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Taklamakan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Satellitenaufnahme des Tarim-Beckens mit der Taklamakan-Wüste; im Süden davon liegen das Gebirge Kunlun Shan und die nordwestlichen Ausläufer des Tibetischen Hochlandes. (NASA/MODIS, Okt. 2001)
Satellitenaufnahme des Tarim-Beckens mit der Taklamakan-Wüste; im Süden davon liegen das Gebirge Kunlun Shan und die nordwestlichen Ausläufer des Tibetischen Hochlandes. (NASA/MODIS, Okt. 2001)

Die Taklamakan-Wüste (auch Takla Makan, Takelamagan Shamo oder Taklimakan Shamo) ist nach der Rub al-Chali die zweitgrößte Sandwüste der Erde. Sie erstreckt sich in Zentralasien im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang durch den westlichen Teil des Tarim-Beckens bis zu der Straße 218. Östlich dieser Straße liegt die Wüste Lop Nor an der tiefsten Stelle des Tarim-Beckens. Früher wurden die Taklamakan-Wüste und die Wüste Lop Nor durch die Unterläufe der Flüsse Tarim, Konche Darya (= Konqi He) und Chärchan Darya (= Qarqan He) getrennt, die aber südlich von Tikanlik schon seit Jahrzehnten ausgetrocknet sind.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bedeutung

Die Bedeutung des Namens Taklamakan war lange unklar. Der Name stammt aus dem Uigurischen und wurde bisher so übersetzt: Begib dich hinein, und du kommst nie wieder heraus, Platz ohne Wiederkehr oder Wüste des Todes. Nach Qian Boquan, Historiker der Xinjianger Akademie der Sozialwissenschaft in Ürümqi, soll die falsche Übersetzung Wenn du einmal gefangen bist, dann gibt es kein Entkommen von einer Gruppe Journalisten stammen, die Xinjiang in den frühen 1980er Jahren besucht haben. Qian Boquan kam nach eingehenden Studien des uigurischen Dialekts zu dem Ergebnis, dass Taklamakan eigentlich Land der Pappeln heißt, da Takli eine Ableitung des türkischen Wortes Tohlak oder Tohrak sei, was Pappel bedeute. Die Silbe ma, die auf Takli folgt, stehe für groß und kan, eine Abwandlung von kand aus dem alten Persisch, bedeute Land, Stadt oder Dorf. Laut historischen Dokumenten seien Pappeln in den Jahren 420 bis 589 im Tarimbecken noch sehr verbreitet gewesen.[1]

[Bearbeiten] Geographie

Die Taklamakan-Wüste füllt etwa zwei Drittel von Xinjiang aus. Ihre Fläche von rund 300.000 km² ist zum Großteil mit über 100 m hohen Dünen bedeckt, manche Angabe belaufen sich sogar auf 300 m[2]. Sie entstanden durch Staub- und Sandablagerungen der letzten Eiszeit, in der die Taklamakan fast ganz von einem Glazialsee bedeckt war. Untersuchungen der Schwermetallspektren je nach Einzugsbereich der Flüsse konnten nachweisen, dass die Sande einen fluvialen Ursprung (aus ehemaligen Flussläufen) haben[3]. Die starken Winde lassen die Dünen sehr schnell wandern, außerdem führen sie auch zur Formung von Yardangs.

Die Taklamakan ist als Teil Xinjiangs erdbebengefährdet.

In der Wüste liegen Salzseen. In wenigen Metern Tiefe haben sich große Grundwasservorkommen, vermutlich auch aus dem Schmelzwasser der umliegenden Hochgebirge, gebildet.

[Bearbeiten] Klima

Klimadiagramm von Tikanlik
Klimadiagramm von Tikanlik

Mit unter 30 mm Niederschlag im Jahr gilt die Wüste als hyperarid. Dieses extrem trockene Klima entsteht durch die Kombination zweier Faktoren. Zum einen ist die Taklamakan eine Reliefwüste, eine Wüste, die im Regenschatten von Gebirgen liegt. Dazu kommt die kontinentale Lage. Vom Meer herangeführte Luftmassen haben ihre Feuchtigkeit verloren, bevor sie Zentralasien erreicht haben. Diese Bewölkungsarmut kann die hohen Temperaturen verstärken.

