Betuweroute
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Die Betuweroute ist eine neugebaute Eisenbahnstrecke in den Niederlanden für den Güterverkehr vom Hafen Rotterdam nach Zevenaar in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze. Ihr Name stammt vom niederländischen Landstrich Betuwe, den sie teilweise durchquert. Die Neubaustrecke hat eine Länge von 160 km und führt zunächst von Maasvlakte über eine bestehende Hafenstrecke zum Rangierbahnhof Kijfhoek (zwischen Rotterdam und Dordrecht) und von dort der niederländischen Autobahn (Rijksweg) A 15 entlang in östliche Richtung und weiter bis Zevenaar, wo sie in die vorhandene Hollandstrecke Arnheim – Oberhausen einmündet. Durch diese Streckenführung entlang der Autobahn wird weitgehend eine zusätzliche Belastung von Wohngebieten vermieden.
Die neue Strecke soll ab 2007 dafür sorgen, dass die im Hafen von Rotterdam umgeschlagenen Güter so schnell wie möglich in das europäische Hinterland befördert werden können. Die Autobahnen A 15 und A 1 sollen durch die Betuweroute deutlich vom LKW-Verkehr entlastet werden. Auch soll die Betuweroute die Engpässe des enorm gestiegenen Güterverkehrs beheben: Das bestehende Schienennetz bietet nach Angaben des Verkehrsministeriums nicht genug Kapazität. Personen- und Güterzüge können nicht reibungslos aufeinander abgestimmt werden. Laut Angaben der niederländischen Verkehrsministerin Karla Peijs vom Februar 2007[1] kann die Strecke erst 2008 voll in Betrieb genommen werden.
Die Betuweroute steht in Konkurrenz zu einer bereits ab 1879 bestehenden Eisenbahnverbindung, dem Eisernen Rhein, der das Ruhrgebiet mit dem Antwerpener Hafen verbunden hat und wieder in Betrieb genommen werden soll.
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[Bearbeiten] „Betuwelijn“ statt „Betuweroute“
Auch in den niederländischen Medien und zum Teil in der politischen Diskussion wird die Neubaustrecke fälschlicherweise mit „Betuwelijn“ statt „Betuweroute“ bezeichnet. Bei der Betuwelijn handelt es sich jedoch um eine Bestandsstrecke von Elst über Geldermalsen nach Dordrecht, die teilweise parallel zur A 15 und der Betuweroute verläuft.
Ursache für diese Verwechslung könnte sein, dass es tatsächlich zunächst Pläne gab, die neue Betuweroute über die bestehende Betuwelijn zu führen, zumal diese durch den bestehenden Personenverkehr nicht ausgelastet war. Bürgerproteste gegen die Lärmbelästigung und Sicherheitsbedenken beim Transport von Gefahrgut, andererseits Geschwindigkeitsvorteile durch die Trennung von Personen- und Güterverkehr gaben letztendlich den Ausschlag, eine völlig neue Strecke zu errichten.
[Bearbeiten] Kritik
Die Betuweroute ist in den Niederlanden politisch umstritten. Bedingt dadurch, dass die Trasse einige Naturschutzgebiete und Wohngebiete durchquert, war der Bau von Tunneln erforderlich. Dadurch wurde der ursprünglich für den Bau geplante Etat um 40–50% überschritten, so dass sich die Gesamtkosten inzwischen auf über 4,5 Milliarden Euro belaufen. Weiterhin sorgt der Abriss mehrerer hundert Gebäude für Ärger. Die politische Opposition im niederländischen Parlament, die das Projekt finanziell für nicht tragfähig hält, hat einige Male vergeblich versucht, den Bau zu stoppen. Auch die Algemene Rekenkamer, vergleichbar mit dem deutschen Rechnungshof, hat in einer Untersuchung aus dem Jahr 2001 den Bau bzw. die Kostenentwicklung der Betuweroute kritisiert.
Die Strecke ist mit dem europäischen Standard 25kV 50Hz elektrifiziert; um von Rotterdam nach Deutschland zu gelangen, müssen jedoch zwei kurze Lücken mit dem herkömlichen niederländischen 1,5kV-Gleichstromsystem durchfahren werden. Im deutschen Streckennetz wird wiederum ein anderes System genutzt, nämlich 15kV 16 2/3 Hz. Ähnlich wie bei der Elektrifizierung ist die Situation bei den Zugsicherungsystemen; für die Neubaustrecke wird der europäische Standard ETCS Level 2 verwendet. Die beiden mit 1,5 kV elektrifizierten Abschnitte sind jedoch mit dem niederländischen System ATB gesichert, während auf dem deutschen Netz das System INDUSI zum Einsatz kommt. Dies macht teure 3-System-Lokomotiven erforderlich. Insbesondere der Einbau des 1,5 kV Gleichspannungsystem führt zu einer großen Kostensteigerung bei den erforderlichen Lokomotiven.
Da die Fortführung auf deutscher Seite nicht konsequent umgesetzt wird, ist die Rentabilität der Strecke weiterhin umstritten.
[Bearbeiten] Anschlussstrecke Zevenaar–Oberhausen
Im November 2005 kam es zu einer Vereinbarung der Bundesregierung und Nordrhein-Westfalen mit der Deutschen Bahn über die Errichtung einer Frachtlinie zwischen der niederländischen Grenze und der Hafenstadt Duisburg. Im Januar 2007 vereinbarten der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und seine niedländische Amtskollegin Karla Peijs die Anschlussstrecke von Zevenaar über Emmerich am Rhein nach Oberhausen dreigleisig auszubauen. Dabei wird der bisher mit 1.5kV elektrifizierte Abschnitt vom deutschen Grenzbahnhof Emerich nach Zevenaar auf das deutsche System mit 15kV 16 2/3 umgestellt. Die Strecke soll dabei als Teil des TEN-Korridors Rotterdam-Genua mit der europäischen Zugsicherungssytem ETCS ausgestattet werden.
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage des Betreibers
- Zwischen Zee und Zevenaar, ausführliche Informationen vom Haus der Niederlande / Uni Münster
- Verkehrsminister zum Ausbau der Strecke Oberhausen Zevenaar
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Betuwe-Linie erst 2008 voll einsatzfähig in Eurailpress vom 15. Februar 2007