Buchdrucker (Käfer)
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Buchdrucker | ||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Ips typographus | ||||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Buchdrucker (Ips typographus) ist eine etwa fünf Millimeter große Käferart aus der Familie der Borkenkäfer (Scolytidae); dort wird er den Rindenbrütern zugerechnet, da er seine Brutsysteme in der Rinde der Wirtsbäume anlegt. Er gilt als ein bedeutender Forstschädling.
[Bearbeiten] Beschreibung
Dieser Käfer ist klein und walzenförmig. Er ist schwarzglänzend und mit einer bräunlichen Behaarung versehen. Die Beine sind recht kräftig und erinnern an den Dungkäfer. Die Fühler erscheinen recht kurz und weisen eine deutlich Keule an ihrem Ende auf. Die hinteren Enden der Flügeldecken wirken abgeschnitten und weisen an jeder Seite 4 Zähne auf. Der Kopf ist durch das große Bruststück fast gänzlich verborgen.
Die deutsche Bezeichnung stammt von den Larvengängen des Käfers (siehe Bild), deren Aufsicht geschnittenen Lettern ähnelt.
Der Buchdrucker (vielleicht der für den Menschen wichtigste Borkenkäfer) befällt vor allem Fichten, vorzugsweise die Gemeine Fichte (Picea abies). Normalerweise kann die Fichte durch die Absonderung von (durchaus auch toxisch wirksamem) Harz Insekten abwehren. Ist sie aber in irgendeiner Form geschwächt, kann sie jedoch durch relativ wenige Borkenkäfer überwältigt werden. Derartige Brutherde dienen bei geeigneter Witterung (optimal: trocken, heiß, windstill) als Ausgangspunkt für eine Massenvermehrung, der – dann unabhängig von deren Vitalität – ganze Bestände zum Opfer fallen können (vergleiche auch: Totholz).
Selbst geschwächte Fichten können aber kaum von einzelnen Käfern überwältigt werden. Nötig ist eine erhöhte Konzentration der Angreifer. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Duftstoffe. Zunächst werden kränkelnde Fichten nach deren Geruch angeflogen, es folgt das „einbohren“ (an sich ein „einfressen“) zur Anlage von Brutsystemen (die Anlage der Rammelkammer des Männchens). Die Fichte wehrt sich durch klebrigen und giftigen Harzfluss, dem die ersten Angreifer zum Opfer fallen. Die Fichtenborkenkäfer wandeln Harzinhaltsstoffe aber in Duftstoffe um. Dies steigert die Attraktivität des Baumes, was wiederum eine erhöhte Angriffsintensität zur Folge hat. Steigt diese über die Widerstandsfähigkeit der Fichte, werden die ersten Brutsysteme (ausgehend von der Rammelkammer die Anlage von Muttergängen durch die Weibchen) bei weiterer Abgabe von Lockstoffen angelegt. Neben der weiteren Besiedlung des Brutherdes erfolgt der Übergriff auf die Nachbarbäume. Bei Überbesiedelung wird auch dieses per Duft gemeldet.
Dieses kleine, schwache Insekt verfügt also über eine ausgefeilte Strategie zur Überwältigung eines für das einzelne Individuum übermächtigen Gegners.
Die Käfer können (je nach Witterung) bis zu drei Kilometer weit aktiv fliegen, durch den Wind können sie aber über erheblich weitere Strecken verweht werden.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Pheromonbiologie des Buchdruckers: Während des Dispersionsfluges (Schwärmflug) des Borkenkäfers, empfangen die schwärmenden Männchen Duftbuquets der umstehenden Bäume. Besonders von geschwächten Fichten werden über die Federkeulen Signalstoffe (Kairomone) aufgenommen (= Primäranlockung) und verleiten die Männchen zum Anflug der potentiellen Wirtsbäume. Stimmen die empfangenen olfaktorischen Reize mit mechanischen Kennzeichen (z. B. Rindenstruktur) überein, beginnen die Pioniermännchen mit der Sekundäranlockung ihrer Artgenossen beider Geschlechter. Dabei wird das wirtseigene Monoterpen (–)-Alfa-Pinen über das Tracheensystem der Buchdrucker aufgenommen und in cis-Verbenol umgewandelt, welches über den Hinterleib als Aggragationspheromon abgegeben wird (= Defäktion). Des Weiteren werden Ipsdienol, sowie Methanbutenol abgegeben, wobei Ipsdienol besonders auf die Anlockung der Weibchen abzielt. Nach beendeter Paarung und somit vollständiger Besiedelung des Wirtsbaumes, werden nun von den Buchdruckern Pheromone mit repellenter Wirkung verbreiten. Sie verhindern eine Überbesiedelung des Baumes und sichern somit die Überlebenschancen der heranwachsenden Brut. Pheromone mit inhibitorischer Wirkung sind Verbenon, das wie cis-Verbenol aus Alfa-Pinen ((+)- oder (–)-Enantiomer) oxidiert wird, und Ipsenol.
Ein gut ausgebildetes Brutsystem mag 40 Larvengänge enthalten. Geht man von einem Geschlechterverhältnis von 1:1 aus, können daraus 20 Weibchen schlüpfen. Geht man weiter von einem 50%igen Erfolg dieser Weibchen aus, verzehnfacht sich die Anzahl von Weibchen mit jeder Generation.
In günstigen Jahren kommt es zu einer Ausbildung von drei Generationen, also zu einer Vertausendfachung der Population (103).
[Bearbeiten] Literatur
- Helgrad Reicholf-Riehm: Insekten. München 1984