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Bosten-See

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Satellitenaufnahme des Bosten-Sees vom 2. November 2004. Blick von Süden nach Norden.
Satellitenaufnahme des Bosten-Sees vom 2. November 2004. Blick von Süden nach Norden.

Der Bosten-See (in anderen Sprachen auch Lake Bosten, Bosten Hu, Bagrax-Köl , Bagrax-hu, Bagrasch-köl, Baghrasch köl, Bagratsch-kul, Bositeng Lake , Bositeng Hu, Possuteng Hu) liegt 57 km nordöstlich der chinesischen Stadt Korla im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang innerhalb des Mongolischen Autonomen Bezirks Bayingolin in dem Südosten des Yanqi-Beckens im südöstlichen Randbereich des Tianshan mit der Seemitte Koordinaten: 42.00 N, 87.00 O42.00 N, 87.00 O.

Er ist einer der größten Süßwasser-Binnenseen Chinas. Das Yanji-Becken wird im Norden von über 4.000 m hohen vergletscherten Gebirgsketten (Sarmin- Chajdutau- und Bortoula-Kette) umrandet, im Süden vom Kokteketau- und Borochotan-Gebirge und sowie vom Kuruk-tagh, die 2.650 m bzw. 2.809 m hoch sind.

Zurzeit nimmt der Bosten-See einschließlich mehrerer kleiner Tochterseen eine Fläche von ca. 1.010.000.000 m² ein (Länge 55 km, Breite 25 km). Sein Fassungsvermögen beträgt 7.740.000.000 m³. Er ist zwischen 666,66 Meter und 16 Meter tief, der Sockel des Sees liegt auf einer Höhe von 1.030 bis 1.040 Metern über NN, die Wasseroberfläche auf einer Höhe von 1.048 Metern über NN. Der See ist reich an Fischen. Im östlichen Seebecken gibt es verschiedene Thermalquellen mit einem Durchmesser von 10 - 30 m, die das ganze Jahr über heißes Wasser ausstoßen. Dennoch ist der See zwischen November und März zugefroren und tief verschneit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Geschichte des Sees

Die Entnahme einer Probe bei der Bohrung im Felsuntergrund des Bosten-Sees im Jahr 1957 durch den russischen Ingenieur Jida ergab, dass der See 4000 Jahre alt ist.

Nach einem Bericht des Chinesen Li Daovuan mit Titel Shui Jin Zhu (2. Teil), der vor seinem Tod (im Jahr 527 nach Chr.) entstand, war anstelle des Sees nur ein Sumpfgebiet, das der Chinese mit den Namen bezeichnete: Su (= Sumpf mit etwas Wasser), Zhu (= kleine Insel im Wasser) oder Pu (= Wasseroberfläche).

Während der Zeit des chinesischen Kaisers Jiaqing (1798 – 1820) in der Qing-Dynastie besuchte Xu Song den Bosten See und vermaß ihn. Der See war damals 138 km lang und 23 km breit; die Tiefe des Sees betrug 16 Meter. Er war von weiten Sumpfgebieten umgeben.

[Bearbeiten] Der See und seine Bedeutung

Der Bosten-See hat für die Region wegen seiner reichen Fischbestände und als Feuchtgebiet von 1.400 km² Größe eine große Bedeutung. Er unterliegt Schwankungen des Seespiegels und hat seit der Entdeckung von Sven Hedin Anfang März 1896 seine Höhe und seinen Umfang stark verringert. Er wird von dem Fluss Hädik-gol (= Karaxahar = Chaidu-gol = Chajdag gol = Kaidu-he = Kaidu River) gespeist. Über den Bosten-See und den Hädik-gol werden etwa 100.000 ha Ackerland im Yanji-Becken bewässert. Außerdem erhalten der Unterlauf des Tarim und der dort befindliche Daxihaizi-Stausee (= Daxihaizi Shuiku) von dem Bosten-See über den Kongque (= Konqi River = Kong Que = Kongque He = Peacock River = Maurya River) einen wesentlichen Teil ihres Wasserzuflusses. Dadurch wird der grüne Korridor erhalten, der die östliche Straße 218 um das Tarimbecken schützt und die Wüste Taklamakan von den Wüsten Kuruktagh (= Quruq tagh) und Lop Nor trennt. Vor den umfangreichen Bewässerungsanlagen im Yanji-Becken war der Kongque ein wesentlicher Zufluss in den See Lop Nor, der seit 1973 auf Grund von Wassermangel ausgetrocknet ist.

[Bearbeiten] Klima

Die jährliche Verdunstung beträgt 2,902 mm. Nach Angaben von 1964 fällt vom 1. Dezember bis 28. Februar 5 mm und vom 1. Juni bis zum 31. August 10 mm Niederschlag, die Durchschnittstemperaturen liegen im Januar bei -10°C und im Juli bei + 28°C; die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt 9,5°C.

