inspiriert durch die Arbeiten von Pasteur über den Prozess der Gärung, entwickelte der englische Arzt Joseph Lister 1867 den Karbolsäure-Verband. Dieses Antiseptikum hat zu einer Wende in der antiseptischen Wundbehandlung geführt. Mit dem Karbolverband war es erstmals möglich, Wundinfektionen nicht nur zu behandeln sondern auch wesentlich zur Vermeidung beizutragen. Krankensäle wurden mit Karbol wieder rein, und das war ein wesentlicher Beitrag gegen den Hospitalismus. Der guten antiseptischen Wirkung standen leider ziemlich schwere Nebenwirkungen wie lokale Gewebeschäden und Vergiftungserscheinungen durch Resorption gegenüber. Lister selbst hat 1890 bei einem Kongress den Karbolspray verurteilt und sich öffentlich für seine frühere Empfehlung dieses Mittels entschuldigt. Im ersten Weltkrieg kamen Sublimat und chlorhältige Lösungen zum Einsatz, haben sich aber wegen hoher Gewebetoxizität nicht durchgesetzt. Dann folgte in den 20er Jahren die Anwendung von Azofarbstoffen (Rivanol) und in den 30er Jahren die lokale Behandlung mit Sulfonamiden (Cibazol-Puder). Beide Substanzen wirkten stark hemmend auf die Granulation. Durch die Entwicklung von Penicillin und anderen Antibiotika wurden die Antiseptika eine Zeit lang zurückgedrängt. Durch Resistenzbildung ist man von der Lokaltherapie mit Antibiotika wieder abgekommen und es kam zu einem Comeback der Antiseptika, das heute noch andauert. Das erste moderne, gut wirksame und nebenwirkungsarme Antiseptikum war das PVP-Jod.
Siehe auch: Sterilisation