Bulgarisches Exarchat
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Das Bulgarische Exarchat war eine unabhängige kirchliche Organisation in Bulgarien, die auf Grund eines Fermans (Dekrets) von Sultan Abdülhamid II. (Herrscher des osmanischen Reichs) im 28. Februar 1870 errichtet wurde.
Die Errichtung des Exarchats war eine Folge der bulgarischen Emanzipationsbewegung, die schon im 18. Jahrhundert eingesetzt hatte. Eine der maßgebenden Personen war der Verleger Alexander Exarch (Alexander Stoilowitsch Hadschi Bojoglu Exarch). Die Einrichtung des bulgarischen Exarchats war eine Vorstufe zur Erringung der nationalen Unabhängigkeit Bulgariens. Sie ermöglichte die Abhaltung von Gottesdiensten in bulgarischer Sprache, die Besetzung von Bischöfssitzen durch Bulgaren (die zuvor fast ausschließlich Griechen inne hatten) und insbesondere die Errichtung eines bulgarischen Schul- und Bildungssystems. Sie führte aber auch zu schweren Spannungen mit dem bis dahin bestimmenden, griechischen Patriarchat von Konstantinopel, das auf einer Synode im Jahr 1872 dieses Schisma als eine Häresie unter der Bezeichnung "Philetismus" verurteilte. Diese Verurteilung hatte bis 1945 Bestand.
Bis zu den Balkan-Kriegen 1912/1913 umfasste das bulgarische Exarchat 23 Eparchien (Diözesen) in Bulgarien und Mazedonien:
Widin, Wraza, Lowetsch, Weliko Tarnowo, Russe, Silistra, Warna, Preslaw, Sliwen, Stara Sagora, Plowdiw, Sofia, Samokow, Kjustendil, Skopje, Debar, Bitola, Ohrid, Veles, Strumiza and Newrokop.
In 8 Eparchien konnte auf Grund des Drucks der griechischen und serbischen Bevölkerungsteile, die dem Patriarchat von Konstantinopel angehörten, nur ein bulgarischer Geistlicher die kirchlichen Interessen vertreten.
Durch die Niederlagen und territorialen Einbußen Bulgariens im 2. Balkankrieg und im 1. Weltkrieg wurde das Exarchat auf die nationalen Grenzen Bulgariens vermindert. Von 1915 bis 1953 gelang es nicht, ein Oberhaupt zu bestimmen.