Chorologie
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Die Chorologie (griechisch χώρα, chóra, „Land, Raum“ und λόγος, lógos, „Wort, Lehre“) oder Arealkunde in der Biogeographie ist die Lehre von der geografischen Verbreitung der Organismen bzw. einzelner Arten und systematischer Sippen.
Im ursprünglichen Sinn ist Chorologie schlicht die Lehre vom Raum.
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[Bearbeiten] Die Lehre vom Raum
So wie die Chronologie die Lehre von der Zeit darstellt, ist Chorologie allgemein eine Methodik der wissenschaftlichen Phänomenologie, Aspekte von Erscheinungen zu untersuchen. Weil aber allgemein die Physik die Lehre von Raum und Zeit ist, und andere wissenschaftliche Disziplinen sich auf speziellere Räume beziehen (etwa als „-geographie“ auf die Erdoberfläche), ist der Name speziell in der Biogeographie geläufig.
[Bearbeiten] Chorologie in der Biologie
Das Areal ist das Verbreitungsgebiet einer Art. Die Chorologie beschreibt und klassifiziert die Zusammenhänge zwischen Lebewesen und ihrem Vorkommen. So beschäftigt sich dabei sowohl mit dem derzeitigen Zustand, als auch den Verhältnissen der Vergangenheit und dokumentiert deren Veränderung. Dabei dient sie als Hilfsmittel der Taxonomie, insbesondere aber als der deskriptive Teil der Ökologie (Der Lehre von den Lebewesen und ihrer Umwelt).
Als Arbeitsmethoden steht die Arealdiagnose zur Verfügung. Da Pflanzen aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität besonders klare Raumzuordnungen ermöglichen, ist vor allem die Florenanalyse entwickelt.
[Bearbeiten] Chorologie als Hilfswissenschaft
In der Archäologie bezeichnet die Chorologie eine Methode der Archäobiologie zur relativen Chronologie, auch Horizontalstratigrafie oder Belegungschronologie genannt. Eine chorologische Analyse versucht, die systematische Belegung bzw. das systematische Wachstum eines Fundplatzes oder eines Gräberfeldes nachzuvollziehen, mit dem Ziel, untereinander weitgehend zeitgleiche Areale und deren Nacheinander herauszustellen.
So wachsen beispielsweise Gräberfelder oft von den ältesten Bestattungen ausgehend von innen nach außen wie eine Zwiebel. Kartiert man auf den Gräberfeld- oder Siedlungsplänen ähnliche Funde (Typen), zeichnen diese die Wachstumszonen nach. Mit vielen solcher Kartierungen lassen sich vergleichend die Wachstumszonen rekonstruieren. Daraus lässt sich die relative Abfolge der Gräber und der Grabbeigaben erschließen.
Die Chorologie ist auch eine Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft. Mit ihrer Hilfe werden zeitliche Abfolgen historischer Ereignisse bestimmt oder Funde möglichen Fundstellen zugeordnet.
[Bearbeiten] Literatur
ältere:
- J. Werner: Das alamannische Gräberfeld von Bülach. (=Monogr. z. Ur- u. Frühgesch. d. Schweiz, 9). Basel 1953.
- E. Vogt: Osservazioni sulla necropoli di Cerinasca d’Arbedo. In: Munera. Raccolta di scritti in onore di Antonio Giussani. Milano 194, pp. 95-110.
- E. Vedel: Bornholms Oldtidsminder og Oldsager. København 1886.
aktuelle:
- H. Ament: Chronologische Untersuchungen an fränkischen Gräberfeldern der jüngeren Merowingerzeit im Rheinland. In: BerRGK 57, 1976, p. 285-336.
- F. Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinland-Verl., Köln 1998, pp.176-195. ISBN 3-7927-1247-4