Donjon

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Ein Donjon [dɔ̃ˈʒɔ̃] (aus frz. donjon) ist ein Wohnturm und Wehrturm einer mittelalterlichen Burg. Das Wort geht zurück auf lat. dominus, was Herr bedeutet, denn der Donjon wurde vornehmlich vom Burgherrn bewohnt. Der verwandte englische Begriff ist dungeon (= Kerker, Verlies). Der Donjon bildet entweder als Hauptturm (nicht zu verwechseln mit dem nichtbewohnten Bergfried) den stärksten Teil der Anlage innerhalb der Außenmauern oder tritt als Eckturm auf. In der Form mit vier kleinen Ecktürmen ist die Anlage Nothberger Burg (bei Eschweiler) in Deutschland einmalig und somit als ein Kulturerbe von besonderer Bedeutung anzusehen. Sie weist in ihrer Konzeption auf Vorbilder in Frankreich hin.

Der Donjon/Wohnturm ist neben der Motte eine der Keimzellen der hochmittelalterlichen westeuropäischen Adelsburg. Vor allem in Frankreich und England (dort als Keep bezeichnet) sind schon im 11. Jahrhundert große Donjons errichtet worden (Bsp. Schloss Loches/Loire). Auf die Insel gelangte dieser Bautypus im Zuge der normannischen Invasion des angelsächsischen Englands. Häufig entstand ein steinerner Donjon an der höchsten Stelle einer ehemaligen Motte, um den gewachsenen fortifikatorischen Bedürfnissen des Hochmittelalters zu entsprechen.

Die Grundrissform spielt nur eine sekundäre Rolle, es gibt sowohl rechteckige als auch runde Donjons. Nicht alle Donjons waren für die ständige Wohnnutzung konzipiert, und manche unterscheiden sich in Größe und Aussehen nur wenig von unseren "Bergfrieden". Im deutschen Sprachraum wird in der Regel der Begriff "Wohnturm" gebraucht, da die Proportionen der großen französischen Donjons selten erreicht werden.

Der fortifikatorische Wert der Keeps und Donjons wird heute von einigen Burgenkundlern in Zweifel gezogen, sie stellen den Wohn- und Repräsentationscharakter der großen Türme in den Vordergrund. Allerdings muss man sich vergegenwärtigen, das schon die Steinarchitektur der frühen Donjons in einer überwiegend "hölzernen" Umwelt große wehrtechnische Vorteile brachte. Auch die enormen Mauerstärken einiger Donjons sind Hinweise dafür, dass man diese Höhepunkte der mittelalterlichen Profanarchitektur als multifunktionale Bauwerke deuten sollte. Manche westeuropäische Burgen sind eigentlich nur große Donjons, auf befestigte Außenwerke und aufwändige Nebengebäude wurde hier oft verzichtet.

In Frankreich sind heute etwa 1100 Donjons erhalten oder nachweisbar.

Das mächtigste und berühmteste Beispiel eines französischen Donjons wurde 1917 während des Ersten Weltkrieges von deutschen Truppen gesprengt. Heute ist von dem gewaltigen runden Wohnturm der großen Feudalburg Coucy-le-Chateau (bei Soissons) nur noch ein Schutthaufen übrig. Die deutsche Generalität befürchtete, der Gegner könne sich in dem uneinnehmbaren Bau verschanzen. Die Abmessungen dieses Wunderwerkes waren gigantisch: Der Turm war etwa 60 m hoch und hatte bei einer Mauerstärke von 7 m einen Durchmesser von ca. 30 m. In jüngster Zeit gibt es ernsthafte Pläne, dieses einmalige Zeugnis mittelalterlicher Architektur zu rekonstruieren.

Beispiele großer ganz oder teilweise erhaltener französischer Donjons:

• Schloss Beaugency/Loire
• Burg Broue/Charente-M.
• Burg Domeyrat/Loire ("Später Donjon",1435)
• Burg Guillaume-le-Conquérant/Normandie
• Burg Gaillard/Normandie
• Burg Gisors/Normandie
• Burg Houdan/Ile-de-France
• Burg Lavardin/Loire
• Schloss Loches/Loire
• Schloss Roquetaillade/Bordeaux
• Schloss Vincennes/Paris