Einkommensverteilung
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Die Einkommensverteilung beschreibt die Verteilung der Einkommen auf unterschiedliche Wirtschaftssubjekte.
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[Bearbeiten] Überblick
Die Verteilung des (Volks-)Einkommens kann nach diversen Kriterien erfolgen, man unterscheidet bspw.:
- die sektorale Verteilung (Landwirtschaft, Güterproduktion, Dienstleistungen,...),
- die regionale oder räumliche Verteilung,
- die Verteilung nach Altersstruktur oder Geschlecht.
In der Volkswirtschaftstheorie sind die beiden wichtigsten Verteilungsmaße aber die personelle und die sektorale Einkommensverteilung.
[Bearbeiten] Bedeutung der Einkommensverteilung
Die Einkommensverteilung ist für die Wahrung des sozialen Friedens gesellschaftlicher Systeme von Bedeutung. Eine stark ungleiche Verteilung kann zu sozialen Unruhen führen. Hohe Ungleichverteilung kennzeichnet Systeme mit heftigen chaotischen und turbulenten Verteilungsprozessen. Es kommt zu gewalttätiger Verteilung. Andererseits wird perfekte Gleichverteilung in Systemen nur beim Erreichen ihrer maximalen Entropie erzielt. Einfacher ausgedrückt bedeutet das: Perfekte Gleichverteilung kennzeichnet tote Systeme.
[Bearbeiten] Personelle Einkommensverteilung
Hier wird dargestellt, wie das Einkommen einer Volkswirtschaft auf einzelne Personen oder Gruppen (z.B. Haushalte) verteilt wird. Dabei können zwei Arten der Einkommensverteilung voneinander unterschieden werden:
- Primäre Einkommensverteilung: Verteilung der Markteinkommen im Wettbewerb.
- Sekundäre Einkommensverteilung: Verteilung der verfügbaren Einkommen. Das ist das personelle Primäreinkommen zuzüglich der empfangenen Sozialbeiträge, Renten und anderer Transfers (z.B. Kindergeld) abzüglich der geleisteten Einkommensteuern und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, monetären Sozialleistungen und anderer sonstigen laufenden Transfers (z.B. Solidaritätszuschlag).
Ordnet man die Haushalte aufsteigend nach der Höhe ihres Einkommens, lässt sich mit Hilfe der Lorenz-Kurve, ablesen, wie viel Prozent der Haushalte wie viel Prozent der Einkommen beziehen.
Der Gini-Koeffizient ist ein Zahlenwert zur Bewertung der Ungleichverteilung. Für die Verteilung der verfügbaren Einkommen der Haushalte liegt dieser in Deutschland bei 0,274 (2003), in Frankreich bei 0,327 (1995), in Großbritannien bei 0,360 (1999), in Japan bei 0,249 (1993) und in den USA bei 0,408 (2000) (Quelle: United Nations Human Development Report 2004). Im weltweiten Vergleich hat Deutschland eine der geringsten Ungleichverteilungen (grüne Farbe in der nebenstehenden Karte).
Nach den Einschätzungen der Vereinten Nationen kommt es bei einem Gini-Koeffizienten für verfügbare Einkommen oberhalb von 0,4 zu sozialen Unruhen.
Ein Beispiel für den Versuch, kritische Ungleichverteilungsschwellen bei Markteinkommen zu ermitteln, gibt He Qinglian[1] anhand des Gini-Koeffizienten: Ein Koeffizient von 0,3 oder weniger zeige eine deutliche Gleichverteilung an, 0,3 bis 0,4 sei der Bereich akzeptabler Normalität, 0,4 oder mehr werde für zu hoch gehalten. Über 0,6 gäbe es soziale Unruhen.
Bei der Analyse der Einkommensverteilung müssen verschiedene Einkommensarten sauber voneinander unterschieden werden. Vergleicht man die Gini-Koeffizienten für Markteinkommen und verfügbare Einkommen[2], so ergeben sich in Deutschland Ungleichverteilungen unterhalb von 0,5 für Markteinkommen und unterhalb von 0,3 für verfügbare Einkommen. Wie oben beschrieben, wird der Unterschied zwischen Markteinkommen und verfügbarem Einkommen nur zu einem Teil von der Einkommenssteuer bestimmt. Hinsichtlich der Nivellierungswirkung ist das der kleinere Teil: Bei der Reduzierung der Ungleichheit um etwa 20% auf dem Weg vom Markteinkommen zum verfügbaren Einkommen bewirkt die Progression der Einkommensbesteuerung nur eine Minderung des Gini-Koeffizienten nur um etwa 5%[3].
Korrekterweise müsste zusammen mit dem Gini-Koeffizienten immer angegeben werden, welche Meßauflösung ihm zugrunde liegt, denn die Ungleichheit innerhalb der Quantile wird nicht erfasst. Die für den Human Development Report berechneten Gini-Koeffizienten basieren auf einer groben Aufteilung in vier Quartile für verfügbare Einkommen. Für Markteinkommen und bei einer feineren Aufteilung in zehn Dezile[4] ergibt sich für 1998 ein Gini-Koeffizient von 0,393[5] und für 2003 ein Gini-Koeffizient von 0,413[6]. Die Ungleichverteilung der Markteinkommen ist also innerhalb von 5 Jahren um 2% angestiegen.
Eine noch höhere Meßauflösung kann in Deutschland für Berechnung von Ungleichheitskoeffizienten genutzt werden, wenn man die Steuerstatistik[7] nach Einkommenshöhengruppen der Jahrbücher des Bundesamtes für Statistik auswertet[8][9].