Durch die Ferne zu einem Meer mit ausgleichender Wärme schwanken die Temperaturen extrem stark. Da es ein sehr unzugängliches Gebiet ist, sind meteorologische Aussagen unsicher und unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Quelle. Laut Bruno Baumann kann es am Tag zu 62 Grad Hitze und in der Nacht zu 12 Grad Kälte kommen. Schätzungsweise schwanken die Temperaturen im Tagesverlauf um 70°C, im Jahresverlauf um 90°C. Die Temperaturschwankungen haben zwar keine Auswirkungen auf die Trockenheit, dennoch sind sie ein weiterer lebensfeindlicher Faktor.

[Bearbeiten] Kara Buran

Berüchtigt ist der Kara Buran, der „schwarze Sandsturm“. Er kann tonnenweise Sand aufwirbeln und über Tage oder gar Wochen andauern. Seinen Namen erhielt er, weil er dabei oftmals den Himmel verfinstert. Die Zeit des Kara Buran ist vom Februar bis zum Juni; der Sandsturm kommt alle drei bis fünf Tage vor allem aus dem Nordosten. Die wochenlang andauernden Staubnebel können die Sonneneinstrahlung wesentlich reduzieren. Da ihm bereits viele Karawanen und wahrscheinlich sogar ganze Städte zum Opfer fielen, wird er mit vielen Mythen verbunden. So erzählen Einheimische die Sage von der Armee eines chinesischen Kaisers, die unter dem Sand einer 250 Meter hohen Düne begraben sein soll.

[Bearbeiten] Vegetation

Nahe der Oasenstadt Yarkand, die durch den gleichnamigen Fluss bewässert wird und dadurch einen Vegetationsgürtel aufweist.
Nahe der Oasenstadt Yarkand, die durch den gleichnamigen Fluss bewässert wird und dadurch einen Vegetationsgürtel aufweist.

Am Fuß der Hochgebirge gibt es zahlreiche Oasen mit reicher Vegetation. Die Schmelzwasser des Kunlun Shan und Tien Shan bilden unter anderem den Tarim. Dieser fließt am Rand der Wüste in Ost-West-Richtung, wo er auf dem sehr fruchtbaren Löß landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht.

Die vegetationsreichen Gebiete sind von einem Gürtel aus dünnem Pflanzenwuchs umgeben. Dieser Vegetationsgürtel bietet weitgehend Schutz vor Ausbreitung der Wüste, zunehmende Nutzung als Viehfutter und Brennholz droht den Schutzgürtel zu zerstören. Das Verheerende an dem bestehenden Raubbau gegenüber moderater Nutzung ist, dass der sehr trockene Oberboden eine natürliche Regeneration so gut wie unmöglich macht[4].

Als Beispiele für Pflanzen im Gürtel sind die Tamarix ramosissima und Populus euphratica zu nennen, die von Göttinger Forschern untersucht wurden. Die Tamarix ramosissima wächst auf salzigen und alkalischen Böden und hat tiefe Wurzeln. Über die Schuppenblätter scheidet die Pflanze Salze aus. Die Populus euphratica (Euphrat-Pappel) ist eine salztolerante Pflanze, die durch die Emission von Isopren eine gesteigerte Temperaturtoleranz der Blätter bewirkt. Beide müssen an flussfernen Standorten mit 33 mm jährlichem Niederschlag auskommen, was nur durch Bezug von Grundwasser möglich ist. Beide Arten kommen unterschiedlich häufig vor, da die Tamarix mit tieferem Grundwasser wachsen können als die Populus[5].

Hinter dem Schutzgürtel nimmt die Vegetation ab und die Kernwüste beginnt. Die eigentliche Taklamakan ist eine hyperaride und dementsprechend fast leblose Wüste, mit belebten Halbwüsten wie der Kalahari ist sie also nicht vergleichbar. In der Literatur finden sich kaum Angaben für die Kernwüste. So geben Walter & Breckle in „Vegetation und Klimazonen“ nur an, dass die Sandwüste Taklamakan vegetationslos sei. Vermutlich kann man von der Kernwüste ähnliches wie von der Lut und Teilen der Sahara behaupten: Obwohl hier über tausende Quadratkilometer kein sichtbarer Pflanzenwuchs vorhanden ist, zeigten dort Bodenproben tausende Bakterien und Pilzsporen pro Gramm Boden[6].

