Detlef Rost
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Detlef H. Rost (* 1945) ist ein Marburger Psychologie-Professor, der vor allem durch das Marburger Hochbegabtenprojekt (MHP), auch „Rost-Studie“ genannt, eine der größten Längsschnittstudie zur Entwicklung Hochbegabter und Hochleistender in Europa, bekannt wurde.
Rost studierte von 1965 bis 1968 Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abt. Münster, in Berlin und an der PH Ruhr, Abt. Hamm. 1968 machte er das Erste Staatsexamen an der Pädagogischen Hochschule Ruhr, Abt. Hamm und studierte im Anschluss daran Psychologie, Erziehungswissenschaften und Psychopathologie an den Universitäten Göttingen und Hamburg. 1973 machte er sein Diplom in Psychologie an der Universität Hamburg und promovierte drei Jahre später mit einer Arbeit über den Begabungsfaktor „Raumvorstellung“, die 1977 als erste deutschsprachige Monographie zu diesem Thema publiziert wurde. Von 1974 bis 1980 arbeitete er am seinerzeit neu gegründeten „Institut für Grundschulforschung“ (IfG) der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und hat mit einer Vielzahl empirischer Studien das Forschungsprofil des ersten Jahrzehnts des Instituts geprägt. Er initiierte die Instituts-Reportreihe „Berichte und Arbeiten aus dem Institut für Grundschulforschung“, von der bis heute über 100 Ausgaben erschienen sind.
1980 hatte er eine Vertretungsprofessur an der Universität Augsburg inne, 1981 wurde er Professor für Pädagogische Psychologie am FB Psychologie der Philipps-Universität Marburg, an der er bis heute lehrt und forscht. Seit 1995 ist er an der Philipps-Universität Marburg Professor für Pädagogisch Psychologie und Entwicklungspsychologie und leitet die entsprechende Arbeitseinheit. Er hat in Marburg zusammen mit Lothar Tent u.a. den Anwendungsschwerpunkt „Pädagogische Psychologie“ und später dann zusammen mit Arnold Lohaus das Curriculum „Kinder- und Jugendpsychologie“ mit aufgebaut. Zwischenzeitliche erfolgte Rufe an die Universität München (LMU)und an die Humboldt-Universität Berlin hat er abgelehnt.
1989 weilte Rost zu einem Forschungsaufenthalt an der Universidad Nacional de Lomas de Zamora in Lomas de Zamora (Provinz Buenos Aires) und an der Universidad Nacional de La Plata (Provinz Buenos Aires) in La Plata, Argentinien. An der Universidad Nacional de La Plata wurde er 1990 Gastprofessor für Pädagogische Psychologie und Empirische Pädagogik, 1996 folgte ein weiterer Forschungsaufenthalte in LA Plata, und 2006 war dort wieder Gastprofessor. 1995 war er mehrere Monate Gastprofessor an der staatlichen Yanka-Kupala Universität zu Grodno (Belarus); von dieser Universität erhielt er für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der empirischen Pädagogik und Pädagogischen Psychologie einen Ehrendoktortitel. 1996 hat sich Rost zu einem Forschungsaufenthalt an der Staatlichen Pädagogischen Universität M. Tank in Minsk (Belarus) aufgehalten. Außerdem war er häufiger (2000; 2001; 2002; 2005) zu Forschungsaufenthalten in Litauen, hauptsächlich an der Technologischen Universität Kaunas.
1999 konzipierte und gründete er zusammen mit seiner damaligen Assistentin S. R. Schilling (heute S. R. Buch, seit 2006 Professorin an der Universität Saarbrücken) die „Begabungsdiagnostische Beratungsstelle BRAIN“, die er seitdem leitet. BRAIN hat sich im deutschsprachigen Raum einen exzellenten Ruf erworben und gilt als die bedeutendste Anlaufstelle für Hochbegabungsdiagnostik und Hochbegabtenberatung in Deutschland. Auf diesem Gebiet arbeitet er seit 1999 mit dem Hessischen Kultusministerium zusammen und hat in enger Kooperation mit dem für Hochbegabungsfragen zuständigen Ministerialrat Walter Diehl wesentlich dazu beigetragen, dass Hessen inzwischen in Bezug auf Hochbegabungsförderung einen führenden Platz unter den deutschen Bundesländern einnimmt.
