Blockgletscher
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Als Blockgletscher werden Bodeneiskörper verschiedener Größe bezeichnet, deren Eis großteils von Felsblöcken und Schutt bedeckt ist. Sie kommen in vielen Hochgebirgsregionen der Erde vor, sind aber äußerlich oft kaum von Schutthalden zu unterscheiden.
[Bearbeiten] Aufbau und Fließen von Blockgletschern
Meist handelt es sich um eine Mischung von Schutt und Eis im Verhältnis von etwa 1:2, die hang- bzw. talabwärts fließt - allerdings langsamer als ein normaler Gletscher. Dabei bilden sich die für aktive Blockgletscher charakteristische Frontalstirn und oberflächliche Wülste.
Viele Blockgletscher haben ein beachtliches Alter, weil die dicht liegenden Felsblöcke als Isolierung wirken und das Eis vor dem Abschmelzen schützen. "Verborgene" Blockgletscher verraten sich oft erst bei näherer Untersuchung durch ihre Bewegung.
Die genaue Dynamik von alpinen Blockgletschern wurde erstmals in den 1970ern näher erforscht. Die zugehörigen Untersuchungen initiierte Prof. Adrian Scheidegger, der bis etwa 1995 Ordinarius für Geophysik in Wien war.
[Bearbeiten] Untersuchung
Blockgletscher haben typische Längen von etwa 100 bis 2000 Meter. Eigentlich sind sie nicht Gegenstand der Glaziologie oder Hydrologie, sondern der Hydrogeologie und der Geomorphologie. Im Gegensatz zu üblichen Gletschern bilden sie sich im Untergrund, während letztere durch die Ansammlung von Schnee auf der Oberfläche entstehen.
Die Blockgletscher haben das Interesse der Wissenschafter erst relativ spät erregt. Die jetzige Bedeutung hat im wesentlichen 4 Gründe:
- Ihre Bedeutung als Trinkwasser-Ressourcen - vor allem in trockenen (semiariden) Gebieten wie den chilenischen Anden, wo Bergseen und Gletscher kaum größere Wassermengen liefern. Gleichzeitig sind sie dort (wegen des Klimas und der speziellen Gesteins-Erosion) sehr häufig und stellen nach den (Eis)-Gletschern die zweitwichtigsten Wasservorräte dar.
- Sie sind Klimaindikatoren. Die untersten Vorkommen aktiver Blockgletscher entsprechen der Untergrenze des Permafrosts im Hochgebirge, die etwa bei der -1°-Isotherme liegt, und sind daher Indikatoren der heutigen Temperaturverhältnisse. Doch gibt es auch "fossile" Blockgletscher, die heute (fast) kein Eis mehr enthalten. Sie sind Anzeiger für tiefere Lagen des Permafrostes und daher von klimatisch kälteren Phasen, wie sie nach der Eiszeit immer wieder vorkommen (siehe die "kleine Eiszeit" in Europa um 1850).
- Sie können die hochalpinen Böden stabilisieren. Als Erscheinungen des Dauerfrostbodens ersetzen sie in Trockengebieten die Wirkung der Vegetation - die es z.B. bei Santiago (Chile) nur bis 3000 m Höhe gibt. In den Anden sind die Blockgletscher oft die einzigen Faktoren, die den Schutthänge zu gewisser Festigkeit verhelfen. Ohne Permafrost würde ein schnelleres Abgleiten und verheerende Prozesse wie Muren und großflächige Rutschungen auftreten und zahlreiche hochgelegene Siedlungen bedrohen.
- Die Dynamik der Bewegung ist eine interessante Herausforderung für mehrere geowissenschaftliche Disziplinen wie Bodenmechanik bzw. Pedologie, Geodäsie, Geologie, Geophysik, Hydrologie und Geotechnik. Sie kann de facto nur in Interdisziplinärer Kooperation erfolgreich sein.