[Bearbeiten] Besiedelungsgeschichte

Zentralasien mit Seidenstraße
Zentralasien mit Seidenstraße

Viele archäologische Spuren sind durch die Trockenheit gut konserviert. So sind in der Taklamakan einige versunkene Städte zu finden, die entweder durch Wüstenausbreitung und Sandstürme unbewohnbar wurden oder deren Zuflüsse ausgetrocknet sind. Die archäologischen Funde deuten auf tocharische, hellenistische und buddhistische Einflüsse hin. Die Forscher und Entdecker Nikolai Michailowitsch Prschewalski, Aurel Stein, Albert von Le Coq, Paul Pelliot und besonders Sven Hedin beschrieben die Gefahren der Reise und die untergegangenen Städte der Wüste.

Neben Städteruinen wurden auch Mumien in der Region gefunden, von denen einige bis zu 4.000 Jahre alt sind. Sie zeigen, welche verschiedenen Völker die Wüste einst durchquerten. Viele von ihnen scheinen ursprünglich aus Europa zu stammen und könnten Mitglieder der Tocharer gewesen sein.

Später wurden die Oasen der Wüste von Turkvölkern bewohnt. Während der Tang-Dynastie wurden die Osttürken erstmals besiegt, und China konnte damit seinen Einfluss auf die wichtige Seidenstraße ausweiten. Die Seidenstraße war in dieser Region zweigeteilt: ihre Teilstrecken führten am nördlichen und südlichem Rande der unzugänglichen Taklamakan entlang. Phasen der chinesischen Herrschaft waren von der Herrschaft von Osttürken, Mongolen und Tibetern unterbrochen. Die heutige Bevölkerung besteht auf dem Land hauptsächlich aus den Turkvölkern der Uiguren und den Kasachen, während die größeren Städte inzwischen überwiegend von Han-Chinesen bevölkert sind.

[Bearbeiten] Entdeckungsgeschichte

In Europa geriet die Taklamakan das erste Mal 1888 (laut anderen Quellen 1889) ins Blickfeld. Nach dem Mord an dem britischen Händler Andrew Dalgleishs im Himalaya flüchtete der Täter entlang der Wüste. Der einen zweiten Anschlag überlebende Bowers verfolgte den Täter und stieß in einer Oase auf alte Schriftstücke. Sie waren in einer indischen Sprache aus dem 5. Jahrhundert verfasst und handelten von einer Stadt im Wüstensand. Sie gelten als erste buddhistische Dokumente, die den Einfluss der damaligen indischen Kultur beweisen.

1895 machte sich der Entdecker Sven Hedin auf seine Reise zur Durchquerung der Wüste. Bei der Durchquerung kam er wegen Wassermangels nur knapp mit dem Leben davon. Die dramatische Reise wurde zu einem bis heute anhaltenden Mythos. Der Extremsportler Bruno Baumann wagte am 8. April 2000 eine Reise durch die Wüste, um die Hintergründe von Hedins Reise zu erkunden und überlebte ebenfalls nur knapp. Sven Hedin fand damals die Überreste von Dandan Oilik, einer in der Wüste versunkenen Stadt. Dortige Wandmalereien zeigten indische, griechische und persische Einflüsse.

[Bearbeiten] Erschließung

Landschaft nahe Yarkand
Landschaft nahe Yarkand

Aufgrund ihres Klimas war die Taklamakan lange Zeit unzugänglich. Die Trassen der ehemaligen Seidenstraße sind heute zu asphaltierten Verkehrsstraßen ausgebaut, auf denen die gesamte Wüste umfahren werden kann. Auf der Nordroute der Seidenstraße befindet sich heute die Straße 314, auf der Südroute die Straße 315; die Ostverbindung beider Straßen bildet die Straße 218. An diesen Straßen am Rand des Tarimbeckens liegen Oasenstädte wie Hotan (= Khotan), Kaschgar und Aksu. Die Oasen werden durch Schmelzwasser der umliegenden Hochgebirge mit Wasser versorgt. Die frühere Mittlere Route der Seidenstraße von Korla über Loulan Gucheng nach Yumenguan Guzhi und weiter nach Dunhuang (= Mingoshan) besteht nicht mehr; deshalb wurde der Bau der Straße 218 notwendig.

