Bosporus-Deutsche
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Bosporus-Deutsche werden Deutsche in der Türkei bezeichnet, deren Familien oft schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerhaft in der Metropole Istanbul lebten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Allgemein werden die in Istanbul lebenden europäischen Ausländer, zum Beispiel italienische Kaufleute, sowie die Reste der heute weitgehend verschwundenen, im 19. Jahrhundert noch einen erheblichen Anteil der Bevölkerung Istanbuls stellenden christlichen Bevölkerung (Griechen, Armenier) als Levantiner (Leventi) bezeichnet. Einige Stadtteile von Istanbul, z. B. Beyoğlu (Pera), sind heute noch durch die damals verbreitete Jugendstilarchitektur geprägt.
Die ersten deutschen Einwanderer in Istanbul kamen als Handwerker und Geschäftsleute, später auch als Militärberater [1], wie beispielsweise Colmar von der Goltz und Liman von Sanders, die zum Aufbau der osmanischen Armee beitrugen. Ein kritischer Chronist dieser Zeit war der deutsche Journalist Friedrich Schrader, der von 1891 bis 1918 im damaligen Konstantinopel lebte und arbeitete.
1852 wurde das Deutsche Krankenhaus in Istanbul begründet, 1868 die Deutsche Oberrealschule (heute Özel Alman Lisesi.[2].[3]
Während des Nationalsozialismus fanden zahlreiche aus Deutschland vertriebene Wissenschaftler und Künstler Zuflucht in der Türkei, darunter bekannte Personen wie der Bildhauer Rudolf Belling, der Architekt Bruno Taut und andere.
Die dritte Welle kam seit den 1970er Jahren, vorwiegend durch Vertreter deutscher Wirtschaftsunternehmen ebenso wie Mitarbeiter in deren türkischen Partnerfirmen. Auch kamen verschiedene Fußballspieler und -trainer aus Deutschland zu türkischen Vereinen, z.B. Jupp Derwall, Toni Schumacher und Christoph Daum.
[Bearbeiten] Institutionen
Auch heute existiert noch eine deutsche Gemeinde. Seit langer Zeit bestehende Gebäude sind das ehemalige Botschaftsgebäude und heutige Generalkonsulat nahe dem Taksim, die parkähnliche ehemalige Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Tarabya am Bosporus, das Deutsche Krankenhaus und die Deutsche Schule in Istanbul. Des Weiteren existieren deutschsprachige evangelische und katholische Kirchengemeinden.
Es gibt zwei Vereine deutscher Einwanderer: zum einen den älteren Verein „Teutonia“[4], zum anderen „Die Brücke“[5].
Aussagen des Goethe-Instituts vom August 2005 zufolge leben in der 10-bis-12-Millionen-Stadt Istanbul 40.000 deutsche Staatsbürger. Den weiteren Aussagen des Instituts zufolge leben auch immer mehr deutsche Künstler in Istanbul[6].
Kemal Derviş, Sohn einer Deutschen Einwanderin und eines Türken, hat es bis zum Parlamentsabgeordneten und Wirtschaftsminister in der Türkei gebracht[7].
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Deutschsprachige türkische Internet Bücherei: TÜRKİYE SANAL EĞİTİM BİLİMLERİ KÜTÜPHANESİ.
- ↑ Webseite des deutschen Krankenhauses in Istanbul:Alman Hastanesi.
- ↑ Angaben der offiziellen Webseite zur Geschichte der Deutschen Schule in Istanbul:Deutsche Schule Istanbul.
- ↑ : Deutsche Botschaft Istanbul.
- ↑ : Die Brücke e.V. Istanbul.
- ↑ : Goethe Institut.
- ↑ : Kemal Dervis Biografie.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Anne Dietrich, Deutschsein in Istanbul. Nationalisierung und Orientierung in der deutschsprachigen Community von 1843 bis 1956. Opladen (Leske + Budrich) 1998. ISBN 3-8100-2188-1
- Barbara Radt, Geschichte der Teutonia. Deutsches Vereinsleben in Istanbul 1847-2000. Istanbul (Deutsches Orient-Institut) 2001. ISBN 3-935556-97-7
- Hubert Wilschowitz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in der Türkei 1954-1979. Ein Überblick in Berichten, Aufsaetzen und Geschichten. o.O., o.J.