Antoine Barnave
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Antoine-Pierre-Joseph-Marie Barnave (* 22. Oktober 1761 in Grenoble; † 29. November 1793 in Paris) war ein französischer Politiker während der Französischen Revolution.
Er entstammte einer protestantischen Familie; sein Vater war Anwalt im Parlament von Grenoble, und seine Mutter guter Herkunft. Er wurde von seiner Mutter ausgebildet, weil er als Protestant nicht die Schule besuchen konnte. Mit zweiundzwanzig machte er durch einen Diskurs vor dem örtlichen Parlement über die Trennung der politischen Gewalten vorteilhaft von sich reden. Die Dauphiné war eine der ersten Provinzen, in denen man die Erregung über die aufkommende Revolution spüren konnte; und Barnave war einer der ersten, der der allgemeinen Stimmung mit dem Pamphlet Esprit des édits enregistrés militairement am 20. Mai 1788 eine Stimme verlieh. Er wurde unmittelbar mit seinem Vater zum Abgeordneten in die Ständeversammlung der Dauphiné gewählt und spielte dort eine führende Rolle bei Debatten.
Wenige Monate später wurde er in ein weiteres Tätigkeitsfeld versetzt. Die Generalstände wurden am 5. Mai 1789 in Versailles einberufen, und Barnave wurde in seiner Heimatprovinz als Abgeordneter des Dritten Standes gewählt. Er machte schon bald Eindruck auf die Versammlung und befreundete sich mit den meisten Führern der populären Partei. Mit Adrien Duport und Alexandre Lameth bildete er die Gruppe, die während der Verfassunggebenden Versammlung als "Triumvirat" bezeichnet wurde. Er nahm an der Besprechung über die Forderungen der drei Stände teil und entwarf die erste Eingabe an den König. Er unterstützte Sieyès' Vorschlag, dass die Versammlung sich Nationalversammlung nennen solle. Bis 1791 war er eines der Hauptmitglieder des Klubs, der später als Jakobinerklub bekannt wurde, und er verfasste dessen Manifest und Regeln.
Obwohl er leidenschaftlicher Verfechter der Freiheit war, hoffte er die Unabhängigkeit Frankreichs und der Monarchie zur gleichen Zeit zu sichern. Aber er wurde mitgerissen von den politischen Strömungen der Zeit, und er beteiligte sich an den Angriffen auf die Monarchie, den Klerus, die Kirchengüter und die Provinzparlamente. Abgesehen von Mirabeau war er der gewaltigste Redner in der Nationalversammlung. Bei mehreren Gelegenheiten stand er in Gegnerschaft zu Mirabeau. Nach dem Sturm auf die Bastille versuchte er den Thron zu retten. Er verfocht das aufschiebende Veto und die Einrichtung von Geschworenenprozessen in zivilrechtlichen Angelegenheiten, stimmte aber mit der Linken gegen das Zweikammernsystem. Sein Konflikt mit Mirabeau in der Frage, ob dem König das Recht zustehe, über Krieg und Frieden zu entscheiden (16. - 23. Mai 1791) war eine der bemerkenswertesten Szenen in der Versammlung.
Im August 1790 focht er nach einer heftigen Debatte ein Duell gegen J. A. M. de Cazalès, in dem er leicht verwundet wurde. Ende Oktober wurde er zum Präsidenten der Nationalversammlung ernannt. Beim Tod Mirabeaus wenige Monate später bezeugte er seine Anerkennung für dessen Dienst an der Allgemeinheit und bezeichnete ihn als den Shakespeare der Redekunst. Bei der Verhaftung der königlichen Familie in Varennes nach ihrem Fluchtversuch war er einer der drei, die sie zurück nach Paris geleiteten. Auf der Reise war er tief bewegt vom jammervollen Schicksal Marie Antoinettes und beschloss zu tun, was er konnte, um ihr Leiden zu mildern. In einer der kraftvollsten Reden behauptete er die Untastbarkeit der Person des Königs.
Seine öffentliche Karriere ging mit der Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung zu Ende, und Anfang 1792 kehrte er nach Grenoble zurück. Seine Sympathie und Beziehungen zur königlichen Familie, der er einen Plan zur Gegenrevolution vorgelegt hatte, und sein Wunsch, die abwärts fortschreitende Revolution aufzuhalten, brachten ihn in Verdacht des Verrats. Er wurde in der Nationalversammlung denunziert (15. August 1792), festgenommen und zehn Monate lang in Grenoble gefangengehalten, dann nach Fort Barraux überführt und im November 1793 nach Paris. Am 28. November erschien er vor dem Revolutionstribunal und wurde auf der Basis von in den Tuilerien gefundenen Papieren verurteilt. Am nächsten Tag wurde er hingerichtet.
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Vorgänger |
Präsidenten der Nationalversammlung 25. Oktober 1790-8. November 1790 |
Nachfolger Charles-Antoine Chasset |
Personendaten | |
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NAME | Barnave, Antoine |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker während der Französischen Revolution |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1761 |
GEBURTSORT | Grenoble |
STERBEDATUM | 29. November 1793 |
STERBEORT | Paris |