Ungefähr in der Mitte der Wüste sind große Erdöl- und Gasvorkommen entdeckt worden. Zu ihrer Erschließung baute die chinesische Regierung 1995 für etwa 10 Millionen € pro Kilometer den Tarim Highway, der die Wüste Taklamakan von dem an der Straße 314 gelegenen Ort Luntai (=Bügür) bis zu dem an der Straße 315 gelegenen Ort Yawatongguzlangar bei Minfeng (Niya) in Nord-Süd-Richtung vollständig durchquert. Mit einer Länge von 520 Kilometern gilt sie als die weltweit längste Wüstenstraße. Diese Straße mit beidseitigen Sanddünenbefestigungen und permanentem Straßenreinigungsservice wird deshalb auch hinsichtlich ihres Baus und der Erhaltung als die teuerste Straße der Welt angesehen.

Am 4. Oktober 2002 wurde die Autobahn mit dem Namen Qieta Desert Highway für den Verkehr geöffnet. Diese führt ebenfalls in Nord-Süd-Richtung durch die Wüste und verbindet Korla (Kurla) mit dem Kreis Qarqan (Qiemo xian, 且末县) und seinem Hauptort, der Großgemeinde Qiemo (Qiemo zhen, 且末鎮, Chümo = Tarran). Durch den Bau dieser neuen Schnellstraße kann die ehemals zwei Tage dauernde Reise von Korla nach Qiemo in lediglich acht Stunden bewältigt werden.

Der Bau einer weiteren Landstraße durch die Taklamakan wurde im Mai 2005 begonnen. Diese Straße Aral to Hotan desert road wird mit einer Länge von 424 Kilometern von Nord nach Süd die Städte Aral und Hotan verbinden. Für ihre Realisierung werden 800 Millionen Yuan (74,4 Millionen €) veranschlagt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Baumann, Bruno: Karawane ohne Wiederkehr Malik Verlag, Berlin 2000. ISBN 3890291775
  • Baumer, Christoph: Geisterstädte in der Wüste Taklamakan Belser, Stuttgart 1996. ISBN 3763023348
  • Baumer, Christoph: Die südliche Seidenstraße. Inseln im Sandmeer. Versunkene Kulturen der Wüste Taklamakan Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 2002. ISBN 3-8053-2845-1
  • Kausch, Anke: Seidenstraße. Von China durch die Wüsten Gobi und Taklamakan über den Karakorum Highway nach Pakistan. Dumont Kunstreiseführer. Köln 2001. ISBN 3-7701-5243-3
  • Pierre Gentelle, « Une géographie du mouvement : le désert du Taklamakan et ses environs comme modèle », Ann. Géo. 567, s. 553-594.
  • Der DuMontführer hat eine neue Auflage von 2006.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Quelle: China.org.cn, Xinhua, 22. August 2005.
  2. ZDF-Dokumentation: Söhne der Wüste Teil 2: Durch die Gobi und die Taklamakan. Dokumentation von Bernd Liebner und Cheng Wie, 2002 (mit Filmaufnahmen des Kameramannes Paul Lieberenz von der Chinesisch-Schwedischen Expedition). Auch als DVD: Verlag Komplett Media 2003. ISBN 3831288119>
  3. Michael Martin: Die Wüsten der Erde Frederking & Thaler, München, 2004 ISBN 3-8940-5435-2, S. 313f.
  4. Ökologische Grundlage für eine nachhaltige Nutzung von Wüstenvegetation Universität Göttingen
  5. Einfluss der Höhe über dem Grundwasserspiegel auf Wachstum und Wasserhaushalt von Tamarix ramosissima und Populus euphratica auf Schluffdünen in der Taklamakan-Wüste, NW-China. Dirk Gries
  6. Martin, S. 323

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Taklamakan – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Kartenmaterial

Koordinaten: 38° 53' N, 82° 11' O

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