Cyanotypie
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Die Cyanotypie, auch als Blaudruck, Eisenblaudruck oder Blueprint bekannt, ist ein altes fotografisches Edeldruckverfahren mit typisch cyanblauen Farbtönen. Es ist ein in technischen Zusammenhängen - insbesondere zur Kopie von großformatigen Plänen in Architekturbüros - viel verwendetes fototechnisches Vervielfältigungsverfahren mit dem Papierdrucke und Kopien im Kontaktverfahren hergestellt wurden.
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[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahr 1839 entdeckte der englische Naturwissenschafter und Astronom Sir John Herschel dieses Verfahren. Die Cyanotypie war das dritte Verfahren nach der Daguerreotypie und Talbotypie/Kalotypie zur Herstellung von stabilen fotografischen Bildern. Es ist ein Verfahren, das auf Eisen und nicht auf Silber beruht, welches sonst bei der herkömmlichen Herstellung von Photoabzügen (und den zuvor erfundenen Verfahren) verwendet wird. Anna Atkins, eine britische Naturwissenschaftlerin, machte diese fotografische Technik durch ihre Bücher bekannt, in denen sie Farne und andere Pflanzen mit Cyanotypien dokumentierte. Sie gilt durch diese frühe Anwendung als erste weibliche Fotografin. Künstlerisch stand diese Technik immer etwas im Abseits, sie wurde lange Zeit nicht zu den fotografischen Edeldruckverfahren gezählt. Zur Vervielfältigung von Plänen war sie jedoch im späten 19. bis weit ins 20. Jahrhundert herauf weit verbreitet (daher der Name Blaupause). Die Blaupause beruht jedoch oft auch auf einem Photopolymerverfahren, der Diazotypie, wobei der chemische Ablauf dabei vollkommen verschieden ist. Bei der Cyanotypie besteht die lichtempfindliche Papierschicht aus Ferriammoniumcitrat und Kaliumferricyanid, bei der Diazotypie aus einem Polymer mit Azofarbstoff. Von Mike Ware stammt eine modernere Variante der Cyanotypie. Er verwendet dazu Ammoniumeisenoxalat anstatt des Ammoniumeisencitrats.
[Bearbeiten] Rezept
Man benötigt
100 g Ammoniumeisen(III)-citrat (Ferriammoniumcitrat) und
40 g Kaliumferricyanid ("Rotes Blutlaugensalz")
Diese beiden Chemikalien werden getrennt in jeweils 1/2 Liter Wasser aufgelöst und können so fast beliebig lange aufbewahrt werden. Zum Präparieren des Trägermaterials werden die Lösungen im Halbdunkel im Verhältnis 1:1 vermischt.
Auf ein damit beschichtestes Trägermaterial (üblicherweise wird Papier verwendet, aber auch andere Materialien sind möglich) kann im Kontaktkopierverfahren durch Belichten mit einer UV-Lichtquelle (Sonnenlicht ist dazu bestens geeignet) von einem Negativ ein Positivabzug hergestellt werden. Die Entwicklung des Bildes erfolgt durch Spülung mit fließendem Wasser. Dabei werden die wasserlöslichen Eisen(II)-Salze ausgewaschen, während die nicht wasserlöslichen Eisen(III)-Salzkristalle im Papier verbleiben. Diese geben dem Bild auch seine typische Blaufärbung. Wird mit einer Zitronensäurelösung nachbehandelt, ergeben sich tiefere Schatten und ein höherer Tonwertreichtum.
[Bearbeiten] Anwendungsbeispiel
Das Verfahren ist einfach. Es lässt sich auch auf einem weißen T-Shirt anwenden: Das Gewebe wird mit einer Lösung aus Ammoniumeisenzitrat und Kaliumferricyanid getränkt. Trocknen Sie das Gewebe im Dunkeln. Zum Belichten spannen Sie es bei gedämpftem Licht auf eine Pappe und platzieren darauf Blätter, Bänder, Federn oder Gegenstände. Auch eine Linienzeichnung auf Folie ist als Vorlage geeignet. Beim Belichten mit UV-Licht entsteht Preußisch Blau, ein komplexer Farbstoff. Falls Sie eine fotografische Abbildung aufbelichten wollen, stellen Sie mit einem geeigneten PC-Programm einen negativen Ausdruck auf Folie her und beschweren diesen zum Belichten mit einer Glasplatte. Im grellen Sonnenlicht zur Mittagszeit belichten Sie 2-15 Minuten (je nach Jahreszeit und Sonnenintensität). Das Gewebe verändert beim Belichten die Farbe und wird dunkelgrün. Entwickelt wird, indem Sie das Gewebe oder Papier in Wasser so lange ausspülen, bis das Wasser klar ist. Das Ergebnis wechselt dabei seine Farbe zu blau und weiß, daher auch der Name: Blaudruck. Gewebedrucke sollten nicht mit phosphathaltigen Waschmitteln gereinigt werden, sonst verblasst die Cyanotypie.
[Bearbeiten] Literaturhinweis
- Monochrom und weitere Kunst-Printing-Techniken von Tony Worobiec u. Ray Spence, Augustus Verlag, ISBN 3-8043-5140-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Gesellschaft für Photographische Edeldruckverfahren: Der Cyanotypie-Prozess
- Prof. Diether Münzberg: Die Cyanotypie
- Fotogalerie, Anleitungen
- Anleitung zum Nachmachen und Beispielbilder
- Chemischer Hintergrund, Anleitung von Oliver Hohenauer
Siehe auch: Fotografie, Fotoglossar