Charles de Freycinet
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Charles Louis de Saulces de Freycinet (* 14. November 1828 in Foix (Ariège); † 14. Mai 1923 in Paris) war ein französischer Politiker.
Freycinet studierte an der École polytechnique Ingenieurwissenschaften (Bergbau) und beendete dieses Studium mit dem Titel eines Ingenieurs. In den Jahren 1856 bis 1861 wirkte Freycinet in leitender Position (u.a. Betriebschef) einer Eisenbahngesellschaft. 1862 wurde Freycinet zusammen mit anderen Ingenieuren im Auftrag von Kaiser Napoléon III. auf wissenschaftliche, aber auch politische Reisen geschickt; u.a. nach Mexiko.
Während des Kriegs 1870/71 arbeitete Freycinet als Staatssekretär im Kriegsministerium. Als solcher unterstützte er Léon Gambetta und Jules Favre, als diese am 4. September 1870 die Dritte Republik ausriefen. Für diese politische Hilfe berief ihn Gambetta zum Präfekten des Departements Tarn-et-Garonne. Dieses Amt hatte Freycinet kaum inne, da er bereits am 10. Oktober desselben Jahres nach Tours berufen wurde, um dort zusammen mit Gambetta eine neue Regierung zu bilden.
In dieser schwierigen Zeit strukturierte Freycinet die französische Armee um, versuchte deren Nachschub und Versorgung zu reformieren und versuchte auch neue Strategien für den Krieg zu entwickeln. Gambetta verließ sich völlig auf Freycinet und so konnte dieser sehr eigenmächig handeln. Nahezu der gesamte französische Generalstab wurde vor den Kopf gestoßen und einige wichtige Offiziere zum Rücktritt genötigt.
Freycinet war maßgeblich an der Schaffung der Bourbakiarmee unter Führung von General Charles Denis Bourbaki beteiligt. Trotz anfänglicher Erfolge endete das ganze Unternehmen in einem großen Desaster. Trotz dieses Fehlschlags erkannte man Freycinets strategische Begabung und ernannte ihn 1876 in den Senat. Dort schloss er sich den linken Republikanern an und im darauffolgenden Jahr berief ihn Premierminister Jules Dufaure als Minister für öffentliche Arbeiten. Bis 1879 versuchte Freycinet das Straßennetz Frankreichs zu erneuern und das Eisenbahnnetz auf den neuesten Stand zu bringen. Nach eigenen Aussagen sollte „die Hauptstadt jedes Départements eine schnelle Verbindung nach Paris bekommen“.
Freycinet war auch an der Planung der Transsahara-Bahn beteiligt. Dabei sollte Tunis (Tunesien) auf möglichst direktem Wege mit dem Tschadsee verbunden werden. Eine Verlängerung sollte den Niger entlang über Timbuktu (Mali) nach Dakar (Senegal) führen. Als dieses ambitionierte aber unrealistische Proket scheiterte, trug dies zur Ablösung Freycinets als Premierminister bei.
Als Premierminister William Henry Waddington am 4. Februar 1879 Dufaure ablöste, wurde Freycinet als Minister für öffentliche Arbeiten übernommen. Beide Regierungen (Dufaure und Waddington) unterstützten Freycinet u.a. mit einem Sonderetat von 500 Mio Franc, um einige private Eisenbahngesellschaften aufzukaufen und zu verstaatlichen.
Nach Waddingtons Rücktritt am 29. Dezember 1879 wurde Freycinet sein Nachfolger als Premierminister und leitete zugleich auch das Außenmininisterium. Diese Ämter hatte er bis zum 21. September 1881 inne, da er - im Gegensatz zu Gambetta - in seiner Außenpolitik auf Ausgleich und Frieden und auch in Fragen von Kirche und Staat immer verhandlungsbereit galt.
Als Außenminister wirkte Freycinet unter Gambetta und wurde mit Wirkung vom 31. Januar 1882 als dessen Nachfolger abermals Premierminister. Freycinet musste bereits am 29. Juli desselben Jahres wieder zurücktreten, da die Partei Gambettas mit dessen Politik nicht einverstanden waren; gerade die ägyptische Krise brachte Freycinet den Vorwurf der Feigheit ein.
Als Ministerpräsident Jules Ferry im April 1885 zurücktreten musste, konnte Freycinet auf die politische Bühne zurückkehren. Unter Premierminister Eugène Henri Brisson wirkte er wiederum als Außenminister und wurde nach Brissons Rücktritt im Januar 1886 wieder als Premierminister bestätigt.
1890 war Freycinet erneut Premierminister. Zwischen 3. April 1888 und 11. April 1893 war Freycinet Kriegsminister und später nochmal zwischen 1. November 1898 und 6. Mai 1899.
1890 wurde Freycinet in die Académie française gewählt. Als einer der 40 Unsterblichen wurde er dort der Nachfolger des Schriftstellers Émile Augier. Im Alter von 94 Jahren starb Charles de Freycinet am 14. Mai 1923 in Paris.
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[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Werke
- Traité de mécanique rationelle (1858, 2 Bde.)
- De l'analyse infinitésimale (1860, 2. Aufl. 1881)
- Des pertes économiques en chemin de fer (1861)
- Principes de l'assainissement des villes (1870)
- Traité d'assainissement industriel (1870)
- Essai sur la philosophie des sciences (1896)
- Essai sur la philosophie des sciences(1905)
- La guerre en province pendant le siége de Paris (Paris 1871)
[Bearbeiten] Literatur
- Claude Schaeffer u.a. (Hrsg.): Der Reichsgedanke, die großen Nationen von 1850-1914 (Weltgeschichte in Bildern; 21). Gondrom, Bindlach 1982, ISBN 3-8112-0248-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichte der „Académie fraçaise“ [1]
Personendaten | |
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NAME | Freycinet, Charles de |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 14. November 1828 |
GEBURTSORT | Foix |
STERBEDATUM | 14. Mai 1923 |
STERBEORT | Paris |