Rost gehört zu den bekanntesten Pädagogischen Psychologen in Deutschland und ist der führende deutsche Hochbegabungsforscher. Zusammmen mit zwei Studierenden, Peter Grunow und Doris Oechsle, hat er 1975 im Beltz-Verlag (Weinheim) den Reader "Pädagogische Verhaltensmodifikation" ediert und damit der Anwendung verhaltenstheoretischer Prinzipien in Erziehung und Unterricht im Deutschland zum Durchbruch verholfen. Der Titel seines Readers ist mittlerweile zum "terminus technicus" für entsprechende Ansätze geworden. 1979 entwickelte er, zusammen mit R.Rabenstein und G. Kalb, das integriertes Diagnose- und Trainingsprogramm "Lesen und Verstehen" (LUV, Baunschweig: Westermann, jetzt Göttingen: Hogrefe). Damit hat Rost schon früh in der pädagogischen Diagnostik einen Ansatz konzipiert, dessen Bedeutung erst 25 Jahre später - nach PISA und Iglu - erkannt und allgemein akzeptiert worden ist. Er hat 1987 (zusammen mit A. Knapp, damals Professor an der Universität Mainz) die führende deutschsprachige Fachzeitschrift für Pädagogische Psychologie (Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Verlag H. Huber, Bern) gegründet, die er bis heute mit herausgibt. Die von ihm initiierte und betreute Buchreihe "Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie" (Münster: Waxmann; der erste Band ist 1996 erschienen, inzwischen liegen rund 60 Bände vor) hat sich zum renommiertesten Publikationsort für herausragende empirische Forschungsarbeiten auf diesen Gebieten in Deutschland, Österreich und der Schweiz entwickelt.
Rost hat rund 200 Arbeiten (Aufsätze in Fachzeitschriften, Artikel in Büchern, Kapitel in Büchern), vor allem auf den Gebieten der Pädagogischen Psychologie, der Differentiellen Psychologie, der pädagogisch-psychologischen Diagnostik und der Forschungsmethoden publiziert, darunter Arbeiten in englisch, litauisch, französisch, serbisch, kroatisch, russisch und weissrussisch. Zu seinen wichtigsten (mit-)herausgegeben bzw. verfassten Bänden zählen u.a. „Pädagogische Verhaltensmodifikation“ (1975, zus. mit P. Grunow & D. Oechsle), „Analyse und Bewertung empirischer Untersuchungen“ (1975, zus. mit K. H. Roberts), „Raumvorstellung“ (1977), „Psychologie für die Grundschule“ (3 Bände, 1980-1982: "Entwicklungspsychologie für die Grundschule", "Unterrichtspsychologie für die Grundschule", "Erziehungspsychologie für die Grundschule"), "Dimensionen des Leseverständnisses" (1985), „Lebensumweltanalyse hochbegabter Kinder“ (1993), „Hochbegabte und hochleistende Jugendliche“ (2000), „Handwörterbuch Pädagogische Psychologie“ (1. Auflage 1998, 2. Auflage 2001, 3. Auflage 2006) und „Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien“ (2005; zweite erweiterte Auflage 2007). Außerdem ist er Mitautor der pädagogisch-psychologischen Testbatterien „Lesen und Verstehen - Diagnose“ (LuV-D, dazu auch „Lesen und Verstehen - Traing LuV-T“, 1979/1980, zus. mit G. Kalb & R. Rabenstein), „Differentielles Leistungsangst Inventar“ (DAI, 1987, zus. mit F. J. Schermer, 2. Auflage 2007) und „Differentielles Schulisches Selbstkonzept Gitter“ (DISK-Gitter, im Druck, Göttingen: Verlag für Psychologie Hogrefe, zus. mit J. R. Sparfeldt & S. R. Buch).
Das vom ihm edierte "Handwörterbuch Pädagogische Psychologie" gilt als das wichtigste Standardwerk zur Pädagogischen Psychologie im deutschsprachigen Raum.
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Personendaten | |
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NAME | Rost, Detlef H. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Psychologe |
GEBURTSDATUM | 1945 |