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Augustputsch in Moskau - Wikipedia

Augustputsch in Moskau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Während des Putschversuchs von 1991, auch bekannt als Augustputsch, setzte eine Gruppe sowjetischer Funktionäre der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ihren Präsidenten Michail Gorbatschow vorübergehend ab und versuchte die Kontrolle über das Land zu erlangen. Die Führer des Putschversuchs waren konservative Kommunisten, in deren Augen die wirtschaftliche Umgestaltung zu weit ging. Weiterhin fürchteten sie, dass der von Gorbatschow neu ausgehandelte Unionsvertrag den Republiken zuviel Macht gebe. Obgleich der Putschversuch in nur drei Tagen scheiterte und Gorbatschow wieder eingesetzt wurde, machte das Ereignis Gorbatschows Hoffnungen hinsichtlich des Fortbestehens einer, wenn auch dezentralisierten, Staatenunion zunichte und beschleunigte den Zerfall der UdSSR.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Hintergrund

Seit 1985 nahm Gorbatschow ein Reformprogramm in Angriff, das von zwei Schlüsselelementen wesentlich geprägt war: die ökonomische und politische Restrukturierung (Perestroika) und die Öffnung gegenüber der Bevölkerung (Glasnost). Diese Reformen zogen jedoch die Ablehnung und den Widerstand des konservativen Flügels der kommunistischen Partei auf sich. Des Weiteren erwuchs sowohl Aufruhr bei den nicht-russischen Minderheiten, die nun die Chance einer größeren Selbstbestimmung sahen, als auch die Angst des Sowjetregimes, dass einige oder alle Unionsstaaten von der Sowjetunion abfallen würden. Nach einigen Verhandlungen stimmten die Republiken einem neuen Unionsvertrag zu, der sie zu unabhängigen Republiken in einer Föderation mit einem gemeinsamen Präsidenten, gemeinsamer Außenpolitik und gemeinsamem Militär machen sollte. Der Vertrag sollte am 20. August 1991 unterzeichnet werden. Obwohl der Vertrag die Union stärken sollte, fürchteten konservative Kommunisten, dass nun einige kleinere Mitgliedsstaaten, vor allem Estland, Lettland und Litauen, auf völliger Unabhängigkeit bestehen würden.

[Bearbeiten] Der Augustputsch

Am 19. August 1991, einen Tag bevor Gorbatschow und eine Gruppe der Staatenführer der Republiken den Unionsvertrag unterzeichnen sollten, versuchte eine Gruppe, die sich selbst „Staatliches Komitee für den Ausnahmezustand“ (Государственный Комитет по Чрезвычайному Положению, ГКЧП) nannte, die Macht in Moskau zu ergreifen.

Mitglieder dieser Kommission waren:

Zu den weiteren Mitintiatoren des Putsches gehörten:

  • Gennadi Janajew, Vizepräsident der UdSSR, Mitglied im Politbüro der KPdSU,
  • Valentin Warennikow, Armeegeneral, Stellvertretender Verteidigungsminister, OB der Bodentruppen
  • Oleg Schenin, Vollmitglied des Politbüros und Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU
  • Oleg Baklanow, Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU,
  • Waleri Boldin, Abteilungsleiter im Zentralkomitee,
  • Wasili Starodubzew, Vorsitzender des Bauernverbandes und Kolchos-Rats,
  • Juri Sergejewitsch Plechanow, KGB-General und Leiter der Bewachungsdienste:

Anatoli Lukjanow, Vorsitzender des Obersten Sowjets der UdSSR gilt zwar nicht als Mitinitiator des Putsches, unterließ jedoch aus eigenen Interessen erforderliche Anstrengung, dem Putsch zu begegnen. Alle Beteiligten waren erst unter Gorbatschow auf ihre Positionen gelangt. Die Gruppe verkündete, dass Gorbatschow erkrankt sei und daher von seinen politischen Ämtern befreit worden war. Gennadi Janajew, Vizepräsident der Sowjetunion, wurde zum Interimspräsidenten ernannt.

Gorbatschow selbst war zu Beginn des Putschversuchs im Urlaub in Foros auf der Halbinsel Krim. Dort wurde er am Nachmittag des 18. 8. bis zum 21. 8. festgesetzt und isoliert, nachdem er seine Zustimmung zur Verhängung des Notstandes und die Übertragung seiner Vollmachten an den Vizepräsidenten verweigerte. Er blieb dort bis zum Ende des Putsches, drei Tage später.

In Moskau und Leningrad folgten große Demonstrationen gegen die Putschführer. Die fehlende Loyalität der Streitkräfte mit den Putschisten verhinderte ein Niederschlagen des Widerstandes, der hauptsächlich vom Präsidenten Russlands Boris Jelzin aus dem Weißen Haus, dem russischen Regierungsgebäude, geführt wurde. Während einer dieser Demonstrationen verurteilte Jelzin, mit einem Megafon auf einem Panzer stehend, den Umsturzversuch wirkungsvoll. Vor zehntausenden Demonstranten, die sich vor dem Parlament versammelt hatten, kletterte er auf einen Panzer und fordert die Rückkehr Gorbatschows. Gleichzeitig bat er die Soldaten: "Werdet nicht zur blinden Waffe des verbrecherischen Willens von Abenteurern!" Dieser Auftritt, der einen so großen Kontrast zu Janajews halbherziger Fernsehansprache darstellte, wurde eines der erinnerungswürdigsten Ereignisse des Coups und stärkte Jelzins Position ungeheuer. Ein geplanter Angriff auf das Regierungsgebäude durch die „Gruppe Alpha“ der SpezNas, der militärischen Spezialeinheit des KGB, scheiterte, als die Truppen einstimmig den Befehl verweigerten. Eine zur Regierungsseite übergelaufene Panzerschwadron umstellte das Regierungsgebäude, die Waffen nach außen gerichtet. In den angrenzenden Straßen kam es zu Konfrontationen, unter anderem wurden drei Demonstranten von einem Panzer überfahren. Alles in allem gesehen gab es jedoch überraschend wenig Gewalt.

Am 21. August bekannte sich die Mehrheit der Truppen offen zu den Demonstranten, die Verbliebenen wurden abgezogen. Der Putsch scheiterte und Gorbatschow kehrte nach Moskau zurück. Relativ machtlos versprach dann lediglich die KPdSU von konservativen Kräften zu säubern. Durch ein Dekret Jelzins wurde daraufhin die KPdSU verboten. Gorbatschow trat als Generalsekretär der KPdSU zurück, blieb jedoch Präsident der Sowjetunion. Auch der gefürchtete Geheimdienst KGB wurde im Oktober abgeschafft. Die Putschisten (Innenminister Pugo beging Selbstmord) wurden ihrer Ämter enthoben und inhaftiert.

[Bearbeiten] Folge

Durch den Putsch war die Sowjetunion endgültig zerfallen. Die Länder erklärten einer nach dem anderen ihre Unabhängigkeit von der UdSSR. Der erstarkte Jelzin übernahm die Kontrolle über Medien und Schlüsselministerien. Schrittweise demontierte und entmachtete er Gorbatschow (Rücktritt am 25.12.1991), den höchsten Machtinhaber der ehemaligen Supermacht. Schließlich wurde Ende 1991 die Auflösung der Sowjetunion beschlossen. Es blieben die nunmehr 15 souveränen Staaten der Union. Die Rechtsnachfolge der UdSSR übernahm - unter Jelzins Führung - die Russische Föderation.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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