Cabinet War Rooms

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Die Arbeiten an den Cabinet War Rooms in London, der geheimen unterirdischen Zentrale der britischen Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg (1939 - 1945), begannen bereits im Juni 1938.

Zu dieser Zeit war zwar der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich (12. März 1938) schon vollzogen, die britische Regierung betrieb jedoch offiziell gegenüber Deutschland weiterhin eine "Appeasement-Politik". Am 30. September 1938 wurde das so genannte "Münchner Abkommen" unterzeichnet, welches die Tschechoslowakei zwang, das Sudetenland an das Deutsche Reich abzutreten. Unterzeichner waren: Großbritannien (Premierminister Neville Chamberlain), Frankreich, Italien und Deutschland. Chamberlain versprach danach seinen Landsleuten "Peace for our time", Frieden zu unserer (Lebens-)Zeit.

Während dieser ganzen Periode liefen die Bauarbeiten an den gegen mögliche Luftangriffe geschützten Cabinet War Rooms jedoch unvermindert weiter. Am 27. August 1939, eine Woche vor der britischen Kriegserklärung an das Deutsche Reich (3. Sept.) wegen des Überfalls auf Polen, waren die Räume, die sich gut 15 Meter unter der Rückseite des Schatzministeriums, gegenüber von St. James´s Park befinden, voll funktionsfähig.

Ursprünglich wurden die Räumlichkeiten als "Central War Room" eröffnet und am 29. Dezember 1939 umbenannt. Während des 2. Weltkriegs diente der unterirdische Bau der britischen Regierung, also dem Kriegskabinett unter Premierminister Winston Churchill, deren Beratern und den Stabschefs des Militärs als zentraler Kommandostand zur Koordinierung der britischen Streitkräfte in aller Welt.

Während der Sitzungen dieser leitenden Männer stand auf einem kleinen braunen Brett schräg auf dem Konferenztisch zu lesen: "Merken Sie sich bitte, dass es in diesem Haus keine gedrückte Stimmung gibt und dass wir uns nicht für die Möglichkeiten einer Niederlage interessieren. Sie existieren nicht. gez. Churchill".

In einer ehemaligen Besenkammer der Cabinet War Rooms wurde Mitte 1943 unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen der streng geheime "Transatlantic Telephone Room" eingerichtet, von dem aus es eine direkte Telefonverbindung zwischen dem britischen Premierminister und dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt gab. Die (angeblich) abhörsichere Leitung erlaubte es den beiden alliierten Führern erstmalig, direkt in voller Vertraulichkeit miteinander zu sprechen.

Die Einrichtung war laut Broschüre des Imperial War Museum selbst vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Cabinet War Rooms während des Krieges nicht bekannt. Aus Geheimhaltungsgründen hatte man dort nämlich die Tür einer ehemaligen Toilette eingebaut, an der oft das "Besetzt"-Zeichen zu sehen war. So entstand das Gerücht, dass dort die "einzige zufriedenstellende Toilette" des gesamten Komplexes sei, und die sei natürlich für den Premierminister reserviert!

Laut den Memoiren von Walter Schellenberg gelang es indessen dem Forschungsamt der Deutschen Reichspost und seinem Mitarbeiterstab, die Telefonverbindung "anzuschneiden". Anfang 1944 wurde ein Gespräch zwischen Churchill und Roosevelt mitgehört, das auf deutscher Seite eine Steigerung der militärischen Aktivitäten in England erkennen ließ und Hinweise auf die bevorstehende Invasion in Frankreich gab.

Dass die beiden Gesprächspartner der Abhörsicherheit voll vertrauten (übrigens eine Parallele zum Glauben der Deutschen an die "Unknackbarkeit" der Codes der ENIGMA-Verschlüsselungsmaschine!), zeigt sich, als sich der amerikanische Präsident bei dem o.a. belauschten Gespräch mit den Worten verabschiedet: "Well, we will do our best - now I will go fishing." ("Nun, wir werden unser Bestes tun - ich gehe jetzt angeln."). Gleichzeitig standen die US-Streitkräfte in Italien (Monte Cassino) in schweren Kämpfen gegen die Deutschen.

Mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945 (offizielle Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde am 2. Sept.) wurde das Nervenzentrum der britischen Kriegsplanung nicht mehr benötigt, und am nächsten Tag erloschen erstmals die Lichter nach 6 Jahren Krieg. Die Räumlichkeiten wurden dann durch einen Beschluss des britischen Parlaments 1948 als historische Stätte deklariert.

Erst auf Initiative der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher wurden die Räumlichkeiten Anfang der 80er Jahre in ihrer heutigen Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie liegen nur einige Schritte vom Palace of Westminster, dem Sitz des britischen Parlaments entfernt.