Bürgerkrieg in Angola
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Der Bürgerkrieg in Angola dauerte mit Unterbrechungen von 1961 bis 2002. Er begann 1961 mit dem Unabhängigkeitskrieg gegen die Kolonialmacht Portugal und weitete sich nach der Unabhängigkeit Angolas 1974 zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Ost- und Westblock im Kalten Krieg aus. Bis zu dessen Ende 1989 wird auch die Bezeichnung Angolanischer Unabhängigkeitskrieg verwendet. Der Bürgerkrieg dauerte jedoch darüber hinaus an, wobei neben den Machtinteressen und weltanschaulichen Differenzen der Kriegsparteien sowie ethnischen Aspekten insbesondere die Bodenschätze des Landes eine wichtige Rolle spielten.
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[Bearbeiten] Kriegsparteien
Alle drei Kriegsparteien waren ursprünglich Widerstandsorganisationen gegen die portugiesische Kolonialherrschaft.
- Die Frente Nacional da Libertação de Angola (FNLA) wurde 1954 gegründet und vertrat zunächst vor allem die Interessen der Volksgruppe der Bakongo im Norden des Landes. Sie nahm für sich die alleinige Vertretung des angolanischen Freiheitskampfes in Anspruch, verweigerte die Zusammenarbeit mit der MPLA und wurde vom Nachbarland Zaire unter Mobutu Sese Seko sowie von den USA unterstützt. Dennoch wurde sie in den 1970er Jahren bedeutungslos.
- Die Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) war die erste angolanische Unabhängigkeitsbewegung. Ethnisch war sie in der Volksgruppe der Kimbundu und in der Hauptstadt Luanda verwurzelt. Die MPLA ist politisch kommunistisch-sozialistisch ausgerichtet und genoss die Unterstützung der Sowjetunion und Kubas. 1975 konnte sie sich gegen die anderen Konfliktparteien durchsetzen und die Regierung stellen.
- Die von Jonas Savimbi gegründete União Nacional para a Independência Total de Angola (UNITA) rekrutierte sich vorrangig aus der Ethnie der Ovimbundu im zentralen Hochland und wurde von verschiedenen westlichen Geheimdiensten sowie von Apartheid-Südafrika unterstützt, um die unabhängige marxistische MPLA-Regierung zu schwächen.
[Bearbeiten] Weiterer Verlauf
Nach dem Ende des Kalten Krieges wandelte sich die MPLA 1990 zur sozialdemokratischen Partei und ließ die Einführung eines Mehrparteiensystems zu. Dies bedeutete aber noch kein Ende des Krieges, der nunmehr ein Bürgerkrieg zwischen MPLA-Regierung und UNITA-Rebellen war. Mehrfach gab es Friedensgespräche und Waffenstillstandsabkommen, die jedoch weitgehend ergebnislos blieben. Auch die drei UN-Friedensmissionen UNAVEM I (1988), UNAVEM II (1991–1994) und UNAVEM III (1995–1997) konnten keinen dauerhaften Frieden bringen.
Von der Regierung wurde der Krieg durch die Ausbeutung der Erdölvorkommen vor der Küste finanziert und von der UNITA durch die Ausbeutung der Diamantenvorkommen im Nordosten des Landes, wozu teilweise die Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit beim Diamantenschürfen herangezogen wurde. Um dem Krieg die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen, verboten die Vereinten Nationen den Handel mit solchen „Blut-“ oder „Konfliktdiamanten“ (siehe auch: Kimberley-Prozess), konnten ihn jedoch nicht gänzlich unterbinden.
Eine plötzliche Wendung erfuhr der Konflikt, als Regierungssoldaten am 22. Februar 2002 den Rebellenführer Jonas Savimbi töteten. Die militärisch bereits angeschlagene UNITA sah sich dadurch zu Friedensgesprächen gezwungen, und am 4. April wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, der seither eingehalten wird. Die UNITA wandelte sich zur unbewaffneten politischen Partei.
[Bearbeiten] Folgen
Schätzungsweise 500.000 Menschen kamen im Bürgerkrieg in Angola ums Leben, 2,5 Millionen wurden vertrieben. Der Bürgerkrieg hatte die weitgehende Zerstörung der Infrastruktur zur Folge, deren Wiederaufbau zurzeit in vollem Gange ist.
Die Landwirtschaft wurde stark beeinträchtigt, was für die Bevölkerung in den Kriegsgebieten Hunger zur Folge hatte. Ganze Gebiete waren während des Bürgerkrieges zona inacesivel (unerreichbare Zone), in die weder auswärtige Hilfe noch Berichterstatter gelangen konnten. Die Bauern wurden vertrieben und Dörfer verwüstet, großflächig Antipersonenminen eingesetzt und Nahrungsvorräte durch die Kriegsparteien konfisziert. Erst 2002 wurde das Ausmaß der Hungersnot in diesen Gebieten ersichtlich, stieß aber auf wenig internationale Aufmerksamkeit[1][2]. Bis heute ist das Bestellen der Felder in manchen Landesteilen wegen der Landminen im Boden eine Gefahr.
Etwa 100.000 Menschen müssen infolge von Detonationen von Antipersonenminen mit Amputationen leben.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Geschichte Angolas
- Cabinda, Frente para a Libertação do Enclave de Cabinda (separater Konflikt in der Provinz Cabinda)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Wo nur der Hunger Sieger ist (Artikel im Stern Nr. 27/2002)
- ↑ Médecins Sans Frontières: MSF in the 'grey zones' of Angola (engl.)
- en:Angolan Civil War
- Klaus Werner, Hans Weiss: Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, ISBN 3-548-36847-6 (S. 151-154)