Chronogramm
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Ein Chronogramm ist ein Satz oder eine Inschrift, meist in lateinischer Sprache, bei der alle darin vorkommenden Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L, C, D, M), zusammengezählt die Jahreszahl des Ereignisses ergeben, auf das sich der Text des Chronogramms bezieht. Die Zahlensymbole sind hierbei meist hervorgehoben, etwa durch größer herausgearbeitete Buchstaben, als Großbuchstaben an sich und/oder Vergoldung.
Im „reinen Chronogramm“ enthält jedes Wort ein Zahlzeichen, im „natürlichen Chronogramm“ stehen die Zahlzeichen darüberhinaus in der richtigen Reihenfolge, z. B. AMORE MATVRITAS = MMVI = 2006. Ein Chronogramm, dessen Text dem Versmaß des Distichon folgt, heißt Chronodistichon.
In der Antike waren Chronogramme noch nicht bekannt. Sie kamen im Mittelalter auf und waren besonders in der Barockzeit als Widmungsinschriften und als Epitaphe beliebt.
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[Bearbeiten] Beispiele in chronologischer Reihenfolge
- 1702: unter einer Marienstatue an der Fassade der Liebfrauenkirche zu Koblenz: sanCta MarIa De paCe ora pro nobIs (= Heilige Maria vom Frieden bitte für uns)
- 1709: LILICIDIVM (= Tod der Lilie/Lilientötung), zum Sieg der Englischen Truppen über die Französischen in der Schlacht bei Malplaquet, eine Anspielung auf das damalige französische Nationalsymbol, die Bourbonenlilie
- 1724: am Kloster Marienrode: PaX hVIC aeDI, DabIt hos faVores IesUs et VIrgo pIa, ne fVrores noXII sVrgant, rapIDIVE VentI sInt vIoLentI (= Friede diesem Hause. Jesus und die milde Jungfrau schenke gnädig dass nicht schädliches Wüten sich erhebe oder Sturmwinde zerstören.)
- 1725: am "Haus zur Groe" in Marktbreit am Main: EN MEA SPES AEDES CERTAE AC PAX ARXQVE BEATA (= Seht meine Hoffnung: ein sicheres Haus und Frieden und eine glückliche Burg!)
- 1732: an der Kapitelschwemme in Salzburg: LEOPOLDVS PRINCEPS ME EXSTRVXIT (= Fürst Leopold hat mich errichtet); gemeint ist der Fürsterzbischof von Salzburg Leopold Anton Eleutherius, Freiherr von Firmian
- 1748: Epitaph Frech in Marktbreit am Main: FRECHIADVM EXVVIAE HAC POST FATA QVIETE FRVVNTVR (= Die sterblichen Hüllen der Familie Frech genießen nach ihren Schicksalen diese Ruhe.)
- 1771: eX LargIs IaCobI haMaCher posIta fVIt DonIs (= aus einer hochherzigen Spende des Jakobus Hamacher errichtet)
- 1774: am Pöstlingberg in Linz: ARA BEATAE LVGENTIS NECEM FILII QVOTIDIE PRIVILEGIATA (= täglich bevorzugter Altar der seligen, die den Tod ihres Sohnes betrauert)
- 1778: in der Abtei (Südtirol): EXVLTABVNT IN CONSPECTV DOMINI (Psalmus 97)
- 1785: in Eschweiler (Rheinland), Gedenkstein aus dem abgebaggerten Ortsteil Laurenzberg: CRVX CHRISTI SALVTIS? REDEMPTIONIS VESTRÆ PIGNVS L WEITZ M: BARDENHEUERS - MATER DOLOROSA
- 1813: NVNC GALLICIDIVM. (= Jetzt ist der Tod der Gallier) Bemerkung: Bezogen auf die Völkerschlacht bei Leipzig
- 1851: auf dem Denkmal "Fußfall" in Hochkirchen: haeC CrVX DeVotIone aC proprIIs sVMtIbVs hVIVs pagI renVata. (= Dieses Kreuz wurde aus Pietät und auf Kosten des Dorfes renoviert)
- 1876: in Wengen (Südtirol): GLORIA PERPETVA LAVS DEO EX HOC TEMPLO SANCTO SVO. (= Ewiger Ruhm und Lob aus diesem seinem heiligen Tempel.)
- 1967: im Josefskapellchen in Mützenich (Monschau): SANCTE JOSEPH LABORVM NOSTRORVM PROTECTOR FIDELIS LABORA NOBISCVM Bemerkung: 1967 ist das Jahr der Neuerrichtung der Kapelle.
[Bearbeiten] Beispiel-Bilder
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Gerhard Dünnhaupt: Chronogramme und Kryptonyme: Geheime Schlüssel zur Datierung und Autorschaft der Werke des Polyhistors Johannes Praetorius, in: Philobiblon 21 (1977), 130-135
- James Hilton: Chronograms, 5000 and more in number, excerpted out of various authors and collected at many places, London: Elliot Stock, 1882.
- James Hilton: Chronograms, continued and concluded, more than 5000 in number, a supplement volume to 'Chronograms', published in the year 1882, London: Elliot Stock, 1885.
- James Hilton: Chronograms, Collected more than 4000 in number since the publication of the two preceeding volumes in 1882 and 1885, London: Elliot Stock 1895.
- Hermann Krüssel (Hg.): Chronogramme - vergessene Kunst in Aachen : ausgewählte Chronogramme aus der Geschichte und Gegenwart Aachens mit Übersetzungen und Erläuterungen. Aachen: Einhard 2005. ISBN 3-936342-42-3
- Eduard Lichter: Chronogramme aus dem Regierungsbezirk Trier und dem Saarland 1419 - 1994. In: Neues Trierisches Jahrbuch 34 (1994), S. 113-142.
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