[Bearbeiten] Funktionelle (oder funktionale) Einkommensverteilung
Hier wird dargestellt, wie sich das Einkommen auf die unterschiedlichen Produktionsfaktoren der Wirtschaft verteilt, z.B.: Arbeit, Human- und diverse Arten Sachkapital. Die Berechnung bekannter Kenngrößen wie Lohn- und Besitzeinkommens-(Gewinn-)quote verdeutlichen die sektorale Verteilung des Volkseinkommens:
- Berechnung der Quoten für die Verteilung des Volkseinkommens
Unselbstständige Arbeitnehmer | Lohneinkommen (siehe auch: Lohnquote) |
Unternehmer und Vermögensbesitzer | Gewinneinkommen (Brutto-Einkommen der Unternehmer und Vermögensbesitzer) |
[Bearbeiten] Verteilung des Bruttonationaleinkommens
[Bearbeiten] Verteilung nach Einkommenskomponenten
Hier (vgl. Abbildung) wird dargestellt, wie sich die Einkommen funktional auf die verschiedenen Produktionsfaktoren verteilen.
- Das Bruttonationaleinkommen ist gleich 100 % gesetzt.
- Die Abschreibungen stehen nicht als Einkommen zur Verfügung. Sie werden abgezogen, man erhält das:
- Nettonationaleinkommen.
- Von diesem werden die Produktions- und Importabgaben abzüglich der Subventionen abgezogen. Man erhält das:
- Volkseinkommen
Dieses teilt sich auf in
- Unternehmens- und Vermögenseinkommen
- Arbeitnehmerentgelt
Das Statistische Bundesamt (StBA) unterteilt das Arbeitnehmerentgelt in:
- Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Es verbleiben die
- Bruttolöhne und -gehälter
Diese teilen sich auf in
- Sozialbeiträge der Arbeitnehmer
- Lohnsteuer
- Nettolöhne und -gehälter
In der Abbildung sind die Unternehmer- und Vermögenseinkommen vermindert um die "direkten Steuern auf die Unternehmenseinkommen", eine Größe, die nach Angaben des StBA errechnet wurde. Außerdem weist das StBA seit 1991 Sozialbeiträge der Unternehmer und der Nicht-Erwerbstätigen aus, die ebenfalls von den Unternehmenseinkommen abgezogen wurden.
[Bearbeiten] Wohlfahrtsfunktion
Wird aus dem Bruttonationaleinkommen ein durchschnittliches pro-Kopf-Einkommen berechnet, ergibt sich häufig ein Betrag, den ein „Durchschnittsbürgers“ angesichts seines eigenen Einkommens als überraschend hoch empfindet. Der Grund für die Überraschung ist der Einfluss von Spitzeneinkommen [10]. Die Wohlfahrtsfunktion soll das vom Durchschnittsbürger „gefühlte“ Durchschnittseinkommen besser darstellen. Sie ist nach einem Vorschlag von Amartya Sen (später zusammen mit James E. Foster erweitert) das Produkt aus dem Bruttoeinkommen und der Gleichverteilung (z.B. 1 minus Ginikoeffizient) des Bruttonationaleinkommens.
[Bearbeiten] Zeitliche Einkommensverteilung
Neben der Verteilung von Einkommen auf Personen, Haushalte usw. kann auch die Zeitliche Verteilung von Einkommen betrachtet werden.
[Bearbeiten] Verteilungsvorgang
Einkommensverteilung kann auch als ein im Sinn des Wortes verstanden werden: Der Vorgang der Verteilung eines Einkommens. In der Entwicklungshilfe ist die direkte Einkommensverteilung ein wichtiger Faktor, damit die Verluste auf dem Weg vom Zahler zum Empfänger gering bleiben. In Entwicklungsländern liegt eine große Differenz in der personellen Einkommensverteilung vor.
[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen
- ↑ He Qinglian, Zhongguo Xiandaihua de XianJing (Die Fallen der Modernisierung in China, besprochen von Liu Binyan und Perry Link in New York Review of Books, 8. Oktober 1998. Der mit „akzeptabler Normalität“ klassifizierte Wertebereich korreliert mit dem für europäische Industriestaaten beobachtbaren Wertebereich der Ungleichverteilung von Markteinkommen.
- ↑ DIW-Wochenbericht 19/00, Einkommensverteilung in Deutschland
- ↑ Umverteilung
- ↑ Hauser/Becker: Verteilung der Einkommen, Gutachten für den Zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Frankfurt 2004, S. 96; zitiert in DGB-Präsentation "Verteilungsgerechtigkeit", S.34
- ↑ Online-Rechner: Einkommensungleichheit 1998
- ↑ Online-Rechner: Einkommensungleichheit 2003
- ↑ Statistisches Bundesamt: Lohn- und Einkommensteuerstatistik 2001
- ↑ Tabellenkalkulation: Einkommen 2001, Umverteilung durch Steuern
- ↑ Online-Rechner: Ungleichverteilung der Brutto-Einkommen und Ungleichverteilung der Netto-Einkommen im Jahr 2001
- ↑ A liberal and a conservative were sitting in a bar. Then Bill Gates walked in.
"Hey, we're rich!" shouted the conservative. "The average person in this bar is now worth more than a billion!"
"That's silly," replied the liberal. "Bill Gates raises the average, but that doesn't make you or me any richer."
"Hah!" said the conservative, "I see you're still practicing the discredited politics of class warfare."
(Paul Krugman, International Herald Tribune 22. Januar 2003)