[Bearbeiten] Aktuelle Entwicklungen

Dirk Betke beschrieb 1998 die Veränderungen des Bosten-Sees folgendermaßen: "Aufgrund der Ableitung von Zuflüssen in die Bewässerungsgebiete der Oberlieger, der Einleitung von salzhaltigen Dränwässern aus den Oberliegerfluren, Umleitungen von Zuflüssen zur Einspeisung in andere Flüsse oder Wassermangelgebiete ... sinkt der Wasserspiegel ständig (in letzten Jahrzehnten um 1,56m), die Seefläche geht zurück, der Versalzungsgrad des Seewassers ist auf das Siebenfache gestiegen, kurz, das Gewässer droht zu einem Salzsee zu werden." [1]

Ernst Giese hat 2003 neue Meßergebnisse bekanntgegeben:"Von 1955 bis 1982 sank der Wasserspiegel in mehreren kurzen Zyklen langsam von 1.048,4 m auf 1.046,8 m über NN. Das entspricht einem Rückgang von durchschnittlich 6 cm pro Jahr. In der zweiten Phase der Entwicklung von 1982 bis 1987 sank der Wasserspiegel in nur fünf Jahren um weitere 1,9 m auf 1.045,0 m ab: Rückgang um durchschnittlich 36 cm pro Jahr. Die dritte Phase der Entwicklung setzte 1988 mit einem unerwartet starken Anstieg des Wasserspiegels ein. In den nachfolgenden 14 Jahren bis zum Jahre 2001 stieg der Wasserspiegel des Sees um durchschnittlich 23 cm pro Jahr an. Er erreichte im Jahr 2001 mit 1.048,2 m wieder das Ausgangsniveau der Beobachtungsreihe aus dem Jahr 1955. ...Als Ursache der Entwicklung konnten ermittelt werden:

  • erstens eine Zunahme der jährlichen (sommerlichen) Niederschlagsmengen seit 1985, die sich insbesondere in den höheren Lagen (Stationen Baluntai 1.753 m und Bayinbruk 2.458 m) auswirkte;
  • zweitens eine Zunahme des Wasserzuflusses durch den Kaidu, der auf eine zunehmende Gletscherschmelze zurückzuführen ist, die sich vor allem seit Anfang der 70er Jahre bemerkbar machte;
  • drittens sollte hinzugefügt werden, dass die Nutzungsrate des Wassers (Wasserverbrauch in m³ pro ha Bewässerungsfläche) im Einzugsgebiet des Kaidu seit 1982 verbessert werden konnte. Durch eine rationellere Nutzung des Wassers konnte eine Reduktion der Nutzungsrate von durchschnittlich 20.000 m³/ha in den 70er Jahren auf unter 13.000 m²/ha Ende der 80er Jahre und auf unter 10.000 m³/ha Ende der 90er Jahre erreicht werden." [2]

[Bearbeiten] Ätiologische Sage vom Bosten-See

Nach einer ätiologischen Sage, die die Entstehung des Namens Bosten-See erklären will, gab es im Yanji-Becken früher keinen See, sondern nur eine große Steppe, auf der ein junges Liebespaar lebte. Der Junge, der Bosten hieß, liebte das Mädchen Gaya. Aber der Regengeist am Himmel verschleppte das Mädchen und versuchte, Gaya zu seiner Frau zu machen. Bosten besiegte ihn, aber er war daraufhin so erschöpft, dass er starb. Gaya trauerte und weinte und weinte. Ihre Tränen verwandelten die Steppe in einen weiten See. Diesem Liebespaar zuliebe wurde der See Bosten-See genannt.

[Bearbeiten] Das chinesische Kernwaffentestgelände beim Bosten-See

Das chinesische Kernwaffentestgelände Lop Nor wurde ab dem 1. April 1960 100 km südöstlich vom Bosten-See bei Qinggir (Hsin-ko-erh) (41° 28' 7" N, 88° 43' 58" O) in dem Gebirge Kuruktagh als größtes Kernwaffentestgelände der Welt mit 100.000 km² Fläche errichtet. Dort sind zwischen 1964 und 1996 insgesamt 45 oberirdische (zuletzt am 16. Oktober 1980) und unterirdische Kernwaffenversuche für Atombomben und ab 1967 auch für Wasserstoffbomben) durchgeführt worden. Die Leitzentrale, die neue Wohnsiedlung (42° 11' 10" N, 87° 3' 38" O) und der Flughafen für das Testgelände befinden sich westlich der Stadt Malan (Uxxaktal) (42° 11' 38" N, 87° 19' 30" O) nördlich des Bosten-Sees in einer Entfernung von 100 km von dem Kernwaffentestgelände.

Nach den oberirdischen Atomtests berichteten Mitglieder der uighurischen Unabhängigkeitsbewegung vom vermehrten Auftreten mysteriöser Krankheitsfälle im Südwesten Xinjiangs. Regierungssprecher bestritten aber, dass Personen aufgrund atomarer Strahlung erkrankten.

Das Kernwaffentestgelände Lop Nor ist als Zwischenlager und als eventuelles Endlager für heiße und hochradioaktive Abfälle (engl.: high-level waste = HLW) vorgesehen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hedin, Sven: Die geographisch-wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien 1894-97 (Ergänzungsband 28 zu Petermanns Mitteilungen), Gotha 1900.
  • Yuri Bregel: An Historical Atlas of Central Asia. 2003. ISBN 90 04123210

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Der Bosten-See

[Bearbeiten] Das Yanqi-Becken

[Bearbeiten] Das chinesische Kernwaffenversuchsgelände Lop Nor

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Ernst Giese, Gundula Bahro, Dirk Betke: "Umweltzerstörungen in Trockengebieten Zentralasiens (West- und Ost-Turkestan). Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen." Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998. Seite 151.
  2. Wang, R.; Giese, E.; Gao, Q.: Seespiegelschwankungen des Bosten-Sees (VR China). Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) der Justus-Liebig-Universität Gießen, Diskussionsbeiträge, Nr. 13, Gießen 2003.
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