Arthur Friedenreich
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Art(h)ur Friedenreich (* 18. Juli 1892 in São Paulo; † 6. September 1969 ebenda) war ein brasilianischer Fußballspieler und gilt als einer der besten Fußballspieler aller Zeiten.
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[Bearbeiten] Leben und Karriere
Arthur Friedenreich kam in Luz, einem Viertel von São Paulo auf die Welt. Sein Vater, Oscar Friedenreich, war ein Hamburger Ingenieur und Emigrant, seine Mutter Matilde eine farbige Wäscherin. Durch seine deutsche Abstammung hatte der Mulatte gegenüber anderen schwarzen Fußballern im Brasilien seiner Zeit sehr viele Vorteile, so durfte er beispielsweise nur dank seiner Herkunft in der brasilianischen Fußballnationalmannschaft spielen. Auch seinem Stammverein in São Paulo, dem Sport Club Germânia - einem Klub für deutschstämmige Spieler, gegründet vom Hamburger Hans Nobiling und seit 1942 Esporte Clube Pinheiros genannt - konnte er nur aus diesem Grunde beitreten; Schwarze hatten keinen Profifußballverein. Dort wurde er von Hermann Friese, einem der bedeutendsten Sportler in Brasilien zu seiner Zeit, gefördert.
Als Dunkelhäutiger hatte Arthur Friedenreich andererseits unter dem in Brasilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschenden Rassismus zu leiden. So wurden Fouls an dunkelhäutigen Spielern häufig nicht gepfiffen, was man natürlich auch ausnutzte, um Friedenreich zu stoppen. Er entwickelte daraufhin eine Körpertäuschung, die es seinen hellhäutigen Gegenspielern schwer machte, ihn durch Fouls zu stoppen. Arthur Friedenreich musste, wie auch andere Spieler, seine Kraushaare glätten, um wie ein Weißer auszusehen. Trotz dieser Widrigkeiten wurde er im Volk zu einem Nationalhelden und galt als erster brasilianischer Fußballstar.
Im Jahre 1925 wurde der Brasilianer in Paris zum Roi du Football ("König des Fußballs") gewählt. Die Brasilianer nannten den Stürmer Pé de Ouro ("Goldfuß") und die Uruguayer nach dem Copa-America-Finale 1919 El Tigre ("der Tiger"), eine Bezeichnung, die immer noch verwendet wird.
Nach seinem Karriereende 1935 arbeitete Friedenreich in einer Brauerei.
[Bearbeiten] Nationalmannschaft
1914 wurde Friedenreich nur wegen seiner deutschbrasilianischen Abstammung in die neu gegründete Nationalelf aufgenommen. Erst ab 1918 konnten auch schwarze Brasilianer Nationalspieler werden. Arthur Friedenreich gewann mit der brasilianischen Nationalmannschaft 1919 und 1922 die Copa America. 1921 verhängte der damalige Präsident Brasiliens Epitacio Pessoa ein erneutes Verbot für alle dunkelhäutigen Nationalspieler, was dem Erscheinungsbild nützen sollte. Dies hatte zur Folge, dass auch Friedenreich nicht an der Copa América in Brasilien teilnehmen durfte. Brasilien wurde daraufhin nur Zweiter und das Verbot nach Protesten wieder abgeschafft.
An der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930 konnte Friedenreich nicht teilnehmen, da Spielern aus São Paulo aufgrund von Streitigkeiten von der Teilnahme ausgeschlossen wurden. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 war er als 42-jähriger zu alt für die Nationalmannschaft.
[Bearbeiten] Vereine
Arthur Friedenreich spielte ab 1909 in etlichen, vor allem in São Paulo angesiedelten, brasilianischen Fußballvereinen. Die Meisterschaft von São Paulo gewann er 1918, 1919, 1921, 1926, 1927 und 1929 mit Club Athletico Paulistano und 1931 mit São Paulo da Florensta – eine gesamtbrasilianische Liga gibt es erst seit 1970. Friedenreich beendete seine Karriere erst im Alter von 43 Jahren.
Seine Vereine waren:
- 1909 Sport Club Germânia
- 1910 Clube Atletico Ypiranga
- 1911 SC Germania
- 1912 Associacão Atletica Mackenzie College
- 1913 Clube Atletico Ypiranga
- 1913 Sport Clube Americano
- 1913-1914 Club Athletico Paulistano
- 1914 Atlas
- 1914-1915 Clube Atletico Ypiranga
- 1915-1916 Payssandu Futebol Clube
- 1916 Club Athletico Paulistano
- 1917 Clube Atletico Ypiranga
- 1917 CR Flamengo
- 1917-1929 Club Athletico Paulistano
- 1929 Sport Club Internacional
- 1929 Clube Atlético Santista
- 1930 FC Santos
- 1930-1933 São Paulo da Floresta
- 1933 Dois de Julho
- 1934-1935 São Paulo da Floresta
- 1935 FC Santos
- 1935 CR Flamengo
[Bearbeiten] Tore
Die genaue Zahl der Tore Friedenreichs ist umstritten. Wahrscheinlich waren es 554 in 561 Spielen[1] – die häufig, selbst in Artikeln der FIFA[2] kolportierte Zahl von 1.329 Toren scheint dagegen eine Phantasiezahl zu sein.
Insgesamt wurde Friedenreich neun Mal Torschützenkönig der Liga von São Paulo, eine landesweite brasilianische Meisterschaft gab es damals noch nicht. Zu den Meisterschaftstoren kommen weitere Treffer für die Nationalmannschaft und die Auswahl São Paulos, sowie solche in den damals populären Turnieren wie dem Pokalturnier von São Paulo und dem Torneio Rio-São Paulo.
Torschützenkönig der Liga Paulista wurde Friedenreich für folgende Vereine in den Jahren:
- 1912 Associação Atletica Mackenzie College 12 Tore
- 1914 Club Athletico Paulistano 12 Tore
- 1917 Clube Atletico Ypiranga 15 Tore
- 1918 Club Athletico Paulistano 25 Tore
- 1919 Club Athletico Paulistano 26 Tore
- 1921 Club Athletico Paulistano 33 Tore
- 1927 Club Athletico Paulistano 13 Tore
- 1928 Club Athletico Paulistano 29 Tore
- 1929 Club Athletico Paulistano 16 Tore
Aufgrund der Streitigkeiten und der dadurch zeitweiligen Spaltung der Liga Paulista in die LPF (Profis) und APEA (Amateure) Subligen musste sich Friedenreich den Torschützenkönigtitel in folgenden Jahren mit folgenden Spielern teilen:
- 1914 Neco, (SC Corinthians Paulista), 12 Tore
- 1927 Araken, (FC Santos), 31 Tore
- 1928 Heitor, (Palestra Italia; heute Sociedade Esportiva Palmeiras), 16 Tore
- 1929 Feitiço, (FC Santos), 12 Tore
Arthur Friedenreich gilt als Entdecker des Effetschusses im Fußball. Er soll als erster bewusst die Technik angewendet haben, den Ball in der Weise zu schießen, dass ihm eine Drehung (Drall) verliehen wird, die seine Bahn beeinflusst. Aufgrund der so entstehenden Luftzirkulationen fliegt der Ball zielgerichtet auf einer schiefen, bogenförmigen Bahn.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Friedenreich, Arthur |
ALTERNATIVNAMEN | Friedenreich, Artur (alternative Schreibweise) |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Fußballer |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1892 |
GEBURTSORT | São Paulo |
STERBEDATUM | 6. September 1969 |
STERBEORT | São Paulo |