Belgische Küche
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Die belgische Küche ist praktisch der Teil der nationalen Identität. Belgien ist eine Nation von „Gourmands“ und von „Gourmets“. Dies schlägt sich sowohl in der „feinen Küche“ (nirgends in der Welt gibt es auf derart kleinem Gebiet so viele mit hohen Auszeichnungen gekürte Feinschmeckertempel), als auch in der „bürgerlichen Küche“ nieder. In der Praxis heißt das, dass man hier große Portionen von guter Qualität bekommt, die sich durch Frische und Bodenständigkeit auszeichnen.
Die belgische Küche wurde stark von der französischen Küche beeinflusst, hat aber im Laufe der Zeit eine eigenständige Tradition entwickelt. Die belgischen Köche verwenden mit Vorliebe regionale und saisonale Zutaten, so dass es in diesem kleinen Land doch zu beachtlichen regionalen Unterschieden in der Küche kommt. So werden die Speisekarten und die häusliche Küche an der Küste von Muscheln und Fischen geprägt, in den Ardennen dagegen von Wild. Der Flame Charles de l’Écluse, auch bekannt als Clusius, spielte eine wichtige Rolle in der Verbreitung der Kartoffel in Europa. In alten Kochbüchern findet man zahlreiche köstliche belgische Gerichte. Kein Wunder, dass Belgien auch in der modernen „Haute Cuisine“ zur Weltspitze gehört.
Mit Gourmandise war ursprünglich Völlerei gemeint, die Bedeutung hat sich aber ähnlich wie in Frankreich zu „Schlemmerei“ gewandelt (der Ausdruck wird, etwas veraltet, von der römisch-katholischen Kirche verwendet - ein französischer Priester und weitere Personen stellen gerade eine Bittschrift dagegen). Es wird oft gesagt, dass das Essen in Belgien in den Mengen, wie sie in Deutschland üblich seien, und mit der Qualität, wie man sie aus Frankreich kenne, serviert werde.
Viele Supermärkte haben eine derart große Auswahl an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, wie sie in Deutschland nur in Feinschmecker-Läden zu finden ist.
Neben der berühmten belgischen Schokolade und den noch viel berühmteren belgischen Waffeln und belgischen Pralinen gilt Belgien auch als das Urprungsland der Pommes Frites. Nicht zu vergessen auch die über 300 belgischen Biere.
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[Bearbeiten] Typische Gerichte
- Lapin (Kaninchen) à la Gueuze: in Bier geschmort. Gueuze ist ein natürlich fermeniertes belgisches Bier aus der Brüsseler Region.
- Lapin aux Pruneaux: Kaninchen mit getrockneten Pflaumen aus der Gegend um Lüttich.
- Vol au Vent: Hühnerfrikassee mit Blätterteig.
- Rognons de veaux à la Liégoise: Kalbsnieren auf Lütticher Art, mit Wacholderbeeren und Wacholderschnaps (Genièvre oder Péquet genannt).
- Faisan à la brabançone: Fasan auf Brabanter Art mit Chicoree.
- Stoemp: ein volkstümliches Gericht aus Kartoffeln, Karotten und Zwiebelsauce mit Beilagen, die je nach der Region variieren, zum Beispiel Blutwurst (Boudin) oder Weißwurst (Boudin blanc).
- Salade Liègeoise: nach der Stadt Lüttich benannter Salat aus Kartoffeln, feinen Prinzessbohnen, Knoblauch und optional Ardenner Schinken.
- Gratin au Chicons: manchmal auch mit Schinken umwickelter überbackener Chicoree.
- Moules Frites: Miesmuscheln in Gemüse und im eigenen Sud gegart, als Beilage Pommes Frites.
- Moules parquées: Rohe Muscheln die wie Austern mit Zitrone oder mit Schalottensauce serviert werden.
- Waterzooi: einfacher flämischer Fischeintopf (gelegentlich auch mit Geflügel).
- Paling in het groen (Anguilles au vert): "Grüner Aal" in einer Zwiebel-Estragon-Petersilie-Spinat-Kerbel Creme.
- Filets de sole à l'Ostendaise: Seezungenfilets in einer mit Meeresfrüchten angereicherten Muschel-Nordseekrabben Creme.
- Carbonade Flamande: Rinder oder Schweinegulasch (ähnlich dem französischen Bœuf bourguignon, aber in Bier geschmort).
- Filet américain: Rindertartar mit Kapern, Schalotten, Worcestersauce, Mayonnaise, Salz und Pfeffer abgeschmeckt, als Beilage Pommes Frites.
- Tomates crevettes frites: Mit Krabben und Mayonnaise gefüllte, ausgehöhlte Tomaten, als Beilage Pommes Frites.
- Dame blanche: Vanilleeis mit heißer Schokoladensauce und Schlagsahne.
- Tarte au riz: Ein Mürbeteigkuchen mit einer Milchreiscreme gefüllt.
- Craquelin: Ein Weißbrot, gefüllt mit Hagelzucker.
- Cramique: Ein Weißbrot, gefüllt mit Rosinen.
Speisen mit typischen belgischen Abteibieren sind sehr beliebt.
[Bearbeiten] Spezialitäten
[Bearbeiten] Pommes Frites
Pommes Frites sind sehr beliebt. Der beste Ort, um Pommes Frites in Belgien zu genießen, ist eine Friture (Frituur in Niederländisch, Fritkot in Bruxellois, dem Brüsseler Dialekt bzw. Patois). Eine Friture ist eine provisorische Konstruktion, die an belebten Plätzen Belgiens strategisch günstig aufgestellt ist, aber auch eine spezielle Art von Restaurant in dem es überwiegend durch frittieren zubereitete Gerichte gibt. Pommes Frites werden zu Hause eher selten zubereitet. Es hat eine gewisse Tradition Pommes Frites, die man zu Hause isst, direkt in der Friture „um die Ecke“ zu holen.
Bekannte Frituren in Brüssel befinden sich an der Place Jourdan, an der Place Flagey und an der Kapelle in der Nähe des Marolles-Viertels, wo die Rue Haute/Hoogstraat beginnt.
[Bearbeiten] Belgisches Bier
Eine weitere Spezialität ist das belgische Bier, vor allem das Abteibier (aus z.B. Abtei von Orval, Abtei von Leffe, Abtei von Hoegaarden, St. Feuillien, Trappistenkloster Westvleteren oder Trappistenkloster Rochefort) und Spezialbiere wie Kriek (Kirschbier), Gueuze, Ketje (Brüsseler Spezialbier), Framboise (Himbeerbier), Faro, Lambiek oder Aerts. Obwohl Belgien ein recht kleines Land ist, gibt es doch eine große Zahl an Bieren, die in einer großen Bandbreite an Stilen erhältlich sind. Fast jedes einzelne Bier hat sein eigenes Trinkgefäß, normalerweise ein Glas, das unterschiedliche Formen haben kann.
[Bearbeiten] Belgischer Käse
Außerdem produzieren die Bauern Belgiens eine Unzahl delikater Käse, die besonders gerne nach dem Essen genossen werden wie beispielsweise Dessertkäse, Passendaele, Beauvoorde, Lo, Wijndendale, Fromage de Herve, Abbaye de Floreffe, Abbaye de Maredsous, Damme, Abbaye d'Orval, Limburger, Ziegenkäse, Mandjeskäse, Ätte oder Buttermilchkäse.
[Bearbeiten] Schokolade
Belgische Schokolade ist in der ganzen Welt bekannt. Verbunden mit dem Know-how der meisterhaften Schokoladefabrikanten, bildet sie weltweit eines der Symbole belgischer Qualität.
Ihren Ruf verdankt sie ganz gewiss einer Tradition, die einer strengen Gesetzgebung hinsichtlich der Herstellung entspringt. So bleiben - selbst seit eine europäische Richtlinie die Verwendung von 5% pflanzlicher Fette außer der Kakaobutter zulässt - die meisten handwerklichen Schokoladefabrikanten dem Vorsatz „100% Kakaobutter“ treu. Zur Verteidigung dieser Qualität wurde sogar ein „ambao“ genanntes Gütezeichen geschaffen.
Zu den meistgereisten belgischen Spezialitäten gehören zweifellos die als Pralinen bekannten gefüllten Schokoladeköstlichkeiten. Erfunden wurden sie 1912 von Jean Neuhaus. Heute gibt es Hunderte verschiedener Sorten. Sie werden sogar in Familien geordnet: Da gibt es insbesondere die Manons, diejenigen mit frischer Sahne, die Pralinen mit Krokant, Marzipan, Likör sowie die so genannten Trüffel. Um ihnen ihre delikate Frische zu erhalten, wurde unter dem Namen „Ballotin“ sogar eine Spezialverpackung patentiert. Seitdem reisen die „Pralinen-Ballotins“ rund um die Welt.
[Bearbeiten] Gastronomie
Restaurants mit belgischer Küche können in Brüssel im Viertel Bourse (Börse) gefunden werden, nahe der Grande Place in der Rue de Bouchers/Beenhouwerstraat oder der angrenzenden Petite rue des Bouchers (der kulinarische Ruf dieser inzwischen stark touristisch geprägten Restaurant-Gegend hat in den beiden letzten Jahrzehnten etwas gelitten, dennoch kommt der Ortskundige auf seine Kosten) und in der Gegend Vismarkt/Marché (um den Fischmarkt) in der Nähe der Sankt-Katharinen-Kirche.