Der Ring
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Der Ring wurde 1926 als Architekten-Vereinigung in Berlin gegründet.
Die Zeitschrift „Die Form” schrieb in Heft Nr. 10 von 1926 dazu:
„Inzwischen haben die deutschen Architekten, die in ihrer Arbeit den neuentdeckten Gesetzen des Gestaltens folgen, ihren Zusammenschluss vollzogen. ‚Der Ring’ — Figur einer in sich geschlossenen Form ohne Spitze — vereinigt eine Gruppe Gleichgesinnter zu gemeinsamer Förderung ihrer idealen Ziele.“
„Der Ring” war ein Zusammenschluss junger Architekten, der sich zum Ziel setzte, das „Neue Bauen” zu fördern. Er bezog damit Position gegen den damals in der Architektur vorherrschenden Historismus. Neben einem gestalterischen Neubeginn suchten die Mitglieder des Rings auch nach neuen Bautechniken. Im Unterschied zu anderen Vereinigungen dieser Zeit oder den vorangegangenen Gründungen „Gläserne Kette” oder „Arbeitsrat für Kunst” gab es jedoch kein ausformuliertes Programm, das einen ideologischen Hintergrund lieferte. Die Mitglieder vertraten mitunter sehr unterschiedliche Haltungen bei der Lösung der ihnen gestellten Aufgaben. Häring und Scharoun propagierten einen eher organischen Funktionalismus, während Mies und Gropius sich stärker für die Möglichkeiten des industriellen Bauens interessierten.
Deutlich werden die unterschiedlichen Auffassungen auch bei den Großsiedlungen dieser Zeit, an denen Mitglieder des Rings mitwirkten. Beim Bau der Siemensstadt in Berlin (1929 bis 1931) waren gleich sechs Mitglieder, Bartning, Forbat, Gropius, Häring, Henning und Scharoun beteiligt. Einige Mitglieder wurden später führend im Deutschen Werkbund. Zehn der Mitglieder nahmen mit ihren Bauten an der Werkbundausstellung „Die Wohnung” in Stuttgart-Weißenhof teil, die durch Mies, seit 1926 zweiter Vorsitzender des Werkbunds, organisiert wurde.
Die treibende Kraft hinter der Gründung waren Hugo Häring und Ludwig Mies van der Rohe, die sich zu dieser Zeit ein Büro in Berlin teilten. Sie waren beide bereits Mitglieder des „Zehner-Rings”, der — mit ähnlichen Zielen — zwei Jahre zuvor gegründet worden war. Da dieser keine „nennenswerten Resultate erzielen” konnte, so die Gebrüder Luckhardt in einem Rundbrief, beschloss man, den Kreis räumlich und personell auszuweiten. Dazu sprachen man in dem Rundbrief im April 1926 mehrere Architekten in Deutschland und Österreich an und lud sie kurz darauf zu einer konstituierenden Sitzung nach Berlin ein. Die Mitglieder der bereits 1918 gegründeten „Novembergruppe”, einer Vereinigung von Malern, Bildhauern und Architekten, die die Impulse der Novemberrevolution für den Bereich der Kunst umsetzen wollte, wurden zusätzlich angefragt.
Am 29. Mai 1926 trafen sich 16 von ihnen im Büro von Mies, gaben sich ein Programm und wählten Hugo Häring zu ihrem Sekretär.
Nach der Sitzung erklärten
- Walter Curt Behrendt, Berlin
- Richard Döcker, Stuttgart
- Fred Forbat, Berlin
- Walter Gropius, Dessau
- Otto Haesler, Celle
- P. Rudolf Henning
- Ludwig Hilberseimer
- Arthur Korn
- Carl Krayl
- Hans Luckhardt
- Wassili Luckhardt
- Ernst May
- Adolf Meyer, Frankfurt am Main
- Bernhard Pankok
- Adolf Rading, Breslau
- Hans Soeder, Kassel
- Hans Scharoun, Berlin
- Karl Schneider, Hamburg
- Heinrich Tessenow
- Martin Wagner, Berlin
ihren Beitritt.
Dazu kamen die neun Berliner Mitglieder des „Zehner-Rings”:
- Otto Bartning
- Peter Behrens
- Hugo Häring
- Erich Mendelsohn
- Ludwig Mies van der Rohe
- Hans Poelzig
- Walter Schilbach
- Bruno Taut
- Max Taut
In der Sitzung legte man die Form der Vereinigung fest:
„Kein Verein. Kein Vorstand. Logencharakter, mit allen damit gegebenen Verpflichtungen der Mitglieder untereinander und nach außen.” Die Ziele waren: „Stellungnahme zu den Bauproblemen der Gegenwart.” „Stellungnahme zur staatlichen und behördlichen Bau-Politik und Bauwirtschaft.” „Archivierung … und Austausch der technischen Erfahrung…” „Ausstellungen. Publikationen…” in der Tagespresse und in Fachzeitschriften. Zur Förderung des Wettbewerbswesen, beschloss man die „Einsetzung eines Ausschusses zur Aufstellung bindender Richtlinien für Beteiligung und Preisrichteramt.“
Für die Publikation sollte Material der Mitglieder gesammelt werden. Dasselbe galt für die veröffentlichten Texte. Die Mitglieder sollten für Vorträge Material aus einem gemeinsam angelegten Dia-Archiv nutzen. In der Bauwelt veröffentlichte man regelmäßig eine Beilage
Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus und den zunehmend Differenzen zwischen Hugo Häring und den anderen Mitgliedern, löste sich „Der Ring” 1933 auf. Einige der Mitglieder hatten ihm bereits vorher den Rücken gekehrt.
(Alle kursiven Stellen sind Zitate aus dem veröffentlichten Briefwechsel des